Musik mit Keyboards und Computern steht heute im Zeichen der Vielfalt. Immer mehr Synthesizer, Expander und andere MIDI - Musikgeräte zieren die Arbeitsplätze von Amateuren und Profis. Nach ständig neuen Sounds dürsten die Fans, und wer seinen Instrumenten nicht täglich neue Klänge entlockt, ist schnell out. Editor-Software hilft, in diesem Rennen die Nase vorn zu behalten.
Immer neue Spezialeditoren für die Geräte kosten viel Geld in der Anschaffung und Zeit für die Einarbeitung. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Universaleditoren, die sich auf beliebige MIDI-Geräte anpassen lassen. Die Vorteile liegen auf der Hand: einheitliche Bedienung und verhältnismäßig geringe Kosten. Die Firma Hybrid Arts hat endlich nach langer Vorankündigung einen solchen Universaleditor mit dem Namen »GenEdit« auf den Markt gebracht. Wir prüfen, ob die Version 1.0 hält, was Musiker sich von ihr versprechen.
Zum Lieferumfang von GenEdit gehören ein stabiler DIN-A5-Ringordner mit knapp 350-seitigem Handbuch in leicht verständlichem Englisch und drei Disketten mit dem Programm sowie einer Reihe fertiger Editoren. Das Programm läuft auf allen ST-Modellen ab 512 KByte RAM in Farbe oder Schwarzweiß. Für den Betrieb sind mindestens 1 MByte RAM zu empfehlen, da sonst kaum Sounds im Editor Platz finden. Das Programm selbst besteht aus mehreren Teilen: einer Hauptseite mit zwei Soundbänken und »Library« für die Sounds, den »Configurations« für die Datenübertragung, den »Templates« als eigentlichen Editorseiten sowie einigen weiteren Funktionsteilen wie »Makros«, »MIDI-Monitor« und »Sequencer«.
Die Sounds sind, wie allgemein üblich, in Bänken zusammengefaßt. Auf der Hauptseite befinden sich zwei Fenster, zwischen denen Sie einzelne Sounds oder Gruppen per Maus kopieren und so die benötigte Sammlung zusammenstellen. Die Bedienung ist dabei problemlos. Auch das Übertragen der Bänke oder einzelner Sounds funktioniert einfach durch Ziehen des gewünschten Eintrags auf das MIDI-Symbol.
Neben der Verwaltung bereits vorhandener Klänge erzeugt GenEdit über drei Funktionen auch neue Sounds. Durch »Randomize, Distort und Average« erweitern Sie schnell ihre Klangbibliolhek. Die Verwaltung mehrerer so gewonnener Bänke ist allerdings nicht so gut gelöst. Die dafür normalerweise vorgesehenen Libraries sind lediglich auf 1024 Plätze erweitere Soundbänke und verfügen über keinerlei Such- und Sortierfunktionen. Hier ist für die nächsten Versionen von GenEdit noch Nachholbedarf vorhanden.
Positiv hingegen wieder die Funktion »Multi-Block-Files«, die eine Reihe von Soundblöcken verschiedener Instrumente zu einer Datei zusammenfaßt. So braucht man nicht für jedes Musikstück eine Reihe verschiedener Bänke zu laden, sondern hat alle benötigten Sounds »mit einem Rutsch« im Computer. Auch das Laden fremder Editorformate ist vorgesehen. Die Funktion »Find« sucht dazu automatisch das erste »fO«-Byte in der Datei, mit dem normalerweise die Übertragung der System-Exklusiv-Daten beginnt. Das größte Problem eines universellen Editors ist natürlich seine Anpassung an das jeweilige Equipment. Um GenEdit zu konfigurieren, wählen Sie entweder bereits vorhandene Editoreinstellungen von der Diskette oder »basteln« sich Ihren eigenen Editor zusammen. Die Kommunikation zwischen Computer und MIDI-Gerät übernehmen die »Configurations«, das Editieren der Sounds geschieht auf den entsprechenden »Templates«. Befinden sich für Ihren Synthesizer bereits fertige Einheiten auf der Diskette, gibt es keine Schwierigkeiten. Laden Sie zunächst die Configuration und dann das passende Template. Ist auch der Synthesizer angeschlossen, steht Ihnen ein fertiger Editor zur Verfügung. Gibt es allerdings keine passende Einheit, oder gefallen Ihnen die Editorseiten nicht, müssen Sie selbst »konstruktiv« tätig werden. Springen Sie zunächst Über die Funktion »Template edieren« in den entsprechenden Edit-Modus. GenEdit weist hier eine äußerst positive Benutzerführung auf. Wählen Sie dann eine der acht Seiten des Editors und verändern die Bedienelemente, ihre Anordnung, Größe oder Beschriftung, Aussehen in Farbe und Füllmuster sowie die Wirkungsbereiche. Es stehen dazu Linien, Kästen, Schieberegler, Hüllkurven mit fast beliebiger Segmentzahl, Drehknöpfe, Joystickfelder, Zahlen oder Tabellen zur Verfügung. Die einzelnen Bedienelemente sind in der Größe variabel. So hat man sehr viel Freiheit bei der Gestaltung einer Seite, ohne Programmierkenntnisse zu benötigen. Auf den maximal acht Seiten lassen sich übersichtlich alle Funktionsgruppen eines Editors verteilen -drangvolle Enge auf einer Bildschirmseite gehört der Vergangenheit an. Schwieriger ist die Entwicklung eigener Configurations. Das sind im Prinzip kleine Unterprogramme, die GenEdit für die Kommunikation mit dem jeweiligen MIDI-Gerät aufruft. Dazu gibt es eine Basic- ähnliche Sprache, die auch Schleifenkonstruktionen unterstützt. Der Editor überprüft alle Eingaben auf theoretische Richtigkeit. Die genaue Programmierung einer Configuration zu beschreiben, führt hier zu weit. Notwendig sind jedenfalls gute Kenntnisse über den Aufbau der jeweiligen System-Exclusiv- Daten. Haben Sie dazu einige Programmierkenntnisse, gelingt es bald, anhand der vorhandenen Configurations eigene Routinen zu entwickeln.
Noch drei weitere Funktionsteile von GenEdit seien erwähnt. »Macro« und »MIDI-Monitor« dienen der Analyse von MIDI-Daten und sind hilfreich bei größerem Equipment. Während der MIDI-Monitor ankommende Daten auf dem Bildschirm zeigt, bietet der Makro-Editor Platz für 36 verschiedene Befehlsfolgen, um sie aus dem Programm an das Equipment zu übertragen. Dabei gibt es verschiedene Formen der Anzeige und einige Blockoperationen, die den Aufbau größerer Makros vereinfachen.
Zu den hilfreichen Kleinigkeiten zählt auch der eingebaute Sequenzer. Er nimmt auf einer Spur eine kurze Melodie oder Akkordfolge auf, die zu Kontrollzwecken beim Soundeditieren zur Verfügung steht. In Verbindung mit »HybriSwitch«, dem Multitasking-System von Hybrid Arts, löst das entsprechende Sequenzerprogramm diesen Mini-Sequenzer ab. GenEdit überzeugte in der Anwendung durch seine leichte Bedienbarkeit und hohe Betriebssicherheit. Einige Einschränkungen wie die unterentwickelte Library-Funktion oder eine noch nicht auf die deutsche Tastatur angepasste Bedienerführung (für die Bestätigung von »Yes« gilt Z) sind in den nächsten Updates auszuräumen. Für die angekündigte Version 1.1 von GenEdit gilt eine Kompatibilität mit den beiden verbreiteten Multitasking-Systemen »M-ROS« und »Soft-Link«. Außerdem bietet die neue Version eine erweiterte Liste mit vorbereiteten Templates und Configurations, so daß fast jeder zumindest einen Teil seines Equipments hier wiederfindet. Ab zwei oder drei Geräten ist dieser Universaleditor für 598 Mark bereits kostengünstiger als einzelne Programme. So lernt man auch die MIDI-Fähigkeiten der eigenen Instrumente besser kennen.