Was vor Jahren noch als Revolution in Sachen Benutzerführung galt, nämlich die Einführung der Maus, erwies sich für routinierte Atari-Anwender als Luxus mit Schattenseiten. Das ständige Umsteigen von der Tastatur auf die Maus stellte sich als lästiges Arbeitshemmnis heraus. Wie praktisch wäre es, wenn sich alle Mausoperationen auch mit der Tastatur ausführen ließen...
Auf Tastatur-Steuerkommandos, sogenannte Shortcuts, mußte man denn auch nicht lange warten. Fast alle Anwender-Programme bieten heute für die wichtigsten Funktionen alternative Tastatur-Kommandos an. Nachteil: die Kürzel umfassen nicht alle Funktionen und sind von Programm zu Programm oft unterschiedlich. Hier schlägt die Stunde von »Entmauser«. Das Programm erlaubt nicht nur die Standardisierung von Shortcuts für Menüleisten, sondern unterstützt auch Shortcuts für GEM-Fenster und besitzt einen Maus-Recorder. Der gut 20 KByte lange »Maus-Schoner« ist nach dem Start aus dem Auto-Ordner ständig präsent und läßt sich über ein mitgeliefertes Accessory bzw. CPX-Modul konfigurieren. Zulässige Einstellungen orientieren sich an drei Hauptbereichen: Die Vergabe von Shortcuts für GEM-Menüleisten und für GEM-Fenster, sowie die Programmierung von Maus-Makros.
Die wohl am häufigsten genutzte Funktion, die Menüleisten-Shortcuts, ist schlichtweg genial implementiert: Zunächst starten Sie das Programm, dessen Menüpunkte Sie mit Shortcuts versehen möchten. Klicken Sie dann im Accessory die Funktion »Edit-Menu« an, so erhalten sie eine rollbare Liste aller Menüeinträge des geladenen Programms. Jeder Eintrag läßt sich anklicken und mit einer beliebigen Tastenkombination versehen. Sofort nach der Belegung läßt sich der entsprechende Menüeintrag per Shortcut aktivieren. Zu beachten: Nicht definierte Shortcuts können zu Problemen führen. Der Entmauser verwaltet die Shortcuts jeweils programmbezogen in einer kleinen Bibliothek.
Doch nicht nur Menüs, sondern auch GEM-Fenster lassen sich durch Tastenkürzel ansprechen. Wieder läßt sich per Tastenbelegung so ziemlich alles machen, was auch die Arbeit mit der Maus erlaubt. Fast vorteilhafter, besonders für Großbildschirme, dürfte das Setzen und Aufrufen von Bildschirmmarken per Tastatur sein. Doch das ist noch nicht alles. Tastenkürzel müssen nicht zwingend die Maus ersetzen.
Denn der Entmauser ist auch in der Lage, alle Aktivitäten der Maus, einer Filmkamera gleich, aufzuzeichnen und auf Kommando wiederzugeben. »Maus-Makros« nennt sich das ganze und speichert beim drücken von »Control/Space« die aktuelle Mauszeiger-Position, dessen Bewegung, sowie alle Klicks. Wie von Geisterhand sollte sich dann die entsprechende Bewegungssequenz abspielen lassen. Das ganze funktioniert in der Praxis dann aber nicht mehr ganz so gut, wie es sich anhört. Der Maus-Recorder ist nicht absturzsicher, erkennt Klicks nur unzuverlässig und Doppelklicks oft überhaupt nicht. Das fiel wohl auch dem Programmierer auf, so fügte er einen Editor zum Nachbearbeiten der Mausmakros bei. Schönheitsfehler auch bei der unklaren Anleitung, deren Sinn sich nur nach mehrmaligem Lesen offenbart. Die Stärke des Entmausers liegt zweifellos bei den Shortcuts für Menüleisten. Tastatur-Freaks dürfen hier zu Recht aufatmen. Allerdings verweigert der Entmauser seinen Dienst bei Programmen, die GEM ganz oder teilweise umgehen. Dafür macht es aber auch Anwendern des neuen Multi-GEM das Leben leichter.
Markus M. Nick. Hinter der Kirche 20, 6500 Mainz 41
TOS-INFO
Name: Entmauser
Kategorie: Utility
Status: Shareware, 25 Mark
Programmierer: Markus M. Nick