Streamer und Festplatte von VEBA: Am Bande bemerkt

Professionellen Anwendern von DTP- oder Bildverarbeitungsprogrammen reichen normale Datensicherungssysteme oft nicht. Diese Zielgruppe benötigt ein schnelles und unkompliziertes Backup-Medium. Wir testeten eine Kombination aus Festplatte und Streamer.

Die getestete Kombipackung beinhaltet neben einer 200 MByte fassenden Maxtor-Festplatte auch einen 155 MByte speichernden Streamer des japanischen Herstellers Teac. Der Anschluß an einen TT fällt durch die SCSI-Schnittstellen der beiden Massenspeicher sehr leicht. Die intern natürlich durchgeschleifte Datenleitung ist auf eine genormte 50-polige Buchse an der Rückseite geführt. Besitzer eines ST oder STE schließen das Gerät mit dem bei VEBA entwickelten Host-Adapter an den DMA-Bus an. Damit sich Kunden beim Aufstieg auf einen TT das Stillegen des internen ACSI-SCSI-Umsetzers sparen können, erhält man diesen gegen 100 Mark Aufpreis auch als externes Gerät. Prinzipiell arbeitet die Festplatte auch mit allen anderen Controllern; da der Streamer unter anderem Befehle höherer Kommandogruppen benutzt, ist für dessen Betrieb der VEBA-Adapter zwingend erforderlich.

Der SCSl-Adapter steckt in einem 10,5 x 11 x 18 cm (B x T x H) großen, schwarz lackierten Gehäuse. An der Rückseite des MegaSCSI findet man den obligatorischen Ein- und Ausgang des DMA-Busses und eine 50-polige SCSI-Buchse. Positiv ist das eingebaute Netzteil. Dadurch verschwendet kein Steckernetzteil einen wertvollen Steckdosenplatz. Leider liegt der bei Betrieb beleuchtete Einschaltknopf an der Rückseite. Die vordere Gehäusewand trägt nur zwei LEDs zur Einschalt- beziehungsweise Busy-Kontrolle.

Bild 1. Die Treibersoftware läßt praktisch beliebig große Partitionen zu

Wie die Adapterbox ist auch das Gehäuse des Festplatten-Streamer-Systems extrem robust aufgebaut. Es sollte aufgrund des außergewöhnlich hohen Gewichts ganz unten im Rechner-Harddisk-Turm seinen Platz finden. Nach dem Lösen von 12 Schrauben kann man die schwarz lackierten Gehäusewannen entfernen. Die Laufwerke, das Netzteil und gegeben-falls der SCSl-Adapter sind auf einem stabilen Trägerblech befestigt. Bemerkenswert sind die hochwertigen und sehr sauber verlegten Strom- und Datenleitungen.

Stört Sie das Laufgeräusch eines Laufwerks, können Sie es auch weiter entfernt aufstellen. Wir testeten die Geräte mit einem 6 m langen SCSI-Flachbandkabel. Sogar versuchsweise künstlich erzeugte Störfelder verursachten keinen Datenausfall.

Wir vermissten nach außen geführte Schalter zum Einstellen der SCSI-Adressen. Geben Sie die vorhandene Hardware-Ausstattung bereits bei der Bestellung an, sind die SCSI-Adressen der Laufwerke fertig eingestellt. Ansonsten gibt die telefonische Hotline gute Hilfestellung bei der Konfiguration der Geräte. Öffnen Sie das Gerät, etwa um ein zweites Laufwerk einzubauen oder eine Adresse zu verändern, bleiben alle Garantieansprüche unberührt. Nur wenn Sie dabei ein Teil zerstören, ist die Reparatur innerhalb des ersten Jahres kostenpflichtig.

Die extrem leise LXT 213-Harddisk bietet Platz für etwas mehr als 200 MByte Daten. Der Hersteller Maxtor nennt eine mittlere Zugriffszeit von 15 ms. Unsere eigenen Tests mit dem Programm »Checkhd V. 8.3« ergaben einen Wert von immer noch ausgezeichneten 16,7 ms. Die Datenübertragungsrate von 953 KByte per Sekunde (inklusive Spurwechsel) garantiert sehr schnelle Dateizugriffe. Die für den Anwender effektive Geschwindigkeit der Festplatte sehen Sie in der Tabelle. Wir benutzen zum Test einen Mega STE mit TOS 2.05. Wie immer betrug die zu kopierende Datenmenge 11720480 Byte in 780 Dateien, die in 82 Ordnern steckten. Diese Daten entsprechen 20 kompletten Bootpartitionen mit installiertem GDOS und vielen Utilities.

Wir führten die Tests mit verschieden großen Cache-Puffern durch. Am schnellsten war das Maxtor-Laufwerk mit jeweils 32 KByte Daten- und FAT-Speicher. Als dem Treiber mehr Speicher zur Verfügung stand, sank die Geschwindigkeit deutlich ab. Der Rechner benötigte für die Organisation eines extrem großen Caches also mehr Zeit als zur Suche der entsprechenden Daten auf der Festplatte. Die mitgelieferte Software verdient besondere Beachtung. Sie gestattet das Errichten von praktisch beliebig großen Partitionen. Der Treiber verwaltet diese logischen Laufwerke dann mit vergrößerten Sektoren. Bei extrem großen Partitionen ist ein Sektor bis zu 32768 Bytes groß. Jede Datei, und sei sie noch so klein, belegt aber stets mindestens einen Sektor.

Der eingebaute Streamer der getesteten Kombination speichert mit einem genormten Medium 155 MByte. Ein solches Medium ähnelt sehr stark einer handelsüblichen Musikkassette. Lediglich der Schreibschutzschieber und eine Kerbe am Gehäuserücken unterscheidet die zwei so ähnlichen Speichermedien äußerlich. Es gibt aber noch mehr Unterschiede zu Musikkassetten: Im Gegensatz zu den zwei mal zwei Tonkanälen arbeitet der Datenspeicher mit 1 7 Spuren. Die Laufgeschwindigkeit liegt mit 50 cm pro Sekunde wesentlich höher als bei der Tonbandkassette mit ihren 4,75 cm/s.

Cache-Größe Benötigte Zeit
2x4 KByte 6:21 Minuten
2 x 32 KByte 4:30 Minuten
2 x 256 KByte 5:27 Minuten

Die Streamersoftware kennt verschiedene Backup-Methoden. Sie archiviert entweder eine Auswahl von Dateien, alle oder nur die belegten Sektoren einer ganzen Partition oder eine vollständige Festplatte. Meistens speichert man wohl eine Liste von Dateien. Hier stehen dem Anwender viele Möglichkeiten zur Selektion von Filetypen zur Verfügung. Praktisch ist die invertierende Auswahl - der Computer berücksichtigt dann alle Dateien außer den angewählten.

Auf einem Band kann die Software beliebig viele Archivblöcke verwalten. Um die einzelnen Sets anzusprechen, spulen Sie den Streamer wie auf einem Tapedeck mit Musiksuchlauf vor- und rückwärts. Zur Verwaltung generiert die Software am Bandanfang ein Inhaltsverzeichnis. Dies hilft, bei einem vollen Medium den Überblick über die Archive zu behalten.

Bild 2. Den Streamer steuern Sie per Programm wie einen Cassettenrecorder

Der Speichervorgang auf dem Streamer ist extrem schnell. Wir speicherten die schon zum Festplattentest verwendete Datenmenge als markierte Files auf dem Teaclaufwerk. Die Dateien lagen dabei auf der schnellen Maxtor-Festplatte vor. Um den Set zu schreiben, brauchte der Streamer 3 Minuten 29 Sekunden. Wir starteten den Test bei völlig gelöschtem Band; die Zeit beinhaltet also auch die einmalig zum Anlegen des Directory nötigen zehn Sekunden.

Zum Zurückschreiben auf die gleiche Partition benötigte das System 5 Minuten 39 Sekunden.

Die serienmäßige TT-Festplatte ist eine ST157N-1 mit einer mittleren Zugriffszeit von 28 ms. Um die Daten von dieser Harddisk zu archivieren, braucht der Streamer 8 Minuten 36 Sekunden; zum Zurückschreiben benötigte unser Testgerät nur eine Sekunde mehr. Sichern Sie Ihre wertvollen Daten jeden Tag, werden Sie schnell mehrere Speicherbänder benötigen. Während ein Medium mit 155 MByte Kapazität 69 Mark kostet, verlangt der Hersteller für zehn Medien 650 Mark.

Für Anwender, die auf hochwertige Verarbeitung Wert legen, ist das Maxtor-Laufwerk im Veba-Gehäuse die erste Wahl. Der Adapter gestattet auch der Anschluß von anderen Geräten als Festplatten an den SCSI-Bus. Bisher sprach immer die umständliche Bedienung gegen den Einsatz eines Bandlaufwerks zur Datensicherung. Das Veba-Gerät zeigt, daß es auch anders geht. Die atemberaubende Geschwindigkeit macht den relativ hohen Preis mehr als wett. (uh)

Veba-Applications, Kolbstraße 10a. 8034 Germering

WERTUNG

Name: MegaTape 155, MegaDisk, MegaSCSI

Preis: Testgerät: 3996 Mark, MegaTape 2098 Mark, MegaDisk 2849 Mark, ohne SCSI-Adapter jeweils 300 Mark billiger

Hersteller: Veba-Applications Stärken: Hohe Geschwindigkeit □ sehr stabiles Gehäuse □ lange Kabelstrecken möglich

Schwächen: Gehäuse nur in schwarz lieferbar

Fazit: Eine Kombination, die insbesondere durch die extreme Schnelligkeit und Kapazität professionelle Anwender anspricht. Der Preis ist angemessen.


Gerhard Bauer
Aus: TOS 02 / 1992, Seite 46

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