Crazy Sounds: Bei Dir piept's wohl?

Wenn der Rechner plötzlich zu reden, quietschen, stöhnen oder schreien anfängt, ist immer öfter »Crazy Sounds« im Spiel...

Hier können Sie Aktionen und Soundeffekte zusammenstellen

Crazy Sounds ist kein Musikprogramm für MIDI-Fans, sondern gewissermaßen eine akustische Betriebssystemerweiterung: jede Dialogbox, jede Alertbox und jeder Fenstertext kann vertont werden. Gleich nach dem Einschalten begrüßt Sie der Rechner mit einem freundlichen »Du schaust aber gut aus heute«. Beim Anlegen eines neuen Ordners fragt er interessiert »Wie heißt er denn?« Starten Sie das beigefügte Konvertierungsprogramm, kommentiert Crazy Sounds dies schelmisch mit »zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« und bei 1st Word bricht er in schallendes Gelächter aus. Sogar Wörter, die Sie gerade in einer Textverarbeitung tippen, lassen sich mit Geräuschen oder Kommentaren verknüpfen. Es geht aber auch bescheidener: allein der einfache Druck auf die »Shift«- oder die »Control«-Taste ruft die skurrilsten Soundeffekte hervor. Und berührt der Mauszeiger den Bildschirmrand, macht es »Boing«. Wird einer Aktion ein ganzer Sound-Ordner zugewiesen, wählt Crazy Sounds per Zufall eines der Samples aus. So bleibt Ihnen die Qual der Wahl erspart und Sie bekommen teilweise überraschende Kommentare. Selbst Systemabstürze entlocken den Lautsprecher noch eine bissige Bemerkung.

Das Programm läuft auf allen Atari, macht aber ein paar kleine Unterschiede: Haben Sie einen ST, der nur mit 8 MHz arbeitet, können Sie nur Samples mit einer Abtastrate von maximal 6,25 kHz abspielen. Die neueren Modelle STE, TT und Falcon mit 8-Bit-DMA-Sound erlauben dagegen eine Wiedergabe bis 50 kHz. Für beide Rechnervarianten werden aber rund 100 Samples aller Art beigelegt, so daß genügend Effekte zum Experimentieren vorhanden sind. Außerdem muß mindestens TOS 1.04 installiert sein, und erst ab TOS 1.06 können alle Tasten mit Soundeffekten belegt werden.

Eine Festplatte ist empfehlenswert, wenn man auf umfangreiche Sprachausgabe nicht verzichten möchte: Die Quasselstrippe lädt nämlich kurze Effekt-Samples wie Quietschen oder Scheppern ins RAM, während längere, speicherintensive Texte erst unmittelbar vor dem Abspielen von der Festplatte geladen werden. An Input ist das Programm nicht wählerisch. Neben dem eigenen HSN-Format verschlingt es auch IFF-Dateien vom Amiga, WAVs aus Windows sowie VOC, SAM, SMP und AVR. Aber auch unbekannte Formate lassen sich oft noch für den Gebrauch auf dem Atari zurechtbiegen.

In einem komfortablen Menü können Sie die vorliegenden Sounddaten Probehören und den gewünschten Aktionen per Mausklick zuordnen. Für Falcons bietet Ihnen das verrückte Accessory noch eine weitere Funktion: Sie können ein Mikrofon anstöpseln, eigene Sprüche oder Geräusche aufnehmen und in Crazy Sounds einbinden. Es stehen dann Samplingraten von 8,19 bis 49,17 kHz zur Wahl. Wie immer sind Aufnahmequalität und -länge nur eine Frage des Speicherplatzes. Die Abspielqualität ist auch auf den älteren ST gut, wobei einem aber manchmal ein mieser Monitorlautsprecher den Spaß verdirbt.

Wie bei jeder Software, die sich stark ins Betriebssystem einmischt, gibt’s natürlich auch Probleme: Sind bereits ähnliche Programme wie »Paula« oder »Jukebox« installiert, streikt Crazy Sounds. Druckroutinen, die die Betriebssystemfunktionen umgehen, kollidieren ebenfalls mit dem Tonkünstler. Bei unseren Tests auf ST und TT kam es zu einigen unerwarteten, aber heftigen Abstürzen, die z. T. aber auch MultiTOS zuzuschreiben sind. Bei Schwierigkeiten läßt er sich deshalb per Hotkey abschalten.

Ohne daß man sich groß über die Technik Gedanken machen muß, bietet Crazy Sounds die Möglichkeit, akustische Signale in Betriebssystem-Meldungen und Programme einzubauen. Das können einfach nur Gags sein oder anschaulichere Warnungen als das übliche »Pling«. Nur sollte man es nicht übertreiben, denn dröhnt’s aus dem Lautsprecher allzu oft, wird das Programm zur Nervensäge. Im Zweifelsfall fragen Sie den Crazy-Sounds-Experten Harald S. aus E. Die 79 Mark sind für alle gut angelegt, die ihren Computer nicht ganz ernst nehmen, (thl)

Maxon Computer GmbH, Industriestraße 26, 6236 Eschborn

Eine Demo-Version ist bei Maxon für 10 Mark erhältlich.


Thorsten Luhm
Aus: ST-Magazin 06 / 1993, Seite 41

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