Noch vor wenigen Jahren war Ataris Monochrom-Monitor SM124 eines der besten Sichtgeräte. Doch die Entwicklung ging weiter: VGA ist heute der Stand der Dinge,
Bis zum TT verfügten alle Geräte der ST-Serie über die gleichen Grafikeigenschaften. Erst Ataris Flaggschiff bietet neben den drei bekannten ST-Auflösungen (320 x 200 Punkte/16 Farben, 640 x 200 Punkte/4 Farben und 640 x 400 Punkte/Monochrom) drei weitere Grafikmodi: 320 x 480 Punkte/256 Farben, 640 x 480 Punkte/16 Farben und 1280 x 960 Punkte/ Schwarzweiß.
Diese neuen Grafikeigenschaften spalten die Atari-Gemeinde in zwei Lager. Vor allem die mittlere TT-Auflösung, die der VGA-Auflösung bei IBM-kompatiblen Geräten entspricht, bietet gegenüber der monochromen ST-Auflösung einige Vorteile. So erscheinen zum Beispiel Warnmeldungen in einer Signalfarbe, bei der Textverarbeitung stehen Lineale oder Schablonen in einem blassen Farbton im Hintergrund, und der Eingabe-Cursor ist durch eine geschickte Farbwahl immer sofort sichtbar. Die beiden ST-Farbmodi bieten theoretisch zwar auch die eben erwähnten Vorteile einer Farbdarstellung, in der Praxis stellen Sie aber schnell fest, daß längeres Arbeiten wegen der eher bescheidenen Grafikfähigkeit unmöglich ist. Hochauflösende Monitore lassen sich aber nicht ohne weiteres am ST anschließen. Dies führte dazu, daß zahlreiche Hersteller seit längerem Grafikkarten für Mega STs anbieten. Leider blieben dabei allen Besitzern eines »normalen« STs ohne Megabus bessere Grafikmodi vorenthalten.
Da vielen ST-Besitzern ihr Computer für Standardanwendungen genügt und die Vorteile einer hochauflösenden Farbgrafik die Kosten eines neuen TT nicht rechtfertigen, taucht immer wieder die Frage auf, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, alle ST-Modelle vom 260er bis zum Mega STE preiswert mit der TT-Grafik auszustatten.
Dieses Projekt nahm die Schweizer Firma Marvin AG in enger Zusammenarbeit mit TOS in Angriff. Ziel dieses »Optical Device INterface«, kurz ODIN genannt, ist, einen hochauflösenden und preiswerten VGA-Monitor am ST zu betreiben. Der Anschluß sollte ohne Umbau des STs alle TT-Auflösungen zur Verfügung stellen - bei einem Preis von unter 500 Mark. Inzwischen ist dieses ehrgeizige Projekt soweit fortgeschritten, daß der Auftrag zur Fertigung der ersten Serie bereits vergeben wurde. Sie können ODIN auf der Düsseldorfer Atari-Messe am Trillian/Marvin-Stand begutachten und bestellen - die Auslieferung ist ab der 39. Kalenderwoche vorgesehen. Marvin liefert ODIN in zwei Varianten: Das interne Kit findet seinen Platz im Mega-Bus des Mega ST, das externe Kit wird einfach an den Video-Ausgang des STs angeschlossen. Den Bausatz liefert das Züricher Unternehmen komplett und fertig gelötet für 299 Mark. Der Anwender muß nur noch die Bauteile in die Sockel stecken und die Platine ins Gehäuse oder in den Mega-Bus einpassen, sowie die Kabel konfektionieren. Dazu benötigt selbst ein ungeübter Bastler weniger als eine Stunde. Sollten Sie sich den Zusammenbau nicht Zutrauen, bietet Marvin ODIN fertig montiert für 499 Mark an.
In der nächsten Ausgabe von TOS erläutern wir die Funktionsweise von ODIN ausführlich. Um ODIN preiswert und kompakt zu halten, setzt Marvin auf neueste Techniken wie Xilinx-Bausteine. Diese sind wesentlich höher integriert als GALs (Faktor 20 bis 300) und lassen sich softwaremäßig konfigurieren. Besonders der letzte Punkt eröffnet völlig neue Einsatzmöglichkeiten bei Hardware-Erweiterungen. Aus diesem Grund widmen wir diesem interessanten Baustein einen eigenen Beitrag in einer der nächsten TOS-Ausgaben.
ODIN stellt das erste HPD-Modul dar. Unter HPD oder Hardware Public Domain verstehen wir Hardware-Projekte, die für wenig Geld sehr viel leisten und von ST-Besitzern stammen. Im Gegensatz zu Software benötigt man bei Hardwareprojekten einiges an Entwicklungsumgebung, um eine Idee in ein funktionierendes Gerät zu verwandeln. Die Zusammenarbeit mit der Marvin AG erlaubt es uns, einen stattlichen Geräte- und Werkzeugpark zu nutzen.
Gate-Array-Chips wie Xilinx lassen sich zu Hause per Diskette umdesignen. Dies bedeutet, daß man diese Bausteine nicht mehr wie PALs oder GALs brennt, sondern jederzeit umfunktionieren darf. Aus einem Floppy-Controller wird so flugs ein Netzwerkadapter oder gar eine Chiffrierlogik - einfach durch das Wechseln der Software. Anstoß zu ODIN, unserem ersten auf dieser neuen Technologie basierenden Projekt, gab uns die Tatsache, daß der Monitorausgang den schnellsten Datentransfer am ST mit der Außenwelt ermöglicht. Im Monochrom-Modus entläßt der ST die Bilddaten mit 32 MHz/ Punkt in die weite Welt. 4 MByte/ sek ist bei einem ST wahrlich rekordverdächtig. Diese hohe Geschwindigkeit nutzen wir, um eine externe Grafikkarte anzusteuern, die in ihrem bescheidenen Gehäuse nichts weiter tut, als die Daten für die Grafikausgabe zu empfangen. Ohne Geschwindigkeitseinbußen und voll GEM-kompatibel schalten wir so ab der nächsten Ausgabe in den TT-Gang. (uh)