Leserbriefe

ICP-Verlag
Redaktion TOS
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Was den Atari-Markt bewegt, findet hier seinen Niederschlag. Unser Podium dient Ihnen als ein Medium in viele Richtungen: Atari, Soft- und Hardwarehersteller, Leser und natürlich der Redaktion.

Lob und wieder Lob

Die TOS lese ich von Anfang an und bin ganz zufrieden damit. Immer wieder finde ich Leserbriefe mit Lobhudelei. Ich würde nie an eine Zeitschrift schreiben und den Honig so triefen lassen - schon zweimal nicht, wenn man nicht mal mehr einen Füller damit abstauben kann. Schreiben diese Briefe also die Verwandten, Freunde und so weiter?

Thomas S., 8300 Landshut

TOS: Danke, Ihren Brief werten wir als Lob(hudelei).

Tests von Firmen

In der Ausgabe 5/92 der TOS las ich einen Artikel über Signum3. Jemand erklärte, wie einfach man einen Brief damit schreiben kann und daß Signum3 nur zum Briefeschreiben eigentlich viel zu schade sei.

Gut und schön. Wenn nicht der Autor gewesen wäre: Volker Ritzhaupt ist nämlich - was bestimmt viele überlesen haben - einer der Inhaber von Application Systems Heidelberg, dem Hersteller von Signum3. Also handelt es sich um Werbung bei diesem Artikel und nicht um eine objektive Meinung, wie man es von einer guten Computerzeitschrift erwarten sollte. Oder sind Sie anderer Meinung? Wenn Sie Mut haben, veröffentlichen Sie meinen Brief.

Hans S., 5300 Bonn

TOS: Der besagte Artikel ist kein Testbericht, sondern enthält Tips für die Bedienung eines Programms. So etwas sollte ein Experte machen. Das kann auch ein Angehöriger der Herstellerfirma sein. Daß es sich dabei um einen Auszug aus einem Buch des Herstellers handelt, wurde klar herausgestellt.

Wir sehen keine Veranlassung für Kritik. Daß kein Hersteller in TOS sein Produkt testen darf, versteht sich von selbst. Ebensowenig darf der Artikel eines Herstellers Aussagen über Konkurrenzprodukte enthalten.

Überschrift

TOS lese ich, seit es sie gibt und meinen 520 ST habe ich noch länger. Darum möchte ich jetzt auch meine Meinung kundtun: Ralf Wenzel (TOS 5/92) hat vollkommen recht. Er hat den Füller verdient. Ich setze noch einen drauf: Ich arbeite beruflich mit ATs. Die meisten Programme sind professioneller (allerdings auch teuerer). Darum mein Vorschlag: Atari baut doch auch PCs. Wie wäre es dann mit einem Atari-ST-Emulator als Steckkarte? Auf der CeBIT habe ich die Emulatorhersteller nach Grafikkarten Unterstützung gefragt. Keiner will Farbgrafik unterstützen. Wozu dann Windows benutzen? Ohne Farbe und mit langsamem Scrolling!

Zur TOS: Es ist eindeutig die beste Zeitschrift im ST-Sektor. Aber Kritik gibt es auch. Die Liesmich-Dateien sollten verbessert werden. Insbesondere die Ordner- und Dateienzusammenstellung. Was nützt der Hinweis, daß 3 Ordner vorhanden sein müssen (z.B. Keyboards Bankloader), wenn ich bis heute nicht weiß, welche das sein müssen. Etwas mehr Hilfestellung wäre nicht schlecht. Ansonsten bin ich zufrieden. Bin ja auf Euch angewiesen.

Th. Bergmüller, 3167 Burgdorf

TOS: Hoffentlich sind Sie nicht nur zufrieden, weil Sie meinen, auf uns angewiesen zu sein. Ihre Kritik zur Diskette nehmen wir uns zu Herzen und geloben Besserung.

Rechner zum Rechnen

Ihre Zeitschrift ist hervorragend gut. Ich kaufe sie regelmäßig. Nachdem in der letzten Ausgabe auch mein Interessengebiet - Tabellenkalkulation - angesprochen wurde, habe ich sogar meine Absicht zum Ausstieg aus der abenteuerlichen Welt der Atari-User hinausgeschoben.

Tatsächlich brauche ich den Computer vorwiegend (man staune) zum Rechnen, computare. Und da frage ich mich schon, ob ich wohl bei Atari nicht bald ein Exote bin. Wenig verwöhnt, finde ich zwar vorläufig noch LÜW Power-Calc und Omikron-Basic seien wunderbare Werkzeuge. Doch was hat es gebraucht, bis LDW 2.0 endlich da war. Vom Handbuch ganz zu schweigen; ich benütze das 1 -2-3-Kompendium (V2.2). Nun habe ich mal eben das Lotus 1-2-3 auf dem Mac angeschaut; Kommentar überflüssig!

Kurz meine Frage: Glauben Sie, daß für meine Anwendung - samt MultiTOS - bei Atari eine Zukunft ist? Wer motiviert die Programmentwickler? Ich stehe vor der Anschaffung einer neuen Ausrüstung.

Hermann S., CH-6955 Oggio/Tessin

TOS: Vielen Dank für das Lob unserer Zeitschrift. Nun zu Ihren Fragen: Ob Sie bei Atari nicht bald ein Exote sind, hängt von der Definition ab. Vielleicht waren Sie damit schon immer ein Exote? Zur Zeit ist wieder frischer Wind im Atari-Markt zu spüren. Unsere Umfrage unter den Softwarehäusern zur Akzeptanz der neuen Modellreihe Falcon zeigte diesen Trend deutlich. Atari tut zur Zeit viel für die Programmentwickler. Wenn Sie als Anwender nun Ihre Wünsche äußern und somit Ihr weiteres Interesse an Computern von Atari bekunden, fördert es die Entwicklung neuer Produkte.

Bitte schreiben Sie an die Softwarehäuser und teilen Sie Ihnen mit, was Sie von einer neuen Version erwarten.

Zur neuen Anlage: Definieren Sie für sich selbst, was die neue Anlage können soll. Vielleicht stellen Sie fest, daß Sie doch noch ein bißchen warten können.

Weniger Software

Immer lese ich Briefe in der TOS, die über die schlechte Liefersituation von Atari klagen. Mir ging es anders: Ich habe mir einen ST gekauft und bin jetzt auf der Suche nach Software. Beispielsweise GFA-Basic finde ich fast nicht mehr in den Läden, wie insgesamt die Palette immer mehr schrumpft. Auf Nachfrage heißt es dann: Ja, wenn Sie es sofort bezahlen, bestellen wir es Ihnen. Einmal gemacht und 6 Wochen gewartet. Das Geld wurde natürlich inzwischen vom Konto abgebucht. Was soll ich mit einem ST, wenn ich keine Software mehr bekomme?

Tom S., 2000 Hamburg

TOS: Ganz so schlecht sieht die Softwaresituation glücklicherweise nicht aus, wie unsere Tests in dieser Ausgabe wieder bewiesen. Bei Problemen mit einem Händler empfehlen wir Ihnen, sich direkt an den Hersteller des jeweiligen Produkts zu wenden.

TT, Mac oder Next

Diese ganze Debatte um Atari, Mac oder Next verstehe ich nicht. Mein Atari TT ist einer der schnellsten Computer auf dem Markt. Vergleiche ich seine Geschwindigkeit mit einem 386er, so schneidet er ganz gut ab, denn welche Software nutzt denn die Eigenschaften dieses Prozessors? Keine! Gut, ähnlich ist die Situation im Atari-Markt. Aber trotzdem: Der Vergleich heißt nicht 386er gegen 68030, sondern 68000 gegen 8086. Und da schneidet der 68000er viel besser ab, als der 68030 gegen den 386er. Beim Mac würde ich mich als Käufer ganz schön verschaukelt fühlen. Diese Preise scheinen sich mehr an der Börse als an den technischen Merkmalen zu orientieren. Alle Naselang kommt ein neues Modell heraus. Wann soll man sich denn da was kaufen, wenn man dauernd entweder eine Preissenkung oder ein stärkeres Modell erwartet.

Und bei Next. Na, Hauptsache man gibt sich richtig elitär, um ja nicht mit einem anderen Computer verwechselt zu werden. Und Apfelessen gilt unter diesen Leuten zweifellos als Hochverrat. Die Software macht auf mich einen total überpowerten Eindruck. Wer hier eine Software ohne mindestens 3500 Funktionen schreibt, gilt wahrscheinlich als eine Pflaume. Also wenn ich mir die ganze Szene so ansehe, bin ich mit meinem TT ganz zufrieden. Natürlich wünsche ich mir das eine oder andere, aber tauschen gegen ein anderes System möchte ich nicht.

Andreas K., 1000 Berlin

TOS: Interessante Ansichten. Uns würde interessieren, was Sie zu den anderen Computern sagen, die nicht in dieser Kritik auftauchen.

Abwanderung zu Windows

Als ich mir meinen ST gekauft habe, war es einer der ersten in Deutschland. Ich war von diesem Computer begeistert, bot er doch zu diesem Zeitpunkt ein bisher unerreichtes Preis-/Leistungsverhältnis.

Heute sieht das leider anders aus. Immer mehr meiner Bekannten schwenken um auf PCs, angeregt durch Windows. Wenn ich mir ansehe, was es dafür bereits für Software gibt, dann kann ich das auch gut verstehen. Zwar herrscht meiner Meinung nach dort auch ein ziemliches Durcheinander, was die Benutzerführung angeht, aber es geht immer noch zivilisierter zu als zu Anfang im ST-Bereich.

Trotz der guten Idee, endlich ein MultiTOS zu bringen, wird es Atari schwer haben, auf Dauer gegen Windows zu bestehen, denn auch diese Oberfläche bietet Multitasking.

Nicht allein die neue Oberfläche macht die PCs so konkurrenzstark, sondern auch die neuen Ideen. Wenn ich Objekt-Vision mit den äquivalenten Angeboten auf dem ST vergleiche, dann tun sich starke Unterschiede auf. Die oft geäußerte Begründung: „Die Windows-Programmierer müssen sich erst in diese neue Welt einarbeiten und werden deshalb noch lange hinter den anderen erfahrenen Benutzer-oberflächen-Programmierern zurückstehen" stimmt ganz einfach nicht. Die Atari-Programmierer müssen sich wieder am Riemen reißen und sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen.

Detlev H., Limburg

Multitasking: wer braucht’s?

Also Atari arbeitet an einem Multitasking-Betriebssystem für den ST! Eine große Anzahl der heutigen Programme soll damit funktionieren. Als ein Anwender, der immer das Accessory X aus dem Speicher schmeißen muß, wenn er Programm Y lädt, kann ich da nur lachen. Jetzt kommt auch Betriebssystem Z hinzu.

Wenn man sieht, welche Probleme ein Profi-Laden wie Apple mit seinem neuen Betriebssystem hat, dann können wir uns auf was gefaßt machen.

Andererseits stellt sich natürlich auch die Frage: Wer braucht ein Multitasking-Betriebssystem? Da kommt natürlich sofort das Beispiel: Im Hintergrund können Sie Daten verwalten und im Vordergrund Texte schreiben.

Das finde ich super. Jetzt kann ich meine ca. 130 Datensätze im Hintergrund verwalten. Dafür braucht mein ST zwar keine Sekunde, aber endlich kann ich während dieser Sekunde auch was anderes tun. Multitasking ist, um bei diesem Beispiel zu bleiben, nur interessant, wenn ich zig-tausend Datensätze habe. Das kommt nur in Firmen vor. Nur, da kommt Atari doch sowieso nicht rein. Was soll also dieses gefährliche Spiel mit einem Multitasking-Betriebssystem? Hat es Atari bis heute geschafft, TOS fehlerfrei hinzubekommen? Nein! Und jetzt kommt ein Teil, das um ein Vielfaches komplizierter ist. Das kann heiter werden.

Dirk J., 2000 Hamburg



Aus: TOS 07 / 1992, Seite 30

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