Editorial: As time goes by

An dieser Stelle soll nicht über Klassiker wie Casablanca und Bogey gesprochen werden, sondern ich will Ihnen ein Problem nahebringen, das Sie, uns und viele Firmen der Computerbranche betrifft: das Problem der i frühen Vorankündigungen und somit langen Lieferzeiten.

Aus Sicht des Anwenders ist die Lage ganz klar: „Was nützt mir eine Vorankündigung, wenn das fertige Produkt noch Monate auf sich warten läßt?“ Daß das einige Firmen auf die Spitze treiben, ist sicherlich nicht richtig, aber man sollte auch ein gewisses Verständnis für Soft- und fHardware-Hersteller aufbringen. Es gibt schließlich immer wieder unvorhersehbare Zeitverzögerungen wie Krankheit der Entwickler, Platinenfehler, einen neuen Atari-Rechner (auf dem natürlich auch alles laufen soll) etc. Gerade letzteres ist nicht immer unkritisch, egal wie sauber man programmiert. Es kann z.B. auch sein, daß ein Entwicklungssystem Probleme mit neuen Rechnern machen kann. Auf der Hardware-Seite kämpft man mit neuen Versionen der Rechner. Alles Dinge, die man als Normalanwender gar nicht merkt, es sei denn in Form eines Bombenhagels.

Die optimale Lösung aus der Sicht des Anwenders wäre sicherlich die direkte Verfügbarkeit des Produkts bei der ersten Erwähnung in der Öffentlichkeit. Das ist aber illusorisch und würde mehrere Probleme aufwerfen. Man könnte auf Messen nicht mehr herumlaufen und fragen, was es an Neuigkeiten gibt, denn es würde so gut wie nie ein fertiges neues Produkt vorhanden sein. Außerdem sollte man die Wettbewerbssituation unter den Firmen nicht außer acht lassen. Stellen Sie sich vor, Sie würden etwas hersteilen, und Ihr Konkurrent hat die Nase mit einem ähnlichen Produkt einen Monat voraus. Was würden Sie machen? Richtig! Sie würden zumindest mal Ihr Produkt publik machen. Nichts anderes geschieht auf dem heiß umkämpften Computer-Markt, egal ob es Atari selbst oder die anderen Firmen betrifft.

Nicht zuletzt haben aber auch die Anwender einen gewissen Vorteil von den Ankündigungen, denn sie haben so eine größere Auswahl und können kritisch die Features der Produkte vergleichen und vielleicht lieber auch mal einen Monat länger warten, um eventuell ein besseres Produkt zu kaufen.

Harald Egel

PS: Auch wir wurden mal wieder von Verzögerungen bei der Auslieferung betroffen. Deswegen mußten wir die Tests der deutschen Version von K-Spread4 und des Spectre 3.0 auf die nächste Ausgabe verschieben.



Aus: ST-Computer 06 / 1991, Seite 3

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite