Reine Simulationen sind dem Core-Design-Team zu langweilig: »Thunderhawk« ist ein actiongeladener Konkurrent für das betagte »Gunship«.
Mr. President ist ja so ein Engelchen: Aus lauter Friedfertigkeit ruft er eine äußerst militante geheime Spezialeinheit ins Leben. Die Elite-Kampfhubschrauberstaffel soll in Krisenherden Hiebe statt Liebe austeilen. Krisenherde — das kann auch schon mal ein russischer Flüchtling sein, dem zur Flucht über den eisernen Vorhang verholfen werden soll. Da schickt man doch gerne amerikanische Kampfhubschrauber und riskiert einen dritten Weltkrieg. Von Entspannung und Abrüstung keine Spur, der russische Bär gibt zumindest bei Core Design noch immer ein nettes Feindbild ab.
Galgenhumor beiseite: Mit dem AH-73M Thunderhawk fliegen Sie einen extrem schnellen, wendigen und stark gepanzerten Kampfhubschrauber. Sie beginnen als 1st Lieutenant und gammeln erst mal in der geheimen Basis rum. Dort dürfen Sie am »Simulator-Simulator« üben (der im Unterschied zu scharfen Missionen unbegrenzte Munition und einen Fluglehrer bietet), basteln an der Bewaffnung herum (die Sie im Ernstfall lieber der Automatik überlassen) und hören sich Diavorträge über Land und Leute an, sprich: Zielgebiet und Feindlage.
Anschließend geht’s stracks zur Sache: Der Autopilot setzt den Fighter mitten in die Soße und unversehens liegt Ihre Karottenraspel unter Feuer. Da heißt es die richtigen Knöpfchen klicken (Steuerung: Maus) und korrekt ins Keyboard hauen (Blickfeldumschaltung und Waffenwahl erfolgen über die Tastatur).
Zwar gibt es unzählige Kampfflugzeugsimulationen, Hubschraubersoftware sucht man jedoch eher vergeblich; auf dem ST gibt es eigentlich nur noch das angegraute Gunship. Die Umstellung bei der Steuerung ist dementsprechend gewöhnungbedürftig: Ohne Training hat der Kampfeinsatz auch für ansonsten geübte Fighter kaum einen Sinn.
Trotzdem gehört Thunderhawk vom Schwierigkeitsgrad her mehr ins Mittelfeld. Kaum mehr als Mittelmaß ist leider auch der Sound: Er bietet außer ein paar Krächzern und Knallern höchstens noch das ätzende Trafoknarren, das die Rotorblätter akustisch vertreten soll — zum Wegdrehen! Etwas freundlicher präsentiert sich die Grafik, die zwar brauchbare Zieldetails, ansonsten aber meist (wie von Vektorsimulatoren gewohnt) viel triste Flächen und kaum Farbe bietet.
Angesichts der Tatsache, daß man für den Thunderhawk runde 100 Märker hinblättern muß, lohnt sich die Überlegung, ob die Kohle bei Klasse-Fighter-Simulatoren wie »F 15 Strike Eagle« nicht besser angelegt ist. (hu)
Thunderhawk AH-73M
Hersteller: Core Design
Preis: ca. 100 Mark
Mono: nein
Genre: Simulation
Motivation: 4 von 6
Grafik: 4 von 6
Sound: 3 von 6
Wertung: 4 von 6
Bomico, Am Südpark 12, 6092 Kelsterbach