Artis, Zeichenprogramm aus Österreich: Einstieg in die Pixelkunst

Artis oder Art is? Der Name ist Programm, denn der Pixelkiinstler aus Österreich zeigt auch Anfängern in der Computerzeichnerei einfache Wege zum hochgesteckten Ziel.

Die Funktionssammlung von Artis verdeckt das Bild

»Schon wieder ein Grafikprogramm, also gut, was kann es?« Böse Gedanken durchzucken schnell einen Tester, wenn er ständig im Software-Eintopf rühren muß. Diesmal allerdings kam dabei der Appetit, oder besser eine ganze Portion Respekt, denn was »Artis« auf den Tisch bringt, ist zwar keine Haute Cuisine, aber auf jeden Fall sehr leicht verdaulich.

Das Programm bietet monochrome Rastergrafik im Format 640x400 Pixel auf allen ST/TT-Computern. Der Funktionsumfang bietet vom üblichen Grundzeichenwerkzeug bis zu besonderen Effektfunktionen eine beachtliche Breite. Vor allem die Blockoperationen und einige pfiffige Funktionen zum Zeichnen von Hilfslinien fallen dabei sofort auf. Die Funktionen sind auf zwei große Iconfelder verteilt, zwischen denen man umschaltet. Dabei bleibt leider fast die gesamte Zeichenfläche verdeckt. Sechs Arbeitsbildschirme stehen zur Verfügung, zwischen denen man per Blockoperationen Bildteile austauschen kann. Ein Bildschirm läßt sich davon als Großbild mit maximal 2400x3000 Pixeln definieren.

Die Auswahl der Funktionen unterstreicht den Anspruch von Artis, künstlerische Ambitionen zu befriedigen. Pinsel, Tuschefeder, Grauverläufe, Sterne, Blasen, diverse Netz- und Strahlenfunktionen liefern sofort erstaunliche Zeichenergebnisse. Auch die Verfremdungen durch die Blockoperationen können sich sehen lassen: Solarisation, Verdickung und Verdünnung in diversen Variationen. Leider sind viele Werkzeug noch zu starr. So gibt es den Grauverlauf immer in der gleichen Stärke und nur von oben nach unten oder umgekehrt. Der Pinsel kleckst in zwei relativ dicken Stärken, und die Sprühdose kennt nur drei Stärken und kein Sprühen mit verschiedenen Mustern. Auch die Lupe erlaubt nur das Setzen oder Löschen von Pixeln, zum Ändern des Lupenausschnitts muß man immer wieder in das Hauptbild zurück. Schade auch, daß die Zeichenfunktionen im Großbild nicht über die Bildschirmgrenze hinausragen. Ähnlich inkonsequent kommt die Druckfunktion. Positives zum Abschluß. Artis bietet Platz für acht externe Module, die weitere Funktionen übernehmen. Die Module »Stundenplan« und »Interferenzer« gehören zum Lieferumfang, die Module »Scanner«, »Rahmen«, »Elektro« sowie »Pro« zum Programmieren von Effekten sind zusätzlich lieferbar. Ein Wort verdient auch der im Handbuch enthaltene »Grafik-Kurs«, eine Anleitung zum praktischen Zeichnen anhand von vielen Beispielbildern. Wer diesen Kurs gelesen hat, holt aus seinem Programm mit Sicherheit eine ganze Menge guter Ergebnisse heraus.

Artis, Hohlweggasse 40, A-1030 Wien

WERTUNG

Name: Artis
Preis: 198 Mark
Hersteller: Artis

Stärken: Effektfunktionen □ Grafikkurs □ kreative Ausrichtung □ auch auf TT

Schwächen: Lupe □ zu wenig Einstellungen □ Preis □ Accessoryzugriff unsauber

Fazit: Ein weiterer brauchbarer aber leider zu teurer Ansatz zur kreativen Grafikprogrammierung.


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 10 / 1991, Seite 26

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