HypercacheST+: Dreh am Takt

Mit der »HypercacheST+«-Erweiterung lassen sich auf dem Atari ST hohe Geschwindigkeiten erreichen. Das beschleunigt zeitraubende Anwendungen wie Berechnungen oder Grafikausgeben auf wenige Sekunden.

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Aufbau, Verarbeitung und Layout der Beschleunigerkarte vermitteln einen soliden und professionellen Eindruck

Prinzipiell beruhen alle Methoden der Rechenzeitverkürzung auf einer Steigerung der Taktfrequenz des Computers. Unterschieden wird hier zwischen Systemtakt und CPU-Takt. Eine Erhöhung des Systemtaktes ist aus Gründen des gesamten Tunings-Ablaufes innerhalb der Hardware- Umgebung nahezu ausgeschlossen. So bleibt nur noch die Erhöhung der Prozessorfrequenz, die fast unabhängig vom Systemtakt ist, um eine effektive Geschwindigkeitssteigerung zu garantieren. Doch dies ist bei weitem nicht alles, um die Rechenleistung noch einmal zu steigern: Mit sog. CacheSpeichern läßt sich der Atari nochmals etwas schneller machen. Ein solcher Cache-Speieher erlaubt es dem Prozessor, auf Register enorm schnell zuzugreifen. Der Trick, auf dem die Temposteigerung basiert: Man liest einen kleinen Teil des Hauptspeichers in schnelle RAMs ein, um den Prozessor schneller als das langsame RAM mit Daten zu versorgen. Eines gilt es allerdings immer zu bedenken: Die Ein- und Ausgabefunktionen, sprich Disketten- oder Hard-Disk-Zugriffe, beeinflußt so eine Erweiterung leider nur gering. Beim »Hypercache-ST+ «, entwickelt von »Pro-VME« handelt es sich um eine Erweiterung, die eine auf 16 MHz erhöhte Prozessortaktfrequenz in Verbindung mit einem 16 KByte schnellem Cache-Speicher enthält. Der Lieferumfang des Kits umfaßt die Platine, eine Einbauanleitung und eine Diskette mit Test-Software. Die 100 x 90 mm große Platine vermittelt einen professionellen Eindruck. Auf ihr befinden sich neben einer 16 MHz 68000er CPU die schnellen Cache-RAMs, einige konventionelle Chips und drei programmierte Logikbausteine (GAL).

Trotz der relativ großen Abmessung der Platine ist diese leicht in allen gängigen Atari-Computer unterzubringen. Zum Einbau in den Computer ist dennoch einiges Fingerspitzengefühl gefragt, da der 68000er Prozessor auszulöten ist. Das fällt um so leichter, da die alte CPU nicht mehr benötigt wird. Laut Bauanleitung sind zuerst die Beinchen der CPU abzuzwikken und dann mit einem feinen Lötkolben zu entfernen. Alle Mega-ST-Besitzer, die auf ihrer CPU einen »huckepack« aufgelöteten Schaltkreis finden, brauchen ihn nicht länger verwenden, da er bereits auf der Hypercache-Platine integriert ist. Den notwendigen 16-MHz-Takt erzeugt die Hypercache-Hardware selbst, d.h., es sind keine Drahtverbindungen von der MMU oder dem Video-Shifter zur Erweiterung notwendig. Allerdings ist zum ordnungsgemäßen Betrieb der Platine eine Verbindung zu ziehen, und zwar zum Soundchip. Diese Leitung findet für die softwareseitige Um- bzw. Einschaltung des Cache Verwendung. Erscheint dann beim Einschalten das gewohnte Desktop, dann haben Sie prinzipiell schon gewonnen. Jetzt geht es an den Test der Hypercache: Hierzu ist das HCTEST.PRG Programm zu starten, das alle Funktionen der Platine überprüft und auch einen Speichertest durchfuhrt. Wichtig ist noch ein Accessory, das das Einschalten des Cache und die Festlegung der Portadresse zum Umschalten ermöglicht.

Um eine nachvollziehbare Aussage über den Geschwindigkeitszuwachs machen zu können, verwendeten wir ein bekanntes Benchmark- Programm. Hierbei handelte es sich um zehn Iterationen des »Sieb des Aristoteles«. Unsere Messung ergab:

ST 520+ ohne eingeschaltetem Hypercache: 2,37 Sekunden
ST 520+ mit eingeschaltentem Hypercache: 1,21 Sekunden

Der Geschwindigkeitszuwachs ist also offensichtlich. Besonders bemerkbar ist die Beschleunigung, wenn es um den Bildaufbau bei CAD- und DTP-Programmen geht.

Die zwölfseitige Dokumentation beschreibt den eigentlichen Einbau der Erweiterung, sie umfaßt die Erklärung der Begleitprogramme und einige Tips und Tricks für den Betrieb der Hypercache ST+. Wir empfanden die Ausführungen zum Einbau etwas zu knapp formuliert. Speziell Anwender, die mit dem Lötkolben auf Kriegsfuß stehen, finden in der kurzen Umbauanleitung nicht genügend Informationen. Außerdem sollte das Programm-Beispiel am Ende der Dokumentation dringend überarbeitet werden.

Die Hypercache-ST+ -Erweiterung ist mit ihrem Preis von 550 Mark ein Muß für alle Anwender, die ihren Atari ST professionell betreiben wollen. In puncto Dokumentation sollte Pro-VME allerdings etwas mehr Sorgfalt an den Tag legen.

(Ulrich Hilgefort/uw)
Hans Hoffmann

Hypercache-ST+

Vertrieb: Pro-VME
Preis: 550 DM
Cache: 16 KByte
Taktfrequenz: 16 MHz

Stärken:
hohe Geschwindigkeit
solide und zuverlässige Bauform
gute Software-Unterstützung

Schwächen:
mangelhafte Dokumentation

Fazit: Eine gelungene Erweiterung für alle Anwendet, die Prioritäten wie hohe Rechenleistung und schnellen Bildaufbau an ihren ST setzen.

Pro-VME, Postfach 1236, 6903 Neckargemünd 1, Tel. 06223/72029



Aus: ST-Magazin 10 / 1990, Seite 50

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