Mogli: Ring frei

Was hat Musik mit Raumfahrt zu tun? Der neue Midi-Handschuh »MOGLI« weckt zumindest optisch starke Assoziationen an einen Raumanzug, wie ihn Astronauten im Weltall tragen.

Mogli - witzige Idee zur MIDI-Dateneingabe

Die witzige Idee zur MIDI-Dateneingabe per Handschuh stammt von der Gräfelfinger Firma Doepfer Musikelektronik. Der dazu modifizierte Nintendo Power Glove war ursprünglich ausschließlich für die Steuerung von Videospielen gedacht. In professioneller Ausführung spielt er auch im Bereich Cyber Space und Virtual Reality eine tragende Rolle. Die gesamte MOGLI-Einheit besteht aus Handschuh, Ultraschall-Sensoren und einem MIDI-Interface.

Zu bedienen ist der Zauber-Glove - je nach Mode - über Taster auf dem Handrücken, Fingerbewegungen und über ein 3-stelliges Display, das im Interface-Gehäuse untergebracht ist.

Die Umsetzung der Handschuh-Parameter in MIDI-Befehle wurde durch verschiedene Algorithmen gelöst. Am einfachsten ist der Direkt-Modus, bei dem das Interface die von Mogli kommenden Daten direkt in MIDI-Befehle umsetzt. Die Zuordnung welche, kann der Benutzer frei definieren. Beispiele dafür sind Pitch-Bend, After-Touch oder Note On/Off. Das ist alles. Eine weitergehende Verarbeitung der Handschuh-Parameter bietet dieser Modus nicht. Die Daten werden ausschließlich gefiltert und geglättet. Interessanter sind die anderen Mogli-Algorithmen: Sie stimmen die Weiterverarbeitung der Daten auf verschiedene Gesichtspunkte ab. Im Virtual-Play-Mode wird die Krümmung der Finger benutzt, um damit Noten-Events zu erzeugen. Die Tonhöhe bestimmt dabei die x-Koordinate der Fingerbewegung. Beim gleichzeitigen Krümmen mehrerer Finger gibt es verschiedene Akkordzuordnungen wie Dur, Moll, Quint, Oktave etc. Der Mode ist maximal 4-stimmig polyphon. Die y-Koordinate, das ist der Abstand zu den Ultrasensoren, steuert Volumen, z-Koordinate und Pitch-Bend. Sie können auch andere Controller belegen.

Der Gestik-Modus ähnelt einem Flötengriffschema: Je nach Kombination verschieden gekrümmter Finger wird ein anderer Noten-Event ausgelöst. Da allein die Kombination der Finger bewertet wird, ist das Programm nur monophon. Die x/y/z-Parameter sind frei mit anderen MIDI-Controllern belegbar.

In den 2D/3D-Modi dienen die x/y/z-Parameter zur Steuerung ebener oder räumlicher Funktionen. Mit den Modulen MIAU8 und MIDIM8 können beispielsweise im Raum rotierende Licht- oder Schallwellen erzeugt werden. Geeignet sind auch andere MIDI-steuerbare VCAs, Mischpultautomationen und vor allem Dimmer-Packs (Lichtanlagen). Im 3D-Vektor-Modus sind bis zu 32 Vektoren definierbar, denen MIDI-Controller zugeordnet werden können. Ebenfalls interessant für ausgefallene Liveshows: In Verbindung mit sog. Varilights lassen sich Systeme aufbauen, bei denen Scheinwerfer der Handschuhbewegung folgen.

Keine eigenen MIDI-Events erzeugt MOGLI im Daten-Manipulations-Modus. Wie der Name schon anklingen läßt, werden eingehende MIDI-Befehle hier nach bestimmten Kriterien manipuliert: Transponieren von Noten-Events gehört ebenso zum Standard wie Lautstärkenänderung, Pitch-Bend oder Panoramabewegungen.

MOGLI gibt es derzeit als Bausatz und als Fertigmodul. Alle, die schon einen Nintendo Power Glove haben, können das MIDI-Interface auch separat erwerben. (ua)

Vertrieb: Doepfer Musikelektronik GmbH; Lenbachstr. 2; W-8032 Gräfelfing;


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 06 / 1993, Seite 21

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