Börsianer mit einem Atari ST haben es schwer. Nur wenige Programme gibt es zur Aktienanalyse. Eines mauserte sich zum Spitzenreiter: CW-Chart von Foxware, das jetzt in neuer Version vorliegt.
Claus Weisenböhler, der Entwickler von »CW-Chart«, präsentiert die stark erweiterte Version 8.0. Zugleich offeriert die Goslarer Firma Sharework GmbH eine Datenbank speziell für dieses Programm.
Benutzerfreundlichkeit wird groß geschrieben bei CW-Chart, und mancher, der bisher seine Kurse mit einem MS-DOS-Computer analysierte, ist vom Ansteuern der einzelnen Menüpunkte via Maus und Pull-Down-Menüs begeistert. Groß ist auch die Funktionspalette des Programms, das aufgrund der Datenvielfalt vorzugsweise mit einer Festplatte arbeitet: CW-Chart erlaubt die Verwaltung von Aktien, Optionsscheinen, Optionen, festverzinslichen Wertpapieren, aber auch Warentermingeschäften und Edelmetall-Transaktionen.
Die verfügbaren Daten sind ausschließlich abhängig vom verwendeten Speichermedium, auf zweiseitigen Disketten lassen sich z. B. 350 Titel mit je 500 Kursen speichern. Rechtzeitig vor Erreichen des vorgegebenen Limits meldet sich das Programm automatisch, sodaß der Anwender frühzeitig Abhilfe schaffen kann.
Kernpunkt ist die Chartanalyse, also die Untersuchung der Kurskurven der Vergangenheit auf Signale für die künftige Kursentwicklung. Frei wählbar sind Größe und Position der dargestellten Charts, insgesamt lassen sich jetzt neun Fenster gleichzeitig öffnen und einzeln ansteuern. Die zahlreichen Rückfragen vor dem Zeichnen des Charts stören etwas, gewährleisten aber ein hohes Maß an Flexibilität. Den gestalterischen Wünschen des Anwenders sind bei CW-Chart ohnehin kaum Grenzen gesetzt: Unter anderem lassen sich in die Kurskurven - wahlweise Linien-, Balken- oder Point & Figure Charts -beliebige Formationen eintragen, aber auch Texte notieren und Ausschnitte analysieren. Ein manuelles Einstellen der Skalierung ist ebenso vorgesehen wie das Markieren besonderer Ereignisse im Chart - also etwa des Börsenkrachs 1987. Auch Charts anderer Titel lassen sich einblenden, wobei besonders der Relativchart - also das Vergleichen zweier Kurse bei Festlegung eines gemeinsamen Ausgangspunkts -eine bedeutende Rolle spielt. Auch Indikatoren wie Momentum, Overbought-Oversold-Index und Parabolic stellen die Grafik vor keine Probleme. Besonderheit dabei: Das Programm »merkt« sich die vorgenommenen Analysen und bietet sie auf Wunsch jederzeit wieder an.
Gefallen haben im Test die unterschiedlichen Listenauswertungen, die freilich - abhängig von der Schnelligkeit des Speichermediums und der Zahl der zu untersuchenden Papiere - manchmal schon einige Minuten Rechenzeit in Anspruch nehmen. Wollen Sie etwa eine Liste der Gewinner und Verlierer eines bestimmten Zeitraums oder eine optimierte Trendanalyse in Listenform? CW-Chart führt alle Berechnungen durch und bietet eine saubere Auswertung. Besonders die Flexibilität wird dabei groß geschrieben: Für viele Funktionen lassen sich in Tabellenform die Filterkriterien zusammenstellen.
Darunter fällt auch eine der wichtigsten Neuerungen der Version 8.0: Die »Intelligente Signaltabelle« gewichtet individuell das Ergebnis aus der stärksten Analysemethode - wahlweise Point & Figure, Stochastik, Trendbestätigung, Phasenanalyse und Parabolic - kombiniert mit unterstützenden Indikatoren. Diese Methode gibt dem Anleger automatisch Kauf- bzw. Verkaufssignale, wobei sich die Schwachpunkte der einzelnen Analyseverfahren weitgehend ausmerzen lassen. Freilich: Ganz ohne Fachwissen werden die »Gewinne auf Knopfdruck« nicht frei Haus geliefert. Vielmehr muß der Anleger zunächst die entsprechenden Tabellen definieren, wobei er jeden Indikator individuell gewichtet. CW-Chart ist allerdings nicht nur für die Chartanalyse konzipiert: Nachdem jeder Börsianer auch eine schnelle Übersicht über seinen aktuellen Depotstand und Auswertungen der Gewinne und Verluste benötigt, ist im Programm auch ein entsprechendes Depotverwaltungsmodul integriert, das auf die gleichen Kurse wie CW-Chart zurückgreift. Hier geben Sie alle wichtigen Daten des eigenen Depots ein, das Programm berücksichtigt auch das mitgeführte Finanzkonto und listet den Bestand nach unterschiedlichen Kriterien sowie in Form einer Tortengrafik auf. Zurückliegende Transaktionen - und dies ist heute noch längst nicht bei jedem Programm selbstverständlich - bleiben gespeichert und lassen sich auch unter steuerlichen Kriterien auswerten. Automatisch beobachtet CW-Chart auch gesetzte Kursziele bzw. Stop-Loss-Marken, sodaß der Anwender keine Papiere mehr vergißt. Ebenfalls im Depot nehmen Sie die Verwaltung anderer Vermögenswerte vor, beispielsweise festverzinsliche Wertpapiere, Optionsscheine und Optionen, sodaß Sie nicht auf die Auswertung Ihres Aktienbestandes beschränkt sind.
Entscheidend für den Erfolg der Arbeit mit einem Börsenprogramm ist die Übernahme aktueller Aktienkurse. CW-Chart bietet hierzu mehrere, sehr interessante Abfragevarianten. Bereits im Lieferumfang des Programms enthalten ist ein Aktienbestand mit 370 historischen Kursreihen, die rund 100000 Einzelkurse umfassen. Sie können aktuelle Börsenkurse manuell erfassen, besser ist jedoch die komfortable und zudem preiswerte automatische Kursübernahme aus externen Datenbanken. Zwei Wege erscheinen hierzu besonders attraktiv: Im Btx-Modul von CW-Chart sind bereits die Abfrageroutinen für mehrals 25 verschiedene Btx-Anbieter vordefiniert, das Programm erkennt dabei auch veränderte Schreibweisen der Papiere und zeigt diese am Bildschirm an. Foxware bietet seit November unter den Btx-Seiten *925010-71# einen Börseninformationsdienst an. Keine Schwierigkeit stellt auch die Kurserfassung während einer längeren Abwesenheit dar. Per »CWTIMER« geben Sie zu einem beliebigen Zeitpunkt einen Abfrage-Auftrag vor, den der ST dann planmäßig abarbeitet.
Der zweite Weg führt über eine Datenabfrage aus einer externen Mailbox, welche die Goslarer Firma Sharework GmbH anbietet. Verfügbar sind derzeit 650 internationale Kurse, 588 Titel von der Wiener Börse, 500 amerikanische Standard & Poor's Kurse sowie 1000 japanische Papiere. Die Übertragunggeht schnell: Die 650 internationalen Kurse lassen sich via Modem in rund 60 Sekunden einiesen - unterstützt wird eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 4800 Baud. Die Kosten halten sich in Grenzen: Zwischen 12 und 24 Mark monatlich verlangt der Hersteller für die einzelnen Segmente, für den kompletten Bestand berechnet er 69 Mark.
Alleingelassen fühlt sich der Anwender im übrigen nicht: Da die Mailbox zumindest tagsüber laufend personell besetzt ist, erhalten Neukunden großzügig Hilfestellung. (uh)
Foxware, Buchsteinweg 1, 8172 Lenggries, Datenbank: Sharework GmbH. Wachtelpforte 26, 3380 Goslar
Name: CW-Chart 8.0
Hersteller: Foxware
Preis: CW-Chart 8.0 997 Mark, GW-BTX 199 Mark, HBLBTX/HBLTER je 391 Mark, GW-TIMER 99 Mark. Demoversion 20 Mark
Stärken: Bis zu neun Charts gleichzeitig darstellbar □ Depotverwaltung nicht nur auf Aktien beschränkt
Schwächen: Zahlreiche Rückfragen vor dem Zeichnen eines Charts
Fazit: CW-Chart Version 8.0 ist der Spitzenreiter unter den Chart-Programmen auf dem ST.