Von den beiden Programmierern des bekannten Spiels »Thriller« erschien vor wenigen Monaten der Nachschlag »Shocker«. Martin Hintzen und Jürgen Verwohlt erdachten sich dazu eine auf den ersten Blick recht verworrene Hintergrundstory. Wir vermuten aber, daß die Autoren damit nur die oft an den Haaren herbeigezogenen Geschichten anderer Programmierer auf die Schippe nehmen wollen.
Eine spezielle Motivation benötigt der Shocker-Spieler nämlich nicht. Je 100 Ein- und Zweispielerlevel bieten ständig neue Herausforderungen, von denen man immer noch eine bezwingen möchte. Damit sich der Spieler garantiert nicht langweilt, existieren sechs verschiedene Arten von Spielebenen. In sogenannten Hypnose-Levels läuft die Spielerkugel durch ein System von abgewinkelten und verzweigten Wegen. Stößt sie an das Ende einer Sackgasse oder ein anderes Hindernis, läuft sie einfach den gleichen Weg zurück. Der Spieler kann die Bahn der Kugel nur durch Selektion von Richtungspfeilen und anschließendem Anklicken der Kugel ändern. Die Kugel muß aber auf jeden Fall mindestens einmal über jede Stelle des Wegesystems rollen.
In Freigehege-Ebenen läßt sich die Kugel frei bewegen. Ziel ist es, zunächst alle verstreuten Herzchen einzusammeln und die Kugel dann in einer kleinen Mulde abzulegen. Der Weg ist jedoch oft durch Hindernisse oder Materielöcher blockiert.
In den Verkehrter-Verkehr-Levels steuern Sie die Kugel ebenfalls ganz normal mit der Maus. Hier sind Ihnen jedoch intelligente »Such-Schrauber« auf der Spur, die Sie gnadenlos verfolgen. Zuflucht finden Sie nur in speziellen kleinen Sackgassen. Um die Sache weiter zu erschweren, existieren Hindernisse, die Sie nur in einer Richtung durchfahren können, und andere Gemeinheiten.
Auch im Durchdreh-Level müssen Sie jede Stelle des Ganglabyrinths mindestens einmal befahren. Vorher gilt es jedoch, sich ein Farbtopf-Icon zu schnappen; mit der Farbe markiert die Kugel dann alle bereits befahrenen Wege. Wie in allen Spielebenen mit Labyrinth gilt es auch hier, feindlich gesonnenen Killerkugeln auszuweichen, die versuchen, Ihnen das Leben zur Hölle zu machen.
Damit das Spiel nicht zu schwer wird, erhalten Sie in jedem Level ein Paßwort. Damit können Sie jederzeit die letzte gespielte Ebene anwählen. Leider ändern sich die Zugangscodes bei jedem Spielstart, so daß das Weiterspielen in einem höheren Level am nächsten Tag nicht möglich ist.
Ein Teil der Level umfassen nur einen Bildschirm, andere sind mehrere Bildschirminhalte groß. Leider scrollt Shocker die Grafik nicht. Verlassen Sie die angezeigte Fläche, schaltet der Computer ohne Verzögerung auf die nächste. Beim Start von Diskette dauert der Ladevorgang knappe zwei Minuten. Dies ist eine Folge der digitalisierten Musik und von Soundeffekten. Der Spieler wählt durch Umbenennen von Dateien zwei verschiedene Titelmelodien aus. Auf Wunsch unterläßt Shocker das Laden der Startmusik auch. Die Grafikwiedergabe war auf einem Mega STE mit 16 MHz, abgesehen vom fehlenden Scrollen, absolut ruckelfrei. Auch wenn sich viele Objekte auf dem Monitor bewegen, arbeitet der Rechner mit vollen 72 Hertz Wiederholfrequenz.
Möchten Sie Shocker mit einem Freund oder einer Freundin spielen, verbinden Sie einfach zwei Rechner mit MIDI-Kabeln. Dann warten 100 neue Level auf Sie. Shocker ist im Prinzip Public Domain. Das heißt, jeder darf das Programm unverändert weitergeben. Zum Spielen der Level 11 bis 100 benötigen Sie allerdings das »Trap-Lexikon« für 65 Mark.
Für Spieler, die bis zum 31.12.1992 alle Level schaffen, kann sich Shocker auch finanziell lohnen. Am Ende des Spiels erhalten Sie eine Lösung, die Sie an die Programmierer schicken. Am Jahresende verlosen die Autoren unter allen richtigen Einsendungen 500, 300 und 200 Mark. Auf ein Spielerduo wartet dann ein Überraschungspreis.
Shocker ist in jeder Hinsicht ein ehrliches Spiel. Die Programmierer verzichteten auf fiese Täuschungen (»Bleiben Sie eine Minute auf dem Feld mit dem Kreuz«) und verlangen auch nicht zuviel für ihr Werk. 65 Mark sind ein reeller Preis für etliche Stunden Unterhaltung. (uh)
Hintzen & Verwohlt GbR, Marienkirchweg 3a, 4400 Münster
Name: Shocker
Kategorie: Spiel
Status: Public Domain, Codebuch 65 Mark
Programmierer: Martin Hintzen und Jürgen Verwohlt