TOS CARD 2.06: Des TOS neue Kleider

TOS 2.06 erfreut sich großer Beliebtheit. Artifex ermöglichte mit der »TEC« erstmals den Einsatz der neuen Betriebssystem-Version in älteren STs. Paroli bietet nun die besonders kompakte »TOS CARD 2.06« von Hard & Soft. Wir haben sie uns genauer angesehen.

In unserer März-Ausgabe stellten wir Ihnen die »TOS Extension Card« von Artifex vor, mit der Sie Ihrem alten ST auf die Sprünge bzw. zur aktuellen Version 2.06 des Atari-Betriebssystems verhelfen können [1].

Trotz aller positiven Überraschungen, erschien diese Ausführung der Hardware verbesserungswürdig. Besonders in den kleinen STs, die ja die Hauptplatine und Tastatur in einem Gehäuse beherbergen, herrscht beim Einbau der TEC großer Platznotstand.

Haben Sie Ihrem Computer bereits eine Speichererweiterung oder andere Hardwarebasteleien gegönnt, geht fast nichts mehr. Hinderlich sind dabei vor allem die zwei Flachbandkabel der TEC.

So steckt die TOS CARD 2.06 im Computer

Bescheidener Platzbedarf

Das Entwickler-Team von Hard & Soft wurde durch diese berechtigte Kritik angespornt, eine eigene Platine für den Einsatz des TOS 2.06 zu designen. Ihr Produkt, die »TOS CARD 2.06«, gibt sich nun angemessen schlank. Durch Integrierung des CPU-Steckplatzes auf der Platine konnte auf Flachbandkabel verzichtet werden.

Ein Schalter, der zwischen einem alten TOS und dem neuen auf der TOS CARD umschaltet, ist gleich dabei. Die Platine eignet sich für alle STs. Einfach haben Sie es, wenn Ihr Rechner einen Sockel für die CPU aufweist: Die Lötarbeit beschränkt sich dann auf ein Minimum. Auch Mega-ST-Besitzer (noch unbelegter Megabus) können den Steckplatz mit der zusätzlich angebotenen »Speed Bridge« zur Versorgung der Karte mit den nötigen Signalen nutzen. In anderen Fällen empfiehlt der Hersteller das direkte Auflöten der TOS CARD auf den M68000.

Zum Einbau müssen Sie zunächst zwei der bisherigen Betriebssystem-ROMs aus ihren Sockeln hebeln und jeweils einen der Pins nach oben biegen. Ein Kabel von der TOS CARD ist an einen Kontakt eines ROM-Sockels zu löten. Sicherheitshalber sollten Sie das Motherboard aus dem Rechner entfernen, um den Draht auf der Unterseite der Platine anzubringen. Nachdem Sie die Hauptplatine wieder eingebaut haben, müssen die restlichen zwei Kabelenden von der TOS CARD an die hochgebogenen ROM-Pins angeschlossen werden.

Flott und sicher eingebaut

Bevor Sie das Gehäuse um den überholten Motor Ihres STs wieder schließen können, müssen Sie noch einen geeigneten Platz für den Umschalter zwischen dem alten und dem neuen TOS finden und für diesen ein kleines Loch ins vornehme Grau des Kunststoffs bohren.

Bei unserem Test funktionierte die TOS CARD 2.06 auf Anhieb. Auch das Umschalten zwischen zwei TOS-Versionen (das natürlich nicht bei laufendem Rechner möglich ist) bereitete keine Schwierigkeiten. Sicherlich tragen die kurzen Kabelwege dieser TOS-Anpassungsplatine zur Stabilität im Betrieb bei.

Für die Zukunft gerüstet

Die bisher nicht belegten Kontakte auf der TOS CARD 2.06 mit der Beschriftung »RESERV« dienen dem Betrieb entweder zweier TOS-Versionen in EPROMs großer Kapazität oder eines künftigen TOS mit bis zu 512 KByte ROM-Bedarf.

Weniger berauschend ist das beiliegende Anleitungsheft, das nach Informationen des Herstellers allerdings noch überarbeitet wird. Auf knapp zwanzig Seiten wird der Einbau der TOS CARD 2.06 in aller Kürze dargestellt. Hier vermißten wir sowohl die klarere Differenzierung zwischen verschiedenen Rechner- und Platinenversionen, als auch eine Beschreibung der Änderungen im neuen TOS. Einige diesbezügliche Ergänzungen liegen als Text in einem Spezialformat auf der mitgelieferten Diskette vor; ebenfalls die Demoversion einer Textverarbeitung, mit der Sie das Dokument, das auch Abbildungen enthält, lesen und ausdrucken können. Autoswitch-Overscan-Besitzer müssen dabei leider auf die vertraut großzügige Bildschirmdarstellung verzichten, weil das Textprogramm mit diesem erweiterten Modus nicht zurechtkommt.

Der Beweis: High Density vom Desktop aus

Software inklusive

Die Diskette enthält auch das modulare Kontrollfeld und den Mausbeschleuniger/Bildschirmschoner »MACCEL3« von Atari. Als Zugabe erhalten Sie ein kleines Programm, mit dem sich High-Density-Disketten vom Desktop formatieren lassen. Dafür braucht der Computer natürlich die entsprechende Hardware.

Die Anschaffung der TOS CARD empfehlen wir Ihnen besonders, wenn schon Platzmangel herrscht. Das Konzept der Platine, mit so wenig Kabelverhau wie nötig auszukommen, besticht. Sie ist solide verarbeitet. Probleme nach dem korrekten Einbau (den Sie auch beim Fachhändler vornehmen lassen können) sind nicht zu erwarten. Der Preis von 179 Mark kann sich bei der gebotenen Leistung sehen lassen, (uw)

WERTUNG

TOS CARD 2.06

Preise: TOS CARD inkl. TOS 2.06:179 Mark
Speed-Bridge für Mega ST: 29 Mark
Hersteller: Hard & Soft A. Herberg

Stärken: gute Verarbeitung, nimmt wenig Platz im Rechner ein, günstiger Preis

Schwächen: Handbuch noch etwas mager

Fazit: zukunftsorientierte Erweiterung für ältere ST-Modelle

Hard & Soft A. Herberg, Obere Münsterstr. 33-35, 4620 Castrop-Rauxel

[1] Patrick Dubbrow, Die ST-Verjüngungskur, ST-Magazin 3/1992

# Wanted: 16 MHz 68010

Nach unserem ersten Bericht über TOS 2.06 (Ausgabe 3/92) erreichten uns viele Anfragen von Lesern, die die erweiterten Möglichkeiten des Prozessors 68010 zusammen mit einer der üblichen 16-MHz-Beschleunigerkarten nutzen möchten. Leider konnten wir bisher nicht in Erfahrung bringen, wo eine 16-MHz-Version dieser CPU erhältlich ist. Wir nehmen Tips gerne entgegen! Wenn Sie also solch eine Quelle aufgetan haben, so schreiben Sie uns bitte an folgende Adresse: Markt & Technik Verlag AG, Redaktion ST-Magazin, Stichwort 68001, Hans-Pinsel-Str. 2, 8013 Haar.


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Magazin 05 / 1992, Seite 36

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