Bis vor kurzem betrug die magische Speichergrenze beim Atari ST 4 MByte. Jetzt gelang es diese Grenze auf 12 MByte zu erhöhen.
Seit Atari den ST in die Läden brachte, bieten Dritthersteller Speichererweiterungen für I diesen Computer an. Diese Erweiterungen lassen sich sehr gut verkaufen. Das liegt daran, daß professionelle Anwendungen wie »Calamus« oder »Cranach« nicht gerade sparsam mit dem RAM umgehen. Wer also einen ST mit 512 KByte Hauptspeicher besitzt, erkennt sehr schnei I, daß ohne eine RAM-Erweiterung nur sehr wenig geht. Besitzer eines ST mit 1 MByte Arbeitsspeicher können zwar die meisten Anwendungen starten, jedoch kommt häufig bei der einen oder anderen Programmfunktion die lapidare Meldung, daß diese aus Speicherplatzgründen nicht ausgeführt werden könne. Wir nehmen daher neben einer echten Neuheit, mit der man den Speicher eines Mega ST auf bis zu 12 MByte ausbauen kann, auch drei herkömmliche 2,5 und 4 MByte-Speichererweiterungen unter die Lupe. Als erstes stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hat, bis findige Entwickler die 4 MByte-Grenze durchstoßen konnten. Dies liegt an der von Atari entwickelten MMU (Memory Management Unit). Diese ist darauf vorbereitet, 16 oder 32 512-Kilobit- oder Megabit-RAM-Bausteine anzusteuern. Das ergibt bei den moderneren Megabit-Chips 4 MByte Speicher. Möchte man mehr RAM zur Verfügung haben, so muß man eine neue MMU entwickeln. Genau dies vollbrachte DigiShop. Dabei wurde die Atari MMU als Untereinheit in die Kontrollelektronik der Speichererweiterung eingebaut.
Die Megamemory Expansion ist auf allen Mega STs einsetzbar. Die Speichererweiterung besteht aus einem Basismodul mit der gesamten Steuerungs- und Kontrollelektronik und 2 MByte Speicher. Mit speziellen Erweiterungsmodulen läßt sich der Speicher auf bis zu 12 MByte ausbauen. Rüstet man beispielsweise einen Mega ST 2 mit dem Basismodul aus, so stehen sofort 4 MByte Arbeitsspeicher zur Verfügung und bei einem Mega ST 4 analog 6 MByte. Lediglich der Mega ST 1 tanzt aus der Reihe: Rüstet man ihn mit dem Basismodul auf, so hat man »nur« 2,5 MByte Arbeitsspeicher. Dieser Effekt liegt an der Rechnerarchitektur und wäre nur durch eine sehr aufwendige Eigenentwicklung des Herstellers zu umgehen gewesen.
Der Einbau des Basismodul gelingt leider nicht ohne Lötarbeiten, da zwei IC-Sockel auf die Chips U32 und U36 aufzulöten sind. Außerdem muß man je nach Konfiguration das Basismodul mit der CPU verbinden. Dies geschieht mit einem Flachbandkabel, das an den Prozessor gelötet wird. Nach dem Entfernen der MMU aus der Fassung steckt man das Modul in diese und in die beiden aufgelöteten Fassungen. Die MMU findet ihren neuen Platz in einem Sockel auf dem Modul. Abschließend ist nur noch der Gerätetyp mittels eines Jumpers auf der Platine einzustellen, damit die Logik der Erweiterung »weiß«, wieviel Grundspeicher vorhanden ist.
Die Erweiterungsmodule sind mit 2 und 4 MByte Speicher lieferbar. Sie werden seilich an das Basismodul angesteckt. Die Konfiguration des Speichers erfolgt hierbei automatisch durch das Basismodul. Im Gehäuse des Mega ST finden maximal drei Erweiterungsmodule Platz. Somit läßt sich auch ein Mega ST 1 durch das Basismodul mit einer 2 MByte- und zwei 4 MByte-Erweiterungen auf 12 MByte aufrüsten.
Den Vertrieb der Megamemory Expansion übernimmt in Deutschland die Firma Richter Computer. Für den Mega ST 4 wird eine Kompletterweiterung auf 12 MByte unter der Bezeichnung MB12 für 3998 Mark angeboten. Das Grundmodul G2 kostet 1798Mark, und die Erweiterungsmodule E2 und E4 schlagen mit 998 Mark und 1 798 Mark zu Buche. Beim ersten Kürztest eines »Mega ST 12« fiel auf, daß praktisch alle Programme klaglos ihren Dienst verrichten. Nur bei der Anzeige des freien Speichers war meist eine Stelle zu wenig reserviert. Lediglich resetfeste RAM-Disks kamen in der Regel mit der Speicherflut nicht zurecht. Dies ist aber nicht weiter tragisch, da eine solche zum Lieferumfang des Basismoduls gehört.
Wenden wir uns nun den herkömmlichen Speichererweiterungen für den ST zu. Die Firma Hard&Soft Herberg bietet für alle ST-Modelle voll- und teilsteckbare Erweiterungen auf 2,5 bzw. 4 MBytean. Diese unterscheiden sich lediglich darin, daß sie entweder 2 MByte oder 4 MByte RAM aufnehmen. Die Montage der vollsteckbaren Erweiterungen gestaltet sich sehr einfach, wenn diese mit 2 MByte bestückt sind. Nach dem Öffnen des Rechners ist zunächst der Shifter aus seinem Sockel zu nehmen. In die leere Fassung wird ein neuer Sockel gesteckt, von dem aus eine Kabelverbindung zur Erweiterung geht. Ein zweiter Steckadapter findet auf der MMU seinen Platz. Nachdem der Shifter wieder eingesteckt und die Steckerleiste mit der Erweiterung verbunden ist, sind nur noch dieStrom-und Masseverbindung herzustellen. Fertig ist die Erweiterung. Dies gilt für STs mit 512 KByte RAM. Jetzt stehen 2,5 MByte Arbeitsspeicher zur Verfügung.
Aufwendiger ist ein Ausbau auf 4 MByte, da hierzu eine Memory-Bank zu deselektieren ist. Dies beschreibt die Einbauanleitung sehr genau. Leider stellte sich bei der Montage heraus, daß das Platinenlayout unseres 260 ST nicht in der Anleitung beschrieben ist. Da die Firma Hard&Soft aber einen Hotline-Service anbietet, genügte ein Anruf, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Dies ist sehr bemerkenswert, da Hotlines ihren Namen oft nicht verdienen.
Bei den vollsteckbaren Erweiterungen von Hard&Soft fiel auf. daß durch den Steckadapter nur noch Platz für den AT-Emulator ATonce von Vortex im Computer war. PC-und AT-Speed ließen sich nicht mehr in die Fassung stecken. Dieses Problem umgeht man, indem man sich für die teilsteckbare Version entscheidet. Noch ein anderes Argument spricht für diese Lösung: Sitzt in Ihren ST die MMU in SMD-Technik, also oberflächenmontiert, dann scheidet eine voll-steckbare Erweiterung von vorne herein aus. Aus diesem Grund bietet Hard&Soft seine Erweiterungen in beiden Versionen an. Sie unterscheiden sich nur darin, daß die eine einen Steckadapter besitzt und die andere nicht. Um die teilsteckbare Erweiterung zu montieren, sollte einige Löterfahrung vorhanden sein, da 21 Leitungen auf der ST-Platine zu verlöten sind. Bei dieser Version finden alle Erweiterungen, die direkt auf den Prozessor montiert werden, im ST genügend Platz.
Zum Lieferumfang der Hard&Soft Erweiterungen gehört auch eine Diskette mit dem Programm »Memtest« das austestet, ob der zusätzliche Speicher korrekt angesprochen wird. Die teilsteckbare Erweiterung auf 2,5 MByte kostet 449 Mark, die vollsteckbare 498 Mark, und die Erweiterungen auf 2,5/4 MByte kosten mit 2 MByte bestückt 498 bzw. 549 Mark. Auch die Firma Weide bietet bereits seit Jahren eine vollsteckbare Speichererweiterung für alle ST-Modelle an. Dabei gilt auch bei dieser Erweiterung das oben Gesagte: Ist die MMU in SMD-Technik auf der Platine angebracht, ist diese Erweiterung nicht zu gebrauchen. Auch hier traten die Probleme mit allen steckbaren PC- und AT-Emulatoren auf.
Sehr positiv fiel die mit vielen Fotos versehene Einbauanleitung auf. Dank des reichen Fotomaterials gestaltet sich der Einbau und das Deselektieren der RAM-Bank bei einer Erweiterung auf 4 MByte einfach. Die Weide 4MByte RAM Extension kostet mit 2 MByte Speicher 748 Mark. Voll bestückt sind 1198 Mark zu bezahlen.
Durch die große Auswahl an Speichererweiterungen ist sichergestellt, daß Anwender für jeden Bedarf das passende Modell finden.
Richter Computer, Hagener Str. 65, 5820 Gevelsberg
Hard&Soft A. Herberg. Bahnhofstr.289, 4620 Castrop-Rauxel
Weide Elektronik. Regerstr. 34, 4010 Hildesheim
Name: MEGAMEMORY EXPANSION MODUL
Hersteller: Digi Shop
Preis: MB12 3998 Mark, G2 1798 Mark, E2 998 Mark, E4 1798 Mark
Stärken: Auf bis zu 12 MByte ausbaubar □ selbstkonfigurierend
Schwächen: Einbau erfordert Lötarbeiten □ nur für die Mega ST-Serie geeignet
Fazit: Eine RAM-Erweiterung, die die 4 MByte-Grenze sprengt
Name: MODELL 2, MODELL 2S, MODELL 2/4, MODELL 2/4S
Hersteller: Hard&Soft
Preis: 449 Mark, 498 Mark, 498 Mark (2 MByte bestückt), 549 Mark (2 MByte bestückt)
Stärken: Vollsteckbare Version läßt sich einfach einbauen □ RAM-Testprogramm gehört zum Lieferumfang □ guter Hotlineservice □ günstiger Preis
Schwächen: Bei vollsteckbarer Version kommt es zu Platzproblemen mit Erweiterungen, die auf dem Prozessor ihren Platz finden
Fazit: Durch die beiden Modelle ist sichergestellt, daß bei jeder Ausbaustufe des STs die passende Erweiterung vorliegt.
Name: WEIDE 4MBYTE RAM EXTENSION
Hersteller: Weide
Preis: 748 Mark (2 MByte bestückt), 1198 Mark (4 MByte bestückt)
Stärken: Einfache Montage □ Einbauanleitung mit vielen Fotos versehen
Schwächen: Relativ hoher Preis □ Platzprobleme mit Erweiterungen, die auf dem MC68000 ihren Platz finden □ Montage bei MMUs in SMD-Technik nicht möglich
Fazit: Eine bei einer gesockelten MMU einfach zu montierende Speichererweiterung.