Geschickt eingesetzte Makros erweisen sich als mächtige Funktionserweiterungen in vielen Programmen und erleichtern außerdem das tägliche Anwenderleben. Als Meister der Makrozauberei erweist sich dabei auch das Programm »Tempus«.
Zur anspruchsvollen Textverarbeitung gibt es sicher eine Reihe guter Programme auf dem Atari, doch wer sich hauptsächlich auf ASCII-Ebene bewegt, der findet in einem schnellen Editor wie beispielsweise »Tempus« einen ebenso kompetenten Partner für die Texterfassung. Und mit Hilfe der Makrofähigkeit läßt sich das tägliche Werkzeug praktisch maßschneidern.
Verwenden Sie beispielsweise für Ihre Texte immer eine bestimmte Kennzeichnung in den ersten Zeilen, dann läßt sich das entsprechende Gerüst hervorragend mit der Funktionstastenbelegung erzeugen (vgl. Bild 1). In diesem Fall erscheinen immer Autor, Erscheinungsort, Datum und Stichwort als Kennung. Autor und Erscheinungsort liegen fest, Datum und Stichwort muß man jedesmal ergänzen. Um aber nach der Ausgabe gleich das Datum einzutragen, ist ein Makro nötig, das den Cursor richtig plaziert.
Zur Aufzeichnung von Makros gibt es in Tempus zwei unterschiedliche Arten, und zwar die Definition »mit Echo« und »ohne Echo«. Der Unterschied liegt einfach darin, daß Tempus im ersten Modus die Aktionen bereits während der Makroaufzeichnung ausführt, während im zweiten Modus diese Ausführung unterbleibt. Das ist in dem Moment sinnvoll, wenn innerhalb des Makros beispielsweise Sicherheitsabfragen oder Dialogboxen auftauchen, die man je nach Situation unterschiedlich beantworten möchte.
Die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Makroaufzeichnung ist immer gleich. Control und Escape gleichzeitig gedrückt schaltet die Aufzeichnung ohne Echo ein, Alternate und Escape die Aufzeichnung mit Echo. Erkennbar wird das durch ein kleines „o“ (ohne Echo) bzw. e (mit Echo) in der Statuszeile, links neben der Uhrzeit. Dann drücken Sie alle Tasten und Tastenkombinationen, die Sie im Makro benötigen. Bei der Aufzeichnung ohne Echo sollte man besonders für Cursorbewegungen darauf achten, die Tasten nicht zu lange zu drücken, denn schnell kommt man ein paar Spalten oder Zeilen zu weit. 1st das Makro komplett, drücken Sie wieder Control Escape bzw. Alternate Escape. Die Anzeige des Kontrollbuchstabens wechselt in ein „m“. Sie sind nun im Zuordnungsmodus und bestimmen mit der folgenden Tastenkombination, welcher Taste das Makro zugeordnet wird.
Die aufgezeichneten Makros sichern Sie dauerhaft mit dem Befehl »Tastaturinstallation« im Menü »Parameter/Param. & sichern«. Tempus speichert die Makros in seinem eigenen Programmcode. Dabei gibt es eine Obergrenze von etwa 1000 Bytes pro Programmlauf. Haben Sie größere Makros, dann teilen Sie diese in mehrere Teile und arbeiten mit mehreren Makroaufrufen. Ist die Obergrenze erreicht, erscheint eine entsprechende Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Sichern Sie dann die bisher aufgezeichneten Makros, verlassen Tempus und starten das Programm neu.
Um das ganze nun praktisch nachzuvollziehen, gehen wir einmal das bereits angesprochene Angabenmakro durch. Im Menü »Parameter/Funktionstasten« schreiben Sie zunächst die gewünschten Angaben, wie in Bild 1 zu sehen. Dabei lassen sich die Zeilen, die später untereinander stehen sollen, getrennt durch ein »Return«-Zeichen direkt hintereinander schreiben. Das Return-Zeichen erzeugen Sie durch Tippen von 1 und 3 im Ziffernblock bei gedrückter »Alternate«-Taste. Die Angabe eines Kürzels ist sinnvoll, damit Sie später die auf dem Tempus-Desktop erscheinenden Tastaturbelegungen noch identifizieren können. Mit »Fertig« bestätigen Sie die vollständige Eingabe und kehren in den Text zurück. Drücken Sie jetzt einmal zur Probe Alternate F2. Es erscheinen vier Zeilen untereinander mit den Angaben. Dabei steht ein Return-Zeichen direkt hinter dem Doppelpunkt von »Datum« und der Cursor befindet sich in der Zeile »Thema«, korrekt mit einem Leerzeichen hinter dem Doppelpunkt.
Die richtige Positionierung, um direkt das Datum einzugeben, erreichen wir jetzt mit einem Makro. Schalten Sie die Makroaufnahme mit Echo ein «Alternate Escape», drücken Sie Alternate F2 tippen einmal Pfeil oben einmal Leerzeichen und beenden das Makro mit Alternate Escape. Die Kontrollanzeige neben der Uhrzeit wechselt auf m. Jetzt belegen Sie beispielsweise die Tastenkombination Shift F2 mit dem Makro, indem Sie einfach diese beiden Tasten gleichzeitig drücken. Die Kontrollanzeige verschwindet und das Makro ist fertig. Probieren Sie es gleich aus, indem Sie Shift F2 drücken. Es erscheinen wieder die Angaben, diesmal steht der Cursor allerdings in der »Datum«-Zeile, und das Leerzeichen ist auch schon gesetzt. Wenn Sie nun das Datum eingeben, brauchen Sie nur noch mit Pfeil unten eine Reihe tiefer zu springen und stehen wieder an der richtigen Position, um das Thema zu schreiben. So haben Sie mit zwei Tastendrücken jeweils Ihren vollständigen Angaben köpf fertig. Natürlich läßt sich hier ein beliebiger Text eintragen, beispielsweise ein kompletter Briefkopf mit Ihrer Anschrift, dem Datum und der vorgefertigten Gruß- und Unterschriftenzeile. Experimentieren Sie einmal ein wenig mit der Makroprogrammierung von Cursorbewegungen. Dabei lassen sich natürlich auch die Befehle zum Springen an den Anfang und das Ende des Textes gut einsetzen.
Wenn Sie Tempus in den »Quelltextmodus« schalten (Menü »Modus«) und außerdem den »Überschreibmodus« verwenden, dann lassen sich mit Hilfe eines Makros auch leicht diverse Formulare entwerfen. Die entsprechenden Felder für Eintragungen füllen Sie einfach mit Leerzeichen, die Sie dann beim Ausfüllen überschreiben. Der entsprechende Modus läßt sich ja am Anfang des Makros gleich mit aufrufen.
Leider lassen sich in der aktuellen Tempus-Version 2.12 die Makros nicht verschachteln, obwohl das Handbuch diese Funktion vorsieht. Sobald man innerhalb eines Makros ein weiteres Makro aufruft, wird dieses bei der Ausführung endlos wiederholt. Hier muß man sich eben mit vorbelegten Funktionstasten behelfen. Falls der Platz nicht reicht, gibt es noch die mühsame Möglichkeit, in der Datei »Quelldat.ins« eine nicht benötigte Tastenkombination zu suchen und die gewünschten Texte dahinter einzutragen. Dabei müssen Sie allerdings für jedes Zeichen die Kombination Anführungszeichen, Leerzeichen, gewünschtes Zeichen, Anführungszeichen eingeben. Das sieht dann in der Praxis so aus:
T1:„“ H“ “ a““I““I““ o““,“““T““O““S“
und liefert das Ergebnis: »Hallo, TOS«. Immerhin, es funktioniert. Mit »Quelldaten übersetzen« im Menü »Parameter« ist die neue Tastenbelegung zum Ausprobieren installiert. Dauerhaft sichert man diese, ebenso wie die Makros, mit »Param. & sichern«. Dazu klicken Sie »Funktionstasten« für die Funktionstastenbelegung und »Tastaturinstallation« für die Makros und die neuen Tastaturbelegungen an. Falls Sie übrigens einmal ein Makro so programmiert haben, daß es in einer Schleife festhängt oder Sie einen Makrolauf vorzeitig abbrechen wollen, dann drücken Sie einfach beide Maustasten gleichzeitig. Ich hoffe, diese Tips haben Ihnen Appetit gemacht, sich einmal mit den kleinen Hexenmeistern der Textverarbeitung zu befassen. Viel Spaß beim Experimentieren. (wk)