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Turmbau: Drei Tower-Umbausatze im Vergleich

Test

Mit einem Tower-Umbausatz packen Sie Ihre ST-Anlage in ein gerĂ€umiges, stabiles und optisch ansprechendes Metall-GehĂ€use. Computer, Festplatten und Laserinterface verschwinden damit vom ĂŒberfĂŒllten Schreibtisch. Was unterscheidet die BausĂ€tze von Lighthouse, Rocke und Tetra?

Von Ulrich Hoffner und Toni Schwaiger

Viele ST-Besitzer stört das Erscheinungsbild ihres Computers. Die 260/520 ST-Modelle ĂŒberzeugen nicht wegen der separaten Peripherie wie Netzteile und Diskettenlaufwerke. Die 1040 STs und Mega STs gewinnen im Vergleich zu IBM-kompatiblen Rechnern mit dem PlastikgehĂ€use auch keinen Schönheitspreis. Tower-UmbausĂ€tze schaffen Abhilfe.

Lighthouse

Den preisgĂŒnstigsten Umbausatz bietet die Firma Lighthouse mit dem »Tower plus« an. Er ist in drei Varianten erhĂ€ltlich: fĂŒr den Mega ST, die 1040 ST und die 260/520 ST-Modelle. Das Tower System 1 (398 Mark) fĂŒr Mega STs besteht aus einem Tower-GehĂ€use, einem Multiboard, einem Festplattenkit, einem Einbausatz fĂŒr ein 3 1/2 Zoll-Diskettenlaufwerk und einem SchlĂŒsselschalter.

100 Mark mehr mĂŒssen Besitzer eines 1040 ST berappen. DafĂŒr erhalten sie auch ein zusĂ€tzliches TastaturgehĂ€use. Besitzern eines 260/520 ST bietet Lighthouse schließlich fĂŒr 598 Mark einen um ein 60 Watt-Schaltnetzteil erweiterten Einbausatz.

Das Tower-GehĂ€use besteht aus zwei Halbschalen, auf denen die einzelnen Bauteile ihren Platz finden. Die Schalen sind mit Scharnieren miteinander verbunden. Nach dem Zerlegen des ST montieren Sie die Rechnerplatine auf dem unteren verzinkten Blech. Als nĂ€chstes finden das Netzteil und das Multiboard ihren Platz in der Halbschale. Letzteres bietet einige interessante FĂ€higkeiten: Zum einen lassen sich an dieser Platine bis zu drei Diskettenlaufwerke anschließen, von denen zwei ĂŒber Schalter zum Betrieb ausgewĂ€hlt werden, zum anderen steuert das Multiboard bis zu drei LĂŒfter. Eine Einschaltverzögerung, die bewirkt, daß der ST erst nach dem Anlaufen der Festplatte bootet, komplettiert die Eigenschaften der Platine.

Bild 1. Der Lighthouse-Tower mit 260 ST, Festplatte, 3,5- und 5,25 Zoll-Diskettenlaufwerk

Als letztes Bauteil bringen Sie einen SchlĂŒsselschalter an, der spĂ€ter als zentraler Ein-/Ausschalter dient. Ein Reset-Schalter und die Schalter zur Wahl der Diskettenlaufwerke bilden neben dem SchlĂŒsselschalter die Bedienelemente an der Frontseite. Nach der Montage bleibt noch Platz fĂŒr eine Festplatte im unteren Blech.

Die obere Halbschale trĂ€gt bis zu drei Laufwerke und den Festplatten-Controller. Schließlich findet noch die Tastatur ihren Platz in dem mitgelieferten GehĂ€use, das ĂŒber ein Spiralkabel mit dem Tower verbunden wird.

Die Montage erwies sich als einfach. Allerdings war die Umbauanleitung an einigen Stellen zu ungenau und zu wenig bebildert. Angenehm fiel auf, daß keinerlei Lötarbeiten beim Umbau nötig waren. Alle nötigen Kabel und Schrauben gehören zum Lieferumfang. Nachdem Sie die Verkabelung vorgenommen haben, schrauben Sie die Halbschalen an zwei stabilen, grau lackierten Verkleidungsblechen fest. Danach befestigen Sie die Frontblende mit vier Plastikstiften. FĂŒr alle vier LaufwerkschĂ€chte gehören Kunststoffblenden zum Lieferumfang. Als letztes sind noch der Fuß des Towers festzuschrauben und die DMA-Schnittstelle per Kabel mit dem Eingang des Festplatten-Controllers zu verbinden. Leider findet dieses nicht im GehĂ€use Platz.

Als Sonderzubehör bietet Lighthouse auch einen Einbausatz fĂŒr die Laserschnittstelle an. Das Laser-Interface wird beim Betrieb ĂŒber das Multi board mit Strom versorgt, so daß Festplatten auch bei ausgeschaltetem Laser korrekt funktionieren.

Wegen des einfachen Umbaus und des im Vergleich zu den Mitbewerbern sehr gĂŒnstigen Preises ist der Lighthouse Tower plus ein interessantes Angebot. FĂŒr alle Besitzer eines »kleinen« STs ist dieser Umbausatz ĂŒberdies der einzige Weg, dem Atari-Computer ein neues, platzsparendes Äußeres zu geben.

Name: Lighthouse Tower plus
Preis: 398 bis 598 Mark
Hersteller: Lighthouse

StĂ€rken: GĂŒnstiger Preis □ Zeitverzögerung fĂŒr Festplatten □ fĂŒr alle ST-Modelle geeignet □ flexibel
SchwĂ€chen: Verbindung der DMA-Schnittstellen ĂŒber Kabel an der RĂŒckseite □ GehĂ€useart
Fazit: Einziger Tower, der fĂŒr alle ST.Modelle geeignet und zudem sehr preisgĂŒnstig ist.

Rolf Rocke

Noch ofenfrisch ist der Tower-Umbausatz von Rolf Rocke. Nach dem Lösen von sechs Schrauben lĂ€ĂŸt sich die Verkleidung abnehmen. Weitere sechs Schrauben halten die Fußplatte des GehĂ€uses. Ist diese entfernt, lĂ€ĂŸt sich die Mega-Platine im Tower montieren. Vorher sind aber noch der Reset-Schalter aus- und zwei Pfosten einer Pfostenleiste einzulöten.

Nun verschrauben Sie die Platine im Tower. Alle ĂŒbrigen Kabel Verbindungen lassen sich stecken. Sogar eine Schnittstelle fĂŒr einen zweiten Monitor wurde nicht vergessen. Diese Ports sind mit den zum Lieferumfang gehörenden Kabeln an die korrespondierende ST-Schnittstelle anzuschließen.

Ein ausreichend dimensioniertes Netzteil versorgt den ST und alle eingebauten Laufwerke mit Strom. Auch das Laser-Interface wurde nicht vergessen: Es findet bei Bedarf im Tower Platz und wird zentral mit Energie versorgt. Daher ist ein DMA-Betrieb auch bei ausgeschaltetem Laser möglich.

Rocke versieht seinen Tower standardmĂ€ĂŸig mit dem ICD-Hostadapter zum Anschluß von SCSI-Festplatten. Auch gehören die KabelsĂ€tze zum Einbau von Disketten-Laufwerken und Festplatten zum Lieferumfang.

Bild 2. Mega ST 4 mit Fest- und Wechselplatte sowie 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk im Rocke-Tower

Nach dem Zusammenschrauben schalten Sie den Tower mit einem Zentralschalter an der Vorderseite ein. Mit einem AT-ĂŒblichen SchlĂŒssel sind Sie in der Lage, die Tastatur und die Maus fĂŒr Eingaben zu sperren. Eine Anzeige zeigt den Systemtakt. Zwei LEDs signalisieren den Betriebszustand des STs und Zugriffe auf die Festplatte. Ein Reset- und ein Turbo-Schalter komplettieren die Bedien- und Steuerelemente dieses Towers.

Da beim Rocke-Tower mit Ausnahme der Mega-Platine und der Laufwerke alles montiert ist und man bis auf den kleinen Löteinsatz eigentlich nur Kabel zu stecken hat, dĂŒrfte die Montage niemandem Probleme bereiten. Sollten Sie sich den Einbau aber dennoch nicht Zutrauen, so bietet Rocke einen Einbauservice an. FĂŒr rund 300 Mark Aufpreis montiert die Firma den Mega ST, ein Diskettenlaufwerk und eine Festplatte. Wegen des relativ hohen Preises und der sauberen AusfĂŒhrung des GehĂ€uses ist der RR-Tower eher fĂŒr Megas geeignet, die professionell eingesetzt werden.

WERTUNG

Name: RR-Tower
Preis: Rund 1100 Mark
Hersteller: Rolf Rocke

StĂ€rken: MHz-Anzeige □ alle Schnittstellen nach außen gefĂŒhrt □ einfache Montage □ SCSI-Interface
SchwĂ€chen: Nur fĂŒr den Mega ST geeignet □ relativ hoher Preis
Fazit: Relativ teurer Tower, der einem Mega ST ein ansehnliches Äußeres verleiht

Tetra

Der Tower-Umbausatz von Tetra besteht aus dem Tower-GehĂ€use mit integriertem Netzteil, Adapter-Platinen, Verbindungskabeln, System-Software, Umbau- und Bedienungsanleitung (ausfĂŒhrlich und bebildert) sowie diversem Kleinmaterial. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten sind ein Lautsprecher, ein Batteriefach fĂŒr die Echtzeituhr-Pufferung sowie ein Tastatur-VerlĂ€ngerungskabel.

Das GrundgerĂŒst des GehĂ€uses bildet ein stabiler Metallrahmen mit zwei Mittelstreben. Fest in dem Rahmen integriert ist ein 220 Watt-Netzteil, das den Computer, die Laufwerke sowie alle Erweiterungen zentral mit Strom versorgt. Das Netzteil verfĂŒgt auch ĂŒber eine 220 Volt-Ausgangsbuchse. Ist daran der Monitor angeschlossen, erlaubt der Tower-Netzschalter das gleichzeitige Einschalten aller Computer-Komponenten.

Zwei SchĂ€chte, abgedeckt durch herausnehmbare Frontblenden, dienen zur Aufnahme von 3 1/2 Zoll Disketten-Laufwerken. Der Hersteller rĂ€t dazu, nicht das Original-Atari-Laufwerk einzubauen. Laufwerke mit hoher Schreibdichte (HD) und zum Tower passender Frontblende kosten weniger als 200 Mark und sind den Atari-Laufwerken technisch, mechanisch und optisch weit ĂŒberlegen. Weitere fĂŒnf Laufwerk-SchĂ€chte sind fĂŒr 5,25 Zoll-Laufwerke aller Art reserviert. Dazu gehören Festplatten, Wechselplatten oder Diskettenlaufwerke. 3,5 Zoll-Festplatten benötigen einen handelsĂŒblichen 5,25 Zoll-Einbaurahmen. Bei vier der fĂŒnf SchĂ€chte lassen sich die Frontblenden abnehmen.

An der Tower-Frontseite befinden sich Netzschalter, Reset- und Turbo-Taster sowie ein SchlĂŒsselschalter. Letzterer sperrt sĂ€mtliche Mausaktionen und Tastatureingaben. Drei verschiedenfarbige Leuchtdioden zeigen Einschaltzustand, Festplattenzugriff und Turbo-Betriebsart an.

Neben dem LĂŒfter und den Netzteil-AnschlĂŒssen reihen sich an der Tower-RĂŒckseite zahlreiche Schnittstellen: Tastatur, MIDI In/ Out, Centronics-Druckerport, serieller RS232-Port, ACSI-Port, Atari-Monitorbuchse, externer ROM-Port und Multisync-Monitorbuchse mit Umschalter. Platz ist noch fĂŒr zwei 25polige und zwei 9polige Sub-D-Buchsen.

Der Tower ruht auf einem angeschraubten Plastik-Sockel, Vorder- und RĂŒckseite sind durch ansprechend gestaltete Kunststoff-Blenden verkleidet. Um an das Tower-Innenleben heranzukommen, mĂŒssen Sie die rĂŒckwĂ€rtige, rastbare Blende abnehmen, sechs nun nicht mehr verdeckte'Schrauben lösen und das U-förmige Metall-GehĂ€use abnehmen. Alle GehĂ€use-Teile sind entweder schwarz oder sandfarbig erhĂ€ltlich. Kommen wir nun zum Einbau der Tower-Komponenten. ZunĂ€chst benötigen Sie den Computer, einen Mega ST. Versionen des Tower-Umbausatzes fĂŒr den Mega STE und den TT sind in Vorbereitung und sollen zur Atari-Messe im Herbst erscheinen. Die Atari-Modelle 260, 520 oder 1040 ST/STE sind fĂŒr den Einbau nicht geeignet. Vom Mega ST brauchen Sie nur die Hauptplatine. Auf der Platine mĂŒssen Sie ein paar Verbindungen durchtrennen und einige neue Leitungen löten. Auf die Schnittstellen-Seite des Mega stecken Sie die grĂ¶ĂŸte der Adapter-Platinen. Diese stellt folgende Verbesserungen und Funktionen bereit:

Hardware-Bildschirmschoner
Wenn einige Minuten keine Maus- oder Tastatur-Aktionen stattfinden, schaltet die Elektronik den Monitor dunkel.

HD-Elektronik
Wenn Sie ein HD-Diskettenlaufwerk eingebaut haben und ĂŒber einen HD-tauglichen Floppy-Controller verfĂŒgen (zum Beispiel WD VL 1772-02), dann können Sie auch Disketten mit hoher Schreibdichte (1,44 MByte) formatieren, beschreiben und lesen.

Scanner-KompatibilitÀt
Pin 17 der Centronics-Schnittstelle ist beschĂ€ltet und erlaubt dadurch den direkten Anschluß von Scannern mit Parallel-Interface.

Monitor-Umschalter
Haben Sie an die 9polige Sub-D-Buchse einen Multisync-Monitor angeschlossen, der alle drei Grafikmodi des ST beherrscht, wechseln Sie per Schalter zwischen Farbe und Monochrom.

VerstÀrker
Da die meisten Multisync-Monitore nicht ĂŒber ein Tonteil verfĂŒgen, verstĂ€rkt die Adapter-Elektronik den ST-Ton und gibt ihn ĂŒber einen im Tower montierten Lautsprecher wieder. Die LautstĂ€rke ist extern regelbar.

Reset-Verzögerung
Eine Logik dehnt nach dem Einschalten des Towers (und nur dann) die Reset-Phase des Computers so lange aus, bis alle Festplatten hochgefahren sind. Die Verzögerungszeit ist regelbar. Erweiterte Grafikauflösung Durch einen Hardware-Trick kann der ST-Grafikchip zum Beispiel statt 640x400 auch 704x480 Pixel darstellen. Allerdings ist dafĂŒr zudem noch eine Treiber-Software erforderlich, die der Hersteller leider nicht anbieten kann. S

SchaltausgÀnge
Die Adapter-Platine stellt acht softwaremĂ€ĂŸig schaltbare AusgĂ€nge zur VerfĂŒgung. Ein paar davon sind schon vergeben fĂŒr die ROM-Port-Umschaltung, Turbo-Modus einer eventuell eingebauten Beschleuniger-Karte, I/O-Schaltung am Centronics-Port und fĂŒr die erweiterte Grafikauflösung.

Soviel zu dem ungewöhnlich vielseitigen Multifunktions-Adapter. In den Modul-Schacht stecken Sie die ROM-Port-Expansions-Platine. Diese stellt einen ROM-Modul-Steckplatz im Tower und einen zweiten an der Tower-RĂŒckseite bereit. Zwischen den beiden Ports schalten Sie per Software um. Paßt ein Dongle mechanisch nicht an den Ă€ußeren Port, liefert Tetra gratis einen kleinen Adapter nach.

Bild 3. Tetra-Tower mit Mega ST 4, Fest-und Wechselplatte, Laser-Interface, Chili-Grafikkarte und 3,5 Zoll-Diskettenlaufwerk

Wenn Sie einen Atari-Laserdrucker besitzen, sollten Sie das dazugehörige Laser-Interface ebenfalls in den Tower einbauen -ein Platz dafĂŒr ist bereits reserviert. Dann kann der Laserdrucker bei Nichtgebrauch ausgeschaltet bleiben. Die Festplatten arbeiten dennoch einwandfrei, und die Laser-Treibersoftware lĂ€ĂŸt sich beim Booten standardmĂ€ĂŸig installieren. Die mitgelieferte Software gliedert sich in drei Sparten. Eine Batch-Datei-Verarbeitung testet und definiert interaktiv wichtige System-Parameter. Das »Tetra«-Accessory erlaubt die Formatierung von HD-Laufwerken und setzt die Funktionen der acht SchaltausgĂ€nge. »Desk-Assist« ist schließlich ein vielseitiges Multi-Accessory.

Das leistungsstarke Netzteil und der gerĂ€umige Tower-Innen raum erlauben den Einbau zahlreicher Erweiterungen. SCSI-Hostadapter, Grafik- und Turbokarten sowie PC/ AT-Emulatoren sind nur einige wenige Beispiele. Die thermische StabilitĂ€t und die mechanische Verarbeitung sind ebenso ausgezeichnet wie die klare, edle Optik des Towers. Abgerundet wird das Tetra-Tower-Tuning-Set durch die ausgereifte Zusatz-Elektronik, die nĂŒtzliche Extras bereitstellt.

WERTUNG

Name: Tower Tuning Set
Preis: 1199 Mark
Hersteller: Tetra

StĂ€rken: Einzigartige Multifunktions-Platine □ gerĂ€umiges GehĂ€use □ solide Verarbeitung □ edle Optik □ umfangreiche Software
SchwÀchen: Lotarbeiten erforderlich
Fazit: Tower-UmrĂŒstsatz zu einem angemessenen Preis, bei dem Mechanik, Zusatz-Elektronik, Software und Optik das PrĂ€dikat »professionell« uneingeschrĂ€nkt verdienen

Lighthouse A&G Sexton GmbH, Riedstr 2, 7100 Heilbronn
Rolf Rocke Computer, Auestr. 1, 5090 Leverkusen
Tetra Computersysteme, Neuer Markt 27, 5309 Meckenheim