Wenngleich kein ganzes Jahr um ist, wurde auch in diesem Frühjahr wieder eine ATARI-Messe in Neuss veranstaltet.
Der Hintergrund ist folgender: Händler, Softwarehäuser und Veranstalter sehen in der ATARI-Messe nicht mehr zwangsläufig das einmalige Riesenereignis. Die letzten Messen haben gezeigt, die viele ATARI-Anwender nach der Möglichkeit dürsten, persönlich mit den Vertrieben und Programmierern in Kontakt zu treten und Software vor dem Kauf zu testen.
Die Idee, eine zweite Messe zu veranstalten, wurde vom Publikum positiv aufgenommen, wenngleich die Besucherzahlen nicht ganz die Größenordnung der Herbstmesse erreichten. Insbesondere der Messesamstag war hervorragend besucht und der etwas ruhigere Sonntag wurde vielfach dazu genutzt, Geschäftskontakte zu knüpfen, ausführliche Gespräche zu führen usw.
Im folgenden Messebericht wollen wir nun nicht wieder auftischen, welche Software von welchem Anbieter vorgestellt wurde, denn der Inhalt des Heftes soll sich ja auch nicht innerhalb von sechs Monaten direkt wiederholen. Vielmehr werden wir auf Neuerscheinungen, Updates usw. eingehen. Allen, die den Messebericht als umfassendes Adressenverzeichnis von ATARI-Anbietern nutzen möchten, empfehlen wir die Ausgabe 11/98.
Beginnen wir mit der Firma M.u.C.S., die eines der vielversprechendsten Programme dieser Messe präsentieren konnte: Light of Adamas.
Was hier wie ein mysteriöses Adventure klingt, ist eine ernstzunehmende Software für den Einstieg ins Internet. Das Draconis Internet Package" wurde von dem Entwickler Jens Heitmann unter der Prämisse konzipiert und entwickelt, dass auch ATARI-User, die kein Multitasking-Betriebssystem installiert haben, problemlos ins Internet gelangen können.
Der Internet-Browser verfügt über eine Vielzahl von Darstellungs-Features, wie sie teilweise von konkurrierenden Produkten nicht angeboten werden. Einzig die Darstellungsgeschwindigkeit beim Laden von Grafiken lässt derzeit noch zu wünschen übrig, doch daran soll schon bald gearbeitet werden. Erfreulich ist auch, d aß die Qualität der Darstellungen auch im 16-Farben-Modus hervorragend ist. Die Software wurde auf der Messe in einer Betaversion für 5,- D M Schutzgebühr verkauft und soll schon in wenigen Wochen verfügbar sein. Nebenbei erfuhren wir auch, dass der Entwickler sich nach Abschluss der Hauptarbeiten an die Anpassung von Java machen möchte.
M.u.C.S. hatte neben diesem Hoffnungsträger auch zwei interessante Spiele im Angebot, die ab sofort vertrieben werden.
EUSoft Peter Weber präsentierte rechtzeitig zur Messe die ATARI-Forever CD-ROM Teil 4, die mit gewohnt hoher Datenqualität aufwarten kann. Diesmal sind neben einem großen Maß an ATARI-Software u.a. auch 6400 Liedertexte, Listen zu diversen, derzeit noch verfügbaren PD-Serien, Desk-Icons, Spiele usw. enthalten.
Diese Messe hat es endgültig bewiesen: Auch die Shareware-Softwareanbieter gehören zu den wichtigen Kandidaten des ATARI-Marktes, denn diese sind aktiv, vielleicht sogar aktiver als so manches Unternehmen, und sie bieten erstklassige Software zu niedrigem Preis an.
So z.B. Michael Ruge, der sein Hardware-Informations-Werk Chips 'n Chips" in der Version 5.50 vorstellte. Bei Chips'n Chips handelt es sich um einen Shareware-ST-Guide-Hyptertext (1.3 KB groß), der sich mit der Hardware von ATARI-Geräten und deren Peripherie auseinandersetzt. Natürlich sind auch die Pinbelegungen der Schnittstellen und der IC-Bausteine aller nur erdenklichen Geräte enthalten.
Der Inhalt fängt beim alten 260 ST an, erstreckt sich über das ST-Book und die ATARI-Transputer-Workstation bis hin zum Falcon 030. Neben technischen Infos enthält Chips'n Chips u.a. auch Reparaturtips für häufig auftretende Probleme usw.
Im ausgedruckten Zustand umfasst das Werk rund 3 große DIN A4-Ringbücher, so dass der Druck sich wohl nicht rentieren würde. Eine Demoversion erhält man bei der Maus Wiesbaden 2 (0611 - 9419126, Datei Chips55D.ZIP) oder über das Internet: http://members.aol.com/michruge/index.html". Der direkte Kontakt erfolgt über Michael Ruge, Konrad-Adenauer-Ring 14, 65428 Rüsselsheim, Tel. (06142) 33429.
Bleiben wir bei den Shareware-Produkten, denn auch von der bekannten Telekommunikationssoftware STarCall pro" von InLi-Software gibt es nun die brandaktuelle Version 2.5, die in vielen Bereichen überarbeitet und modernisiert wurde. Für alle, die es noch nicht wissen: STarCall umfasst ein komplettes DFÜ-Paket mit Modulen für eine Terminal-Software, Fax-Versand und -empfang, Anrufbeantworter sowie Software zum Einrichten einer eigenen Mailbox, die nun auch über einen eigenen Emailer verfügt.
Erfreulich ist dabei, dass STarCall kontinuierlich weiterentwickelt wird, und dass die Systemanforderungen vergleichsweise gering sind: ATARI ab 1 MB RAM! Eine Demoversion erhalten Sie unter http://www.ob.rhein-ruhr.de/infinity oder über die Mailboxnummer (02363)55661.
Das Programm kostet zwischen 35,- und 100 DM (je nach Ausstattung) und kann direkt bei Inli-Software, Ingo Linkweiler, Marktstr. 48, 45 711 Datteln, bezogen werden.
Ein bekanntes Programm hat sich zu der Gattung der Shareware-Produkte hinzugesellt faceVALUE, das nun endlich in der Version 2.0 erhältlich ist. Mit faceVALUE erstellt der Anwender im Handumdrehen saubere GEM-Programme. Der Programmierer designed in einem RSC-Editor lediglich eine komfortable und ansprechende Oberfläche, und faceVALUE übernimmt den Rest. Ganz so einfach ist es sicherlich nicht, doch mit Hilfe der umfangreichen Bibliothek an Funktionen kann man sich schnell und auf modulare Weise eine eigene Software zusammenstricken, ohne viele Programmierzeilen eingeben zu müssen. Seit der Version 1.1 hat sich sehr vieles getan - zuviel, um es hier in diesem Messebericht umfassend dokumentieren zu können. Daher werden wir in einer der kommenden Ausgaben ausführlich darüber berichten. Wer dennoch schon einmal zugreifen möchte: Das Update beträgt 30 DM, die komplette Vollversion beläuft sich lediglich über 79 DM. Wenden Sie sich bitte an Holger Herzog, Vorgartenstr. 9, 66424 Homburg.
Auf dem Stand von Atos konnte jeder Besucher u.a. Smurf 1.01 bewundern. Smurf ist ein ausgezeichnetes Grafikprogramm mit dem modernen Look und Funktionsumfang der Software von heute. Nach mehrjähriger Entwicklungszeit ist Smurf nun endlich für einen Preis von 69,- D M zu erhalten. Was Smurf so alles kann und beherrscht, lesen Sie bitte in unserem ausführlichen Testbericht in dieser Ausgabe ab Seite 13 nach. Aber auch PixArt 4.3 hat wieder Fortschritte gemacht. Einige der Erweiterungen sind z.B., dass man nun auch JPG-Bilder importieren und exportieren kann. Besonders interessant ist auch der Kopierstift, den man ansonsten von größeren PC-Programmen kennt. Die neue Version 4.3 hat also eindeutige Schritte in Richtung EBV-Software gemacht, und wer weiß: Wenngleich sich PixArt und S m urf konzeptionell unterscheiden und erst einmal an unterschiedliche Kundenbedürfnisse richten: Vielleicht sorgt ein geringer Konkurrenzkampf auch für eine beschleunigte Entwicklung auf beiden Seiten?
Apropos Konkurrenzkampf: Wer meint, dass die papyrus-Entwicklung nun, da das Programm nahezu Einzelkämpfer und ohne Konkurrenzdruck auf dem ATARI-Markt ist, verlangsamt würde, der musste sich auf der ATARI-Messe eines Besseren belehren lassen. R.O.M. stellte nämlich die aktuelle Version 6 vor, die sich in Bezug auf dem Funktionsumfang mit dem PC-Markt misst. Und auch ein halbes Jahr nach dem letzten Update hat es wieder wichtige Neuerungen gegeben. Zunächst wurde die Oberfläche zeitgemäß dem 3D-Look der Apple- und Windows-Welt angepasst. Aber auch das Thema Internet wurde elegant integriert, denn papyrus 6 ist nun auch mit der ATARI-Version in der Lage, HTML-Dokumente z.B. für das Internet zu erstellen. Leider ist das Programm erst direkt auf der Messe in Neuss veröffentlicht worden, so dass der ausführliche Test der neuen Funktionen wieder nicht bis zum Redaktionsschluss gelungen ist.
Ein großes Zugpferd des ATARI-Marktes ist mit Sicherheit die DTP-Software Calamus, die seit der Übernahme durch den invers-media Verlag wieder frischen Elan verspürt. Calamus konnte wiederum in einer überarbeiteten und erneuerten Version vorgestellt werden, und auch adequate systems konnte in Neuss wieder mit neuen Modulen aufwarten. Das ist schön - so schön, dass wir in der kommenden Ausgabe ein kleines Calamus-Special veröffentlichen werden!
Nicht neu, aber bewährt und in jüngster Zeit schmerzlich vermisst, ist das Falcon-Grafikprogramm "Apex-Media", das von nun an wieder hierzulande verfügbar ist und über den Software Service Seidel vertrieben wird. ApexMedia sollte uns allen noch ein Begriff sein, denn dieses unglaublich schnelle und vielseitige Pixel-Malprogramm mit DSP-Support ist so beeindruckend, dass es bei seiner Einführung erfolgreich in einer Sendung des WDR-Computerclubs vorgeführt wurde. Wer dennoch die große Investition scheut und erst einmal einen Einblick gewinnen möchte, der kann sich auch zunächst des "Apex Intro" bedienen, das eine abgespeckte Version des Apex Media darstellt. In wenigen Wochen soll nun endlich Apex Alpha, der "Gigant", veröffentlicht werden. Eine Weiterentwicklung auf dieser Schiene ist jedenfalls garantiert.
Auch der FALKE Verlag selbst hatte Neues vorzuweisen. Neben dem Vertrieb von NeoN-Grafix wurde rechtzeitig die neueste Version des HomePage-Pinguin vorgestellt, der nun noch viel komfortabler geworden ist. Mit dem aktuellen 2.5er Release kann nun jeder Anwender ansprechende und aufwendige HTML-Seiten gestalten, auch wenn er keine Ahnung von HTML-Programmierung hat. Neu im HP-Pinguin-Paket ist Software zum Erstellen von animierten GIF-Bildern und der Draconis-HTML-Browser, auf dem die HTML-Seiten direkt betrachtet werden können.
Außerdem konnten sich die Besucher vor Ort von der Leistungsfähigkeit des neuen STEmulator überzeugen. In einem gemeinsamen Vorführraum von SoundPool und FALKE-Verlag wurde die neue Musiksoftware aus Frankreich vorgeführt. Neben dem Digital Homestudio sind nun auch Midi-Play, eine Software zum Abspielen von MIDI-Dateien mit Standard GM-Sounds (ohne zusätzliche Hardware) und Expand, ein echter Software-MIDI-Expander für den Falcon, der auch parallel zum Sequenzer arbeitet, vorgestellt worden. Weitere Infos hierzu auch in einer der kommenden Ausgaben.
Kommen wir zum Milan, der dafür sorgte, dass der Milan-Stand am Samstag schon kurz nach Öffnung der Halle dicht umringt war. Die Besucher konnten vor Ort ihre eigene Software austesten und schon erste Harddiscrecording-Arbeiten am Milan bewundern. Kurzfristig zur Messe wurde nämlich die STarTrack-Karte von Stephan Wilhelm über einen VME2PCI-Adapter angepasst. Immer wieder faßten sich die Besucher erstaunt und manchmal auch sprachlos ans Kinn, wenn die Geschwindigkeit des Milan mittels Calamus, Grafiksoftware oder einfachen Daten-Pack-Routinen präsentiert wurde. Definitiver Liefertermin ist nun der Mai 1998. Wer sich also noch eine Gerät der ersten Serie sichern möchte, der sollte sich schleunigst an seinen Händler wenden, denn schon vor Ort konnten diverse Verkäufe erzielt werden. Ein Thema, die SCSI-Karte, konnte erfreulicherweise geklärt werden. Diese Karte wird es mit Marktantritt des Milan geben. Der Preis wird bei rund 200,- DM liegen.
Womit schon fast niemand mehr gerechnet hatte, war die Linux 2.0-CD, die nun überraschenderweise doch noch vorgestellt werden konnte. Delta Labs Media bot auf der Messe eine randvolle CD-ROM an, die neben 80 M B Main-Bereich auch die grafische Benutzeroberfläche X11 und 450 MB ausgesuchter Linux-Software an. Auf der Messe nutzten wir die Möglichkeit, mit dem Workshop-Referenten R. Hodek über das Thema Linux zu diskutieren, und er ließ zwischen den Zeilen erkennen, dass der Netscape-Communicator schon in absehbarer Zeit auf Linux 2.0 für ATARI laufen könnte, da schon zwei Tage nach Freigabe der Sourcen emsige Entwickler angefangen hätten, daran zu arbeiten.
Dieses würde natürlich nur auf einer adäquat schnellen Maschine Sinn machen (Hades,Milan...). Auf dem Stand von Woller & Link konnten sich die Besucher über die Leistungsfähigkeit des neuen N.AES erkundigen und außerdem diverse Lösungen wie z.B. das Parallelport-Zip am ATARI vorführen lassen bzw. erwerben.
Echte Neuigkeiten von ASH gab es leider nicht, dazu hätte die Messe wahrscheinlich nur wenige Wochen später stattfinden müssen. Aber man konnte schon einmal einen Blick auf die zu erwartende Version zum CAB werfen, in der das Internet-Programm z.B. die automatische Anwahl oder auch Paßwortschutz beherrschen wird. Wir dürfen also sehr gespannt darauf sein, was uns in den kommenden Wochen aus der Stadt am Neckar erwartet.
Für viele Anwender war auch die Vorführung a m Stand der Firma AG-Computertechnik äußerst interessant, denn erstmals wurde das Ende Juni verfügbare Netzwerksystem auf Basis von NE2000-kompatiblen PCI-Netzwerkkarten vorgeführt. Mit Hilfe dieses Netzwerkes können ATARI-Clones, die über einen PCI-Bus verfügen, mit allen Windows95, -NT, und Linux-Rechnern vernetzt werden, die über ein Netzwerksystem auf Basis des TCP/IP-Protokolls verfügen. Die gesamte Administrationssoftware usw. wurde im HTML geschrieben, so dass die Anwendung auf allen Systemen identisch sein wird. Mit dieser Netzwerklösung ist den Entwicklern ein großer Schritt gelungen, der für etliche ATARI-User von großem Interesse sein dürfte!
Nun, das war es soweit von den großen Neuerungen. Produkte, die wir in diesem Bericht aus Gründen des Platzmangels ausgelassen haben, werden sicherlich in einer der kommenden Ausgaben berücksichtigt Bleibt zu erwähnen, dass es sehr erfreulich ist, wie positiv die auf der Messe angebotenen Workshops aufgenommen wurden. Der Vorführraum mit rund 40-50 Sitz- und Stehmöglichkeiten war bei fast allen Themen überfüllt, so dass feststeht, dass auch bei der nächsten Messe wieder Workshops stattfinden werden.
Neuss hat sich als Messe-Metropole des ATARI-Marktes etabliert, so dass einer Herbstmesse nichts mehr im Wege steht. Nahezu alle Aussteller haben bereits jetzt für die Oktober-Messe gebucht, und auch Sie sollten sich das erste Oktober-Wochenende dringend freihalten, wenn Sie eine Chance wie diese nicht verpassen möchten, aktiv am ATARI-Markt zu partizipieren.