Jay Glenn Miner wurde am 31. Mai 1932 in Prescott im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona geboren und wuchs in Südkalifornien auf.
Nach seinem Studium in San Diego meldete er sich, angetrieben durch den Koreakrieg, zur Küstenwache, die ihn nach Groton, Connecticut, zur Elektronikerschule schickte. Bis 1958 studierte Miner erfolgreich Elektronik-Ingenieurwesen an der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Miner entwickelte in den darauffolgenden Jahren bei verschiedenen Unternehmen elektronische Geräte wie Voltmeter und Taschenrechner und später die ersten erfolgreichen Heimcomputer. Mitte der 70er Jahre stieß er auf Bitten seines langjährigen Freundes Harold M. Lee zu dem aufstrebenden Spiele- und Computer-Hersteller Atari, damals einem der Pioniere der Computerspielebranche, der zu dieser Zeit mit dem Spiel Pong astronomische Erfolge erzielte. Unter der Schirmherrschaft von Atari entwickelten Miner und sein Team das Atari VCS, eine äußerst erfolgreiche Videospielekonsole mit auswechselbaren Modulen.
1979 legte Miner mit der Entwicklung der Custom-Chips, allen voran der Grafikchip ANTIC, einen Meilenstein in der Computergeschichte. Die Custom Chips fanden erstmals in den 8-Bit-Systemen Atari 400 und 800 Verwendung und blieben bis zum Ende der 8-Bit-Produktion viele Jahre später unverändert und ihrer Konkurrenz (C=64) weit voraus. Diese Custom-Chips, die den Vorteil hatten, den Prozessor durch einen CPU-unabhängigen Speicherzugriff zu entlasten, waren auch eine der Grundlagen eines neuen Computer-Systems, das in diesen Tagen das fünfzehnte Jubiläum feiert.
Nach dem Ausstieg bei Atari arbeitete Miner vorübergehend bei Zynos, einem Hersteller von Herzschrittmachern, doch schon kurz darauf begeisterte Larry Kaplan, ein Bekannter aus den Atari-Zeiten, Jay Miner für die Idee, ein neues Videospiel samt Hardware zu entwickeln. Die Firma Hi Toro wurde, mit David Morse und Jay Miner an der Spitze, gegründet und kurze Zeit später aufgrund namensrechtlicher Probleme in Amiga Corp, umbenannt. Unter dem Vorwand, den Wünschen der Geldgeber nach einer erstklassigen Spielekonsole zu entsprechen, entwickelte Amiga einen Wolf im Schafspelz: ein Computer-Mainboard im Gehäuse einer Videospielekonsole mit dem Namen Lorraine. Kurz nach der Veröffentlichung und einem Übernahmeversuch von Seiten Atari gliederte der mittlerweile erfolgsverwöhnte amerikanische Computerhersteller Commodore das kleine Unternehmen ein und präsentierte der Öffentlichkeit den ehemaligen Lorraine als neuen Amiga 1000. Zweifellos war der Amiga 1000 ein technisches Meisterwerk, das unter der fürsorglichen, fast väterlichen Leitung von Jay Miner entstanden ist, ein Computer, der durch die frühe Einleitung des Multimedia-Zeitalters über einen langen Zeitraum hinweg maßgebend war und bis heute eine riesige Fangemeinde sein Eigen nennt - Atari selbst griff unter Jack Tramiel auf die Dienste des C=64-Entwicklers Shiraz Shivji zurück, um das Konkurrenzprodukt ST zu entwickeln.
Im Laufe der nächsten Jahre häuften sich die Verstimmungen zwischen Commodore und der ehemaligen Entwicklercrew unter Jay Miner über die weitere Marschroute, insbesondere über die Produkt- und Marketingstrategie. 1989 verließ Jay Miner Commodore und wandte sich neuen Aufgaben zu, teils aufgrund der Enttäuschung über die zu unterschiedlichen Auffassungen, teils aus gesundheitlichen Gründen. Bei Venitrex, einem auf dem expandierenden Biotechnologie-Markt tätigen, amerikanischen Unternehmen, entwickelte Miner sein letztes Produkt, den Defillibrator, mit dem das Herzflimmern von Patienten verringert bis vermieden werden konnte.
Zu dieser Zeit hatte sich Miners Nierenleiden, das ihn den Großteil seines Lebens beschwerte, so drastisch verschlechtert, dass eine Transplantation einer Spenderniere seiner Schwester unumgänglich wurde. Diese Operation schenkte ihm vier weitere Jahre. Am 20. Juni 1994 erliegt Jay Miner an einem Nierenversagen in Mountain View, Kalifornien, im Alter von 62 Jahren.
War Jay Miner auch der Vater des Atari XL/XE sowie des Amiga und damit einer der Begründer des Multimedia-Zeitalters, so entstand wie in den meisten Fällen auch hier der legendäre Ruf durch markante Absonderheiten. Die kleine Cocker-Pudel-Mischlingshündin Mitchy war Jay Miners ständige Begleiterin, die sogar ein eigenes Namensschild an Herrchens Büro und eine eigene ID-Karte besaß. Spätestens mit ihrem Pfotenabdruck im Gehäusedeckel der ersten Serie des Amiga 1000, just neben den Autogrammen der Entwickler, wurde Mitchy selbst zur Legende ...
Miners Ehefrau Caroline, die er in Groton kennenlernte und 1952 heiratete, beschrieb ihren Gatten als einen vielseitigen Mann, der mit Bonsai-Pflanzen, Modellflugzeugen, Square Dance und Campen verschiedenartigste Interessen hatte. Harold M. Lee, der Miner zu Atari lockte, umschrieb seinen langjährigen Freund und Kollegen folgendermaßen: «He never stopped designing.