Sound-Tools

»Sampling« — dieses Zauberwort beschert Musikern ungeahnte Dimensionen. Ob Naturklänge oder synthetische verfremdete Collagen - für SoundSampler gibt es nichts, was es nicht gibt.

Zu einem Sampler gehört zwangsläufig ein entsprechender Editor. Die angebotenen Programme sind dabei recht unterschiedlich: Da gibt es Universal-Sample-Editoren wie Steinbergs »Avalon« oder Spezialeditoren wie Geerdes erster »S-900«-Editor. Der Nachteil aller Universaleditoren: Sie haben keine Sampler-Main-Page, wo Samples zu einem Programm zusammengefaßt und diverse Spielparameter eingestellt werden wie Hüllkurven, Anschlagdynamik oder Pitchbend-Range etc. Dafür sind Universaleditoren praktisch zu allen Gerätetypen kompatibel. Außerdem können sie in der Regel Samples von einem Format in ein anderes wandeln.

Unter einem völlig neuen Gesichtspunkt programmierte das Südtiroler Softwarehaus »Intersound« den Sample-Tools-Editor. »Get your Samples organized«, lautet der Werbeslogan für das Universal-Tool, das mit Akai und Roland-Samplern zusammen arbeitet.

So unglaublich es klingt, ein Atari 1040 mit nur 1 MByte ist mit dem Sample-Tool in der Lage, über 18000 Samples zu verwalten und zu kontrollieren. Des Rätsels Lösung: Das Programm begnügt sich lediglich mit Stichproben der Wellenformen, um aus mehreren tausend verschiedener Wellen die richtige zu identifizieren. Samples sind nämlich ähnlich individuell wie beispielsweise Fingerabdrücke. Doppelte Samples werden so selbst bei unterschiedlicher Bezeichnung schnell erkannt und können so, um frischen Platz zu schaffen, rasch eliminiert werden. Raffinierte Sortier- und Suchfunktion — Ähnlichkeitssuche, semantische Suche etc. — ermöglicht schnellsten Zugriff auf alle gespeicherten Klänge.

Besonders schnell macht Sample-Tools ein weiterer Trick: Originale Sample-Disketten, sowohl Roland wie auch Akai-Disks, beschreibt bzw. liest der Atari direkt! Natürlich kann man Samples so recht problemlos von einem System ins andere kopieren bzw. übertragen. Jede Änderung am Sample hört man sofort am Atari-Lautsprecher, der weite Weg vom Sampler zum Rechner und wieder zurück entfällt. »What you See Is What You Hear« — gilt nun endlich auch für Sample-Editoren. Das Prädikat »Realtime« hat sich Sample-Tools damit ehrlich verdient.

Eine spezielle Exportfunktion überträgt alle Textdaten einer Sample-Disk in jede beliebige Datenbank. In einem einzigen Durchgang ist es so möglich, eine komplette Diskette zu optimieren, d.h. die einzelnen Klänge werden perfekt ausgesteuert. Der Atari ist mit Sample-Tools sogar in der Lage, Akai und Roland-Disketten zu formatieren.

Leider ist auch dieses Programm kopiergeschützt. Damit ist der Ärger bei Verlust oder Defekt der Originaldiskette groß. Bis da aus Südtirol Ersatz eingetroffen ist, wird wahrscheinlich der Stadiotermin längst gelaufei sein. Schade!

Die Bedienung ist vol GEM-gestützt. Zwei Menü leisten, am unteren Bild schirmrand befindet siel eine Funktionstastenbele-gung, und umfangreiche Tastaturkürzel, erlauben erwartungsgemäß eine komfortable und rasche Bedienung. Als Option ist ein Interface mit einem Accessory erhältlich, wodurch am Atari der Betrieb jedes SCSI-Speichers möglich wird.

Im Lieferumfang ist eine Sample-Library mit einer Kostprobe von 8000 Klängen enthalten, die direkt bei Intersound zu kaufen sind, Umfangreiche Klangsammlungen gibt es auf optischen Platten, 44-MByte-Wechsel-platten oder auf Disketten, (mn)

Sound-Tools

Hersteller: Intersound
Vertrieb: Intersound, Lorettostr. 47-49,1-39040 Salurn, Italien (Südtirol)
Preis: 650 DM
Kopierschutz: ja
Stärken: Stichprobenarchivierung, liest direkt Akai- und Roland-Diskettenformat, Echtzeitbearbeitung, Kontrolle direkt über den Atari-Lautsprecher
Einschränkungen: nur Monochromauflösung, überladene Fenster
Fazit: Raffinierter Editor mit vielen neuen interessanten Features


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 09 / 1991, Seite

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