ZPcad - Konstruktionen per UPN-Prinzip

Bisher konnten sich CAD-Entwickler nur schwer für die PD-Idee erwärmen. Das recht eigenwillige Programm "Zpcad" beendet die frostigen Zeiten.

Von ihren Programmerfolgen sehen engagierte PD-Autoren häufig genug keine müde Mark. Ein hinreichend bekanntes Dilemma, für das Burghard Strauß eine patente Lösung kennt: Sein Architekturprogramm"ZPcad" ist Freeware und kostet keinen Pfennig. Das geheftete Handbuch gibt es allerdings nur gegen Cash. 100 Mark müssen ratsuchende Anwender derzeit für das rund 140seitige Kompendium hinblättern. Wer da nicht mithalten kann, erhält die Dokumentation kostenlos als Tex-DVI-Datei. Die Druckerausgabe des 3 MByte großen Files stellt Sie allerdings auf eine harte Geduldsprobe. Der Ausdruck auf einem NEC P6 beansprucht beispielsweise 18 Stunden. Vor allem Studenten dürfen sich also über den Newcomer freuen.

Für anstehende Diplomarbeiten gibt es ein sensationelles Feature: Mittels einer raffinierten Konvertierroutine lassen sich Zpcad-Files sogar in Tex-Dokumente einbinden. Die Public-Domain-Vertriebsschiene jedenfalls schadet dem Funktionsumfang nicht. Selbst Kommerzielle bieten da kaum mehr. Daß derartiger Funktionsbestand seinen Preis hat, versteht sich. Trotzdem bleibt die regelmäßige Programmnutzung auch dann kostenfrei, wenn die Disketten über den PD-Handel bezogen wurden. Der Programmautor legitimiert darüber hinaus sogar ausdrücklich Handbuchkopien. Zpcad wird konsequent mit der Maus über ein umfangreiches Funktionsmenü bedient, bietet gleichzeitig aber keine Garantie für unproblematische Handhabung. Grundsätzliche Bedienstrukturen sind stark gewöhnungsbedüftig. Burkhard Strauß: "Anwender arbeiteten in etwa wie an einem UPN-Taschenrechner. Sie benennen Operanden, in diesem Fall grafische Objekte und lassen anschließend die Operation ausführen. Das eigenwillige Verfahren erweist sich für zügiges Arbeiten als unerläßlich. "Zum besseren Verständnis aller Funktionen gibt's umfangreiche Hilfestellungen online: z. Zt. verfügt Zpcad über 100 KByte (ca. 50 Schreibmaschinenseiten) jederzeit verfügbaren Text. Den haben Erstanwender allerdings auch bitter nötig. Die Entwicklungsumgebung verlangt zunächst tiefere Einblicke in den Programmaufbau. Das Handbuch hilft durchaus über manche Hürde, versteht sich aber nicht als Lehrbuch. Es beschreibt neben grundsätzlichen Bedienelementen vor allem die strukturierte Kommandosprache "C-", über die das Programm zusätzlich zur mausorientierten Benutzerschnittstelle verfügt. Gegen eine einmalige Registriergebühr von weiteren 100 Mark bietet Strauß deshalb einen besonderen Service: Anwender erhalten dann zur Online-Hilfe zusätzlich auch telefonischen Rat. Momentan arbeitet der Entwickler an einer auflösungsunabhängigen ST/TT-Version, die auf dem VDI aufsetzt und auch "Autoswitch Overscan" unterstützt. (mn)

ZPCad

Genre: CAD-Programm Disk-Nr. 398 und 399 (PDPool und Maxon)

Programmodus: z. Zt. nur monochrom, Registrierung und Handbuch gegen jeweils 100 Mark, regelmäßige Programmbenutzung kostenfrei

Besonderheiten: Grafiken lassen sich in Tex einbinden

Einschränkungen: läuft nur auf STs ab 1 MByte Speicher und mit zweiseitigen Diskettenlaufwerk oder Harddisk


Egbert Meyer
Aus: ST-Magazin 01 / 1992, Seite 16

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite