Audio-Visuelle Entspannung mit »MusicMandala« von DVPI

Exotenfutter

Fehlt Ihnen an Sequenzern die nötige Prise Esoterik, sind Ihnen Begleitautomaten zu wenig spirituell und vermissen Sie gar an Sample-Editoren die ganzheitliche kosmische Durchdringung? Kurzum, scheint Ihnen gängige MIDI-Software viel zu profan? Dann bereiten Sie sich doch schon mal eine Tasse Hibiscus-Tee, entzünden ein Räucherstäbchen und verdunkeln das Zimmer: MusicMandala verspricht Entspannung durch meditative Grafik und Musik.

Nein, Sie sind nicht etwa einem Aprilscherz der TOS MIDI-Kolumne aufgesessen, sondern dem neuesten Produkt des durch den »Session Partner« bekanntgewordenen Softwarehauses DVPI. Wie bereits angedeutet, verbindet unser Proband sogenannte »Mandala«-Grafiken mit »angenehmer, serieller Musik« (O-Ton Handbuch). Zielsetzung des Programms ist es, dem gestreßten Computer-Anwender zu einigen Minuten Entspannung zu verhelfen.

Kurz zur Erläuterung: Das Wort »Mandala« stammt aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie Kreis. Diese geometrische Figur fasziniert die Menschen seit Urzeiten, so daß sie Eingang in viele Mythologien und Religionen der Weltgeschichte fand. Zahlreiche Kunstwerke oder mythologisch-religiöse Symbole (z.B. Stonehenge) zeugen von diesem Umstand. Die in MusicMandala generierten Grafiken lehnen sich stark an die indischen Mandala-Zeichnungen an, die vom Grundprinzip den sicher bekannten »Spirograph«-Gebilden ähneln.

Diese Grafiken baut MusicMandala nun sukzessive auf dem Bildschirm auf, während dazu ein beliebiger MIDI-Klangerzeuger eine sich ebenfalls langsam steigernde musikalische Sequenz (inklusive Drums) ertönen läßt. Die Bilder stellt unser Testkandidat wahlweise im linken oberen Bildschirmviertel auf, nutzt aber auf Wunsch auch den ganzen Bildschirm. Für die Musik wählen Sie die Parameter: Skala, Tempo, Takt, Grundton und Form, diese Einstellungen lassen sich aber auch über die vom »Session Partner« her bekannten »Würfel« zufällig ermitteln.

Betreiben Sie MM auf einem Falcon oder TT mit Farbmonitor, schaffen Sie über die Funktion »Farben« noch eine Verbindung zwischen Grafik und Musik, indem Sie für jede Skala eine eigene Farbkombination zusammenstellen. MusicMandala einer Bewertung zu unterziehen, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Losgelöst von jeglichem »Sinn und Zweck« erfüllt es unserer Ansicht nach am ehesten die Aufgabe eines »Kreativspielzeugs«, vergleichbar mit den allerdings »tonlosen« Kaleidoskopen. Es macht durchaus Spaß, sich einfach einmal fünf Minuten lang berieseln zu lassen und mit den verschiedenen Parametern herumzuspielen. Da Spielen ja zumeist auch einen entspannenden Effekt hat, dürfte MusicMandala in diesem Punkt die eigene Zielsetzung wenigstens teilweise erfüllen, wobei ein warmes Wannenbad vielleicht die günstigere und effektivere Lösung darstellt. Fraglich bleibt, ob diese zugegebenermaßen sehr nette Spielerei die 100 Mark Anschaffungskosten wert ist. Besitzer von Monochrom-Monitoren dürften sich schwerer von ihren sauer verdienten Talern trennen, glückliche Falcon-Anwender freuen sich vielleicht über den grafischen Augenschmaus und Anhänger indischer Mandala-Philosophie zücken sicherlich bedenkenlos den »Blauen« aus ihrem Portefeuille. Doch wie immer Sie auch MusicMandala bewerten mögen, eines läßt sich mit Sicherheit konstatieren: Mal was anderes!

(Kai Schwirzke/wk)

DVPI GmbH, Postfach 1260,7068 Urbach

Entspannung vor dem ST: MusicMandala lädt zum Relaxen ein

WERTUNG

Name: MusicMandala

Preis: ca. 100 Mark

Hersteller: DVPI

Stärken: neues Konzept Eilgut konfigurierbar □ nutzt Falcon-Farben □ anregendes, kreatives Spielzeug □ läuft in allen ST-Auflösungen

Schwächen: Dauermotivation scheint fraglich

Fazit: Ein Kreativspielzeug mit bedenkenswertem Preis/Leistungsverhältnis



Aus: TOS 04 / 1993, Seite 54

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