WinLupe - Room With A View

Wie? Ihr Malprogramm besitzt keine oder nur eine sehr primitive Lupenfunktion, und es fällt Ihnen schwer, immer bis auf Nasenlänge vor Ihrem Monitor zu sitzen? Nun, Sie können jetzt natürlich weitermachen wie bisher und in ein paar Wochen dann Ihren Augenarzt anrufen. Oder Sie könnten sich die Lupe eines bekannten englischen Meisterdetektives ausleihen und so dem Problem von der Hardware-Seite zu Leibe rücken.

Eine viel elegantere Methode wäre es allerdings, gäbe es ein Programm, das quasi softwaremäßig den Bildschirm wie eine Lupe vergrößert darstellt, dies möglichst GEM-konform tut, damit auch mit obskuren Auflösungen und sonstigen Abartigkeiten keine Probleme auftauchen können, die Lupe vielleicht sogar in einem Fenster ausgibt und natürlich auch noch so schnell ist, daß man kaum richtig bemerkt, daß man mit einem zusätzlichen Programm arbeitet.

Die WinLupe ist ein waschechtes GEM-Programm und benimmt sich haargenau so, wie man es auch erwarten würde. So ist es unter allen Auflösungen und allen TOS-Versionen samt MultiTOS und den verfügbaren Multitasking-Erweiterungen MultiGEM und MagiX! lauffähig. Auch Grafikkarten machen ihr keinerlei Schwierigkeiten. Die Lupe selbst läuft in einem echten (!) GEM-Fenster, und das Programm ist je nach Wunsch als Accessory oder als Applikation lauffähig. Letzteres ist natürlich nur für Anwender eines Multitasking-AES interessant, denn was würde es nutzen, würde WinLupe nur sich selbst vergrößern?

Was WinLupe von anderen Bildschirmlupen unterscheidet, sind, neben der konsequenten GEM-Benutzung, die äußerst vielfältigen Konfigurierungsmöglichkeiten. Sie werden in zwei Dialogen feilgeboten, die je nach Wunsch und Vorliebe des Benutzers als nichtmodale Fensterdialoge oder als modale fliegende Dialoge in Erscheinung treten.

Nach der Anwahl im Datei-Menü bzw. direkt nach dem Anklicken des WinLupe-Accessory -Eintrages im Desk-Menü erscheint der eigentliche Konfigurationsdialog. In ihm wird so ziemlich alles eingestellt, was denkbar, möglich und halbwegs sinnvoll ist. Hier fallen als erstes die Vergrößerungsstufen ins Auge, die nicht nur in vorgegebenen Stufen, sondern auch in Zwischenstufen einstellbarsind, wobei die vier fest vorgegebenen Vergrößerungen hierbei sogar noch geschwindigkeitsoptimiert sind. Weiterhin läßt sich die Darstellung des vergrößerten Bildschirmausschnittes in vielfältiger Weise beeinflussen werden. So kann man beispielsweise wählen, ob der dargestellte Ausschnitt ständig aktualisiert werden soll, oder nur dann neu gezeichnet wird, wenn er durch die Rollpfeile oder die Rollbalken bewegt wird, ob die Lupendarstellung invertiert erfolgen und ob der Mauszeiger mitvergrößert oder ausgelassen werden soll.

In einem dritten Feld des Konfigurationsdialoges mit dem Namen ‘Optionen’ kann das Verhalten der Lupe genauer gesteuert werden. Die Lupe kann dem Mauszeiger folgen oder nur starr einen bestimmten Bildschirmausschnitt zeigen, das Lupenfenster kann aus Geschwindigkeitsgründen auf Wortgrenzen ausgerichtet und ein sogenannter Kompatibilitätsmodus gewählt werden, der die Verträglichkeit mit anderen Programmen erhöht.

Ein zweiter Dialog erlaubt die Einstellung von Parametern, die im täglichen Umgang etwas weniger benötigt werden. So kann man hier beispielsweise wählen, ob man die Dialoge als fliegende oder als Fensterdialoge präsentiert bekommen will und ob sich der Konfigurationsdialog öffnen soll, wenn die rechte Maustaste über dem Lupenfenster geklickt wird, was im Multitasking-Betrieb in vielen Fällen ein lästiges Herumsuchen im Anwendungsmenü erspart. Weiterhin kann hier die Auffrischungfrequenz eingestellt werden, also wie oft bei der Echtzeit-Vergrößerung das Lupenfenster aktualisiert werden soll.

Die WinLupe ist die zur Zeit schnellste und beste Bildschirmlupe für ATARI-Computer und zudem noch vollständig GEM-konform programmiert, so daß auch mit zukünftigen Systemen keinerlei Probleme auftreten sollten. Doch sicherlich werden Sie sich jetzt fragen, wozu eine solche Lupe überhaupt gebraucht werden kann? Zum Beispiel zusammen mit Grafikprogrammen, die nur eine sehr unzureichende Lupenfunktion mitbringen, oder bei Problemen, bei denen die Maus ganz exakt positioniert werden muß. Und sollte Ihnen das noch nicht so ganz einleuchten: Spaß macht es auf ieden Fall, etwas mit der WinLupe zu experimentieren und die Icons auf dem Desktop etwas größer unter die Lupe zu nehmen ...

WinLupe

Autor: Christian Grunenberg
ST-PD: 607
Status: PD Shareware Freeware
Auflösung: hoch mittel niedrig sonstige

Positiv: Senr schnelle Vergrößerung, saubere GEM-Einbindung, auflösungsunabhängig

Negativ: -


Eric Böhnisch
Aus: ST-Computer 02 / 1994, Seite 130

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