FEZ: Ein Koffer in Berlin

Berlin war eine Messe wert

Auf die unklaren Aussagen Ataris zur jährlichen Messe wollten sich engagierte Atari-Anwender nicht verlassen und veranstalteten kurzerhand in Berlin eine eigene kleine Show. Wir waren für Sie dabei.

Recht kurzfristig und damit fast nur Insidern bekannt, fand am 8. und 9. Mai in Berlin eine Mini-Atari-Messe statt. Das FEZ, idyllisch im Grünen gelegen, bietet viel Platz und verschlingt keine exorbitanten Austellungsgebühren. So nahmen dann neben bekannten Entwicklern wie ASH, Kaktus oder Maxon auch einige Private die Chance wahr, den direkten Kontakt zum Endverbraucher und Freak zu suchen. Von den parallel ablaufenden Veranstaltungen »verirrten« sich außerdem einige Besucher zum vernetzten Kult-Spiel »Midi-Maze«, zur Musik-Produktion »For Your Pleasure« oder begutachteten Textverarbeitungen und DTP. Sicherlich kein schlechter Nebeneffekt, wenn schon der Hersteller Atari Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für zu teuer und überflüssig hält.

MultiTOS & SpeedoGDOS

Sehnsüchtig erwartet und immer wieder vertröstet gibt’s nun endlich MultiTOS und SpeedoGDOS. Allerdings läuft der Vertrieb nicht über Atari, sondern über die Firma Compo. MultiTOS, das Ihrem Rechner nun Multitaskingfähigkeiten verleiht, braucht TOS 1.04 und mindestens 2 MByte RAM. Es wird auf Diskette mit einem kleinen Anleitungsheft für 99 Mark verkauft. Auch SpeedoGDOS, das schon seit längerem unter verschiedenen Bezeichnungen durch die Szene geistert, wird von Compo für 99 Mark angeboten. Im Gegensatz zu bisherigen GDOS-Versionen bietet es skalierbare Schriften, die für viele Anwendungen bessere Qualität bieten. Es werden div. Schnitte von »Dutch«, »Swiss«, »Bitstream Cooper Black«, »Monospace«, »Park Avenue«, »More Wingbats«, »Symbol Monospaced« und »VAG Rounded« mitgeliefert. Weitere Schriften können Sie zusätzlich erwerben.

Neues von ASH

ASH hat den »Pure«-Reigen um ein weiteres Mitglied erweitert: den Pure Profiler, der die Optimierung von Algorithmen unterstützen soll. Mit ihm kann man schnell und komfortabel das Laufzeitverhalten von Programmen, die in Pure Pascal (ab 1.1), Pure C oder Pure Assembler geschrieben werden, analysieren. Nach einem Testlauf des Programmes wird für jedes Modul, jede Funktion, jede Programmzeile bis zu einzelnen Assembleranweisungen die benötigte Rechenzeit dokumentiert (absolut wie prozentual).

Selbstverständlich werden auch Betriebssystem-und Bibliotheksfunktionen dabei berücksichtigt.

Ein anderes Feature ist die Dokumentation der Aufrufketten von Funktionen und Prozeduren. Die Protokolle lassen sich speichern, so daß später unterschiedliche Entwicklungsstände verglichen werden können.

Auch bei den anderen Programmen von ASH gab es diverse Verbesserungen: Signum 3 verfügt nun über eine Tabellenfunktion und unterstützt für die Zeichensätze ein gepacktes Format, die so auf etwa die Hälfte schrumpfen. Außerdem können Sie auf einem HP Laserjet IV Vektorobjekte und Bitgrafiken mit 600 dpi drucken. Ein Update kostet 40 Mark.

Pure Pascal liegt nun in der Version 1.1 vor. Neben der Spracherweiterung von Turbo Pascal 7.0 wurden zahlreiche Detailverbesserungen vorgenommen. Die Grafikanwendung Papillon verfügt in einer neuen Version über schnellere Routinen zum Entpacken und Konvertieren der Bilder sowie eine flinkere Lupe. Außerdem stehen nun die Bildformate JPEG, TIFF und BMP zur Verfügung. Für 30 Mark gibt’s die neue Version. Bei Phönix stehen nun ein Bündel mathematischer sowie einige Zeichenketten-Funktionen bereit. Ein Update kostet 30 Mark, zusammen mit einer »Kniffel«-Datenbank 50 Mark.

Endlich auch ein Postleitzahlen-Konverter für Atari

Postleidzahlen

Wie allgemein bekannt, stiftet die Post mit der Umstellung der Postleitzahlen viel Verwirrung und zusätzliche Arbeit. Um seine Kundendatei umzustellen, hat Kobold-Programmierer Richstein kurzerhand selbst in die Tasten gegriffen und für den Atari ein entsprechendes Programm geschrieben.

Es besteht aus zwei Teilen: Einerseits einem automatischen Konvertierungsprogramm, das vorhandene Dateien automatisch bearbeitet, andererseits einem Accessory, mit dem Sie neue Anschriften nachschlagen können. Die Konvertierung ist praktisch mit allen Datenbanken möglich, die Ex- und Import unterstützen.

Die für Normalverbraucher etwas abgespeckte Postleitzahlendatei kennt 30 000 Orte, 15 000 Postfächer und 230 000 Straßen. Trotzdem hat sie noch immer einen Umfang von etwa 13 MByte und benötigt für den Index nochmals ca. 10 MByte - um eine Festplatte kommt man also nicht herum. Die Eingabe ist fehlertolerant und versucht bei möglichen Tippfehlern ähnliche Straßen oder Orte zu finden. Klappt dies nicht, werden die nicht bearbeiteten Anschriften in eine separate Datei geschrieben. Je nach Rechner und Art der Anschriften sollen auf diese Weise zwischen 3500 und 4000 Datensätze pro Stunde mit einer Trefferquote bis 95 Prozent konvertiert werden.

Den Vertrieb hat ASH übernommen, die das Konvertierungspaket für 79 Mark anbieten.

For Your Pleasure

Vom Heimvorteil Berlin profitierte das Duo »For Your Pleasure«, das mit Hilfe eines Atari Mega STe und der exzellenten Musik-Software ihr Debut-Album »Scattered Pages« produzierte. Abseits von Tekkno, Hipp Hopp und gängigem Mainstream bietet es anspruchsvolle Rockmusik. Seit 1990 haben der Gitarrist Greeko und der Sänger, Keyboarder und Schlagzeuger Margin an ihrem Konzept gearbeitet. So sind auch alle Songs ihrer CD – die im Mai dieses Jahres beim Berliner Label »Madvedge Records« erschien – gemeinsam arrangiert und produziert worden. Der größte Teil der Musik wurde mit dem Sequenzer-Programm »Cubase« von Steinberg aufgenommen und abgemischt. Das Layout für das Cover wurde hauptsächlich mit dem Textverarbeitungsprogramm »Papyrus« von R.O.M.-Software gestaltet. Die silberne Scheibe kann direkt bei Madvege Records in Berlin für ca. 24 Mark bestellt werden.

Soundpool

Für die Paradedisziplin des Falcon entwickelte Soundpool den Audio Master, ein digitales Schnitt- und Mastering-System. Es soll die Bearbeitung von Stereo-Musik- und Audioaufzeichnungen aller Art vereinfachen. Features: Stereo-HD-Rekorder mit DSP-Realtime-Control, nondestructive Editing, grafische Sampledarstellung, Cuelist, mausgesteuerte Abhör funktion, samplegenaue Schnittpunkte, intelligente Taktautomatik zum Auffinden von Schnittpunkten. Das Programm kann durch ein zusätzliches digitales Interface ergänzt werden, das den Anschluß von DAT-Rekordern und CD-Spielern erlaubt. Das Programm kostet 398 Mark.

Script 3 nun mit automatischer Indexgenerierung
Fraktale sind nicht nur für Mathematiker interessant

Script 3 & Calamus

Lang ersehnt bietet ein Script-Update nun eine automatische Indexgenerierung sowie Rechnen im Text. In Arbeit befindet sich außerdem die Einbindung von Speedo-Fonts sowie der Im- und Export von RTF-Dateien (Rich Text Format).

Eine neue Version von Calamus stellte Nautilus Computer vor. Das in Kürze erscheinende Update soll neben einem neuen Editor eine bessere Stabilität bieten. Außerdem besteht nun die Möglichkeit, das interne Dateiauswahlfenster abzuschalten, um ein eigenes zu verwenden oder zwischen mehreren Dokumenten direkt umzuschalten.

Infinity

Infinity ist ein integriertes Softwarepaket mit Texteditor, Zeichen- und Diagrammodul, das vielfältige Bearbeitungsmöglichkeiten bietet. Es ist für die Bearbeitung und Darstellung numerischer Daten wie z. B. Meßreihen gedacht. Infinity ist aus der Praxis entstanden: die Autoren Kühl und Hieronymi (ByTech GbR) beschäftigen sich mit der Entwicklung optoelektronischer Bauelemente für Hochfrequenzanwendungen. Dem Programm liegt daher durch täglichen Einsatz eine gut vier Jahre dauernde »Testphase« zugrunde. Das Programm bietet eine GEM-konforme Oberfläche und unterstützt Multitaskingumgebungen wie MultiGEM und MultiTOS. Zur grafischen Ausgabe wird - sofern installiert - GDOS verwendet. Durch dynamische Speicherverwaltung lassen sich große Datenmengen verarbeiten. Die Anzahl der Punkte pro Datensatz kann daher maximal 32 000 betragen. In einem Diagrammfenster lassen sich 16 solcher Datensätze bearbeiten, d. h. 512 000 Punkte (entspricht hier Wertepaaren) - vorausgesetzt, Sie verfügen über genügend RAM. Das Programm kostet 398 Mark, eine Demodiskette gibt’s für 15 Mark.

triDisk

Unter der Bezeichnung triDisk bietet Tritech ein spezielles externes Diskettenlaufwerk für alle Atari an. Da es über die ACSI- bzw. SCSI-Schnittstelle angesteuert wird, ist es lt. Anbieter das einzige Diskettenlaufwerk für das ST Book. Außerdem kann es alle Atari- und MS-DOS-üblichen Formate von 360 kByte bis 2,88 MByte verarbeiten. Zusätzlich befindet sich ein spezieller Treiber für Macintosh-Formate in Vorbereitung.

Fraktale: mehr als nur Zahlen

Wegen des ästhetischen Reizes nicht nur für Mathematiker und naturwissenschaftlich Interessierte einen Blick wert ist »Fractals IV« von Harald und Martin Hansen. Es ist ein Programm zur Berechnung von Fraktalen aus der Mandelbrot- oder Juliamenge sowie von »Biomorphen«. Neben den Standard-Apfelmännchen stehen mehr als 20 weitere Iterationsformeln wie z. B. »tan(z) x z« zur Verfügung. Auf Grund effektiver FPU-Unterstützung und unterschiedlichen optimierten Interpolationsalgorithmen wird die Rechendauer minimiert. Die maximale Rechentiefe beträgt 65 000, die Genauigkeit etwa 18 Nachkommastellen. Trotz der Vielseitigkeit läßt sich das Programm über verschiebbare Dialoge kinderleicht bedienen.

Da außerdem die berechneten Tiefenwerte gespeichert werden, lassen sich auch fertig iterierte Bilder in vielfältiger Weise bearbeiten: automatische oder manuelle Zuordnung von Farben oder bis zu 64 Graustufen, dreidimensionale Ausgabe unter verschiedenen Winkeln und Projektionen, statistische Auswertung.

Fractals läuft nach Angaben der Entwickler auf allen Atari einschließlich TT und Falcon. Es unterstützt Auflösungen ab 640 x 200 Pixel, bis zu 256 Farben (Erweiterung auf 32 000 geplant), alle bekannten Grafikkarten, mathematische Co-Prozessoren und Druck über GDOS. thl

Application Systems Heidelberg, Postfach 10 26 46,6900 Heidelberg

ByTech GbR, Detlef Kuhl/Frank Hieronymi, Bismarckstraße 88, 1000 Berlin 12

Compo Software, Ritzstraße 13, 5400 Prüm

Harald und Martin Hansen, Weserstraße 82, 1000 Berlin 44 [12059 Berlin]

Madvedge Records, Mörchinger Straße 52, 1000 Berlin 37

Nautilus Computer, Apostel-Paulus-Straße 1, 1000 Berlin 62

Purix Software, Volker Christen, Hinter Liebfrauen 4-5, 3300 Braunschweig

Soundpool, Brunsbütteier Damm 5, 1000 Berlin 20

Tritech, Mangoldt-Weidlich OHG, Rigaer Straße 2, 0-1034 Berlin

Macht Daten anschaulich: Infinity

Thorsten Luhm
Aus: ST-Magazin 07 / 1993, Seite 6

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite