Das programmierte Grauen: »Soft Arranger«, Begleitautomatik von Rol. K. Midi Hard & Soft

Wenn Sie glauben, bei den folgenden Zeilen handle es sich um den Test eines neuen Gruseladventures, liegen Sie gar nicht mal so falsch. Lesen Sie, wie Ihnen der »Soft Arranger« das Fürchten beibringt.

Computer-Steinzeit: Viele Elemente unübersichtlich auf einem Bildschirm.

Begleit- und Arrangierautomaten sind zur Zeit der große Renner bei der MIDI-Software für den Atari ST. Daß es neben brauchbaren Wettstreitern (siehe TOS 3/91 und 4/91) auch zwielichtige Mitläufer zu vermelden gibt, stellt der »Soft Arranger« der Firma ROL.K. MIDI Hard & Soft unter Beweis.

Erste »Pluspunkte« sammelt der Softarranger beim Versuch, den Inhalt der Originaldiskette auf eine Festplatte zu kopieren. Nicht nur, daß diese Aktion mehr als 8 Minuten in Anspruch nimmt - es gilt schließlich mehr als 115 Dateien zu verschicken –, nein, vielmehr begeistert die anschließende Feststellung, daß der Soft Arranger sich nicht aus einem Ordner heraus starten läßt, sondern direkt im Wurzelverzeichnis liegen muß. Das sorgt für Übersicht... Hat man diese Hürde gemeistert, überrascht die Tatsache kaum noch, daß nach einer Ladezeit von etwa 6 Sekunden das Programm die vierfache Zeit den Diskettenkopierschutz abfragt.

Solches Ungemach ließe sich verschmerzen, wenn sich wenigstens die Arbeit mit dem Programm angenehm gestalten würde. Leider überzeugt der Softarranger auch auf diesem Gebiet nicht. Die Hauptseite präsentiert sich derart überladen und konfus, daß ein Blick ins Handbuch der einzige Ausweg scheint. Anstelle der dringend benötigten Erleuchtung überkommt den Leser bei der Lektüre des Manuals allerdings nur das kalte Grausen: Sowohl die optische Gestaltung als auch die inhaltlich-sprachliche Ausführung liegen unterhalb jeglicher Bewertungsskalen. So findet man kaum einen fehlerfreien Satz, sogar Fachbegriffe wie »Takt« oder »Desktop« sind permanent falsch geschrieben. Nun müssen Handbücher zwar nicht unbedingt literarische Meisterwerke darstellen, Ignoranten der deutschen Sprache sollten sich dennoch nicht als Autoren betätigen.

Dank dieses Handbuchs bleibt dann auch der eigentliche Sinn und die genaue Funktionsweise des Soft Arrangers mirakulös im Dunkel der Software-Unterwelt verborgen. Die ersten Arbeitsschritte, über welche die Bedienungsanleitung wider Erwarten doch noch Auskunft erteilt, führen selbst bei hartgesottensten Anwendern zum endgültigen Kreislaufkollaps: Auch die penibelste Beachtung des Textes - sowie seine freieste Auslegung - bringt nicht die im Handbuch versprochenen Ergebnisse. Einzig ein Fenster mit allerhand kryptischen Kürzeln - deren Erläuterung man kaum noch nachzulesen wagt - erscheint wie vorhergesagt. Ansonsten bimmelt der Soft Arranger munter vor sich hin oder schweigt eisern, ganz nach eigenem Ermessen. Hübsch geraten ist aber die Akkordautomatik. Drücken Sie in einem definierten Tastaturbereich eine Taste, so erklingt der dazugehörige Dur-, Moll- oder Septakkord. Den dazugehörigen Basic-Dreizeiler veröffentlichen wir einmal in den Tips&Tricks, wenn uns gar nichts mehr einfällt.

Vielleicht handelt es sich beim Soft Arranger ja tatsächlich um ein famoses Programm mit mannigfaltigen Fähigkeiten. In seiner jetzigen Erscheinungsweise verwandelt es aber nicht, wie in der Werbung versprochen, Ihr Keyboard in eine Profi-Workstation, sondern Sie in einen entnervten Kunden. (wk)

Rol. K. - MIDI-Hard & Soft, Warnetal 3. 3220 Alfeld

WERTUNG

Name: Soft Granger
Hersteller: Rol.K. MIDI-Hard & Soft
Preis: 189 Mark

Stärken: Keine

Schwächen: Unbequeme Benutzeroberfläche □ unleserliches Handbuch □ unvorhersehbare Arbeitsergebnisse

Fazit: In der jetzigen Ferm nur als schlechtes Beispiel brauchbar


Kai Schwirzke
Aus: TOS 05 / 1991, Seite 114

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