HP DeskJet 500: NLQ - das ist Near-Laser-Quality

Designerpreise kann sich der »HP DeskJet 500« abschminken. Unter seiner kantigen Oberfläche schlummern indes reichhaltig verborgene Talente. Angenehm: Man hört ihn kaum.

Ganz ohne Haken ist die Sache nicht: HPs Leisetreter bietet zwar Near-Laser-Quality, einen serienmäßigen automatischen Papiereinzug und eine für Zeilendrucker ungewöhnlich hohe Geschwindigkeit, hinterläßt andererseits aber problematische Spuren auf dem Papier: Vorsicht, wenn Sie häßliche Tintenkleckse vermeiden wollen.

Dafür gibt's den DeskJet bereits zum Preis eines 24-Nadel-Druckers. Denen bietet er mit einer Auflösung von 300 dpi nicht nur Paroli, sondern läßt sie spätestens im Grafikdruck ziemlich alt aussehen.

Was dem DeskJet fehlt, ist jedoch zuweilen nur das richtige Papier. Holzhaltige Sorten sorgen durch ihre extreme Bereitschaft zur Feuchtigkeitsaufnahme für tinten-strahltypische ausgefranste Buchstabenränder.

Mit dem richtigen Papier legt der Deskjet auch ohne die von Lasern bekannten Aufwärmrunden sofort los und bedruckt pro Minute ca. drei DIN-A4-Textseiten.

Dagegen reagiert er bei Grafikausgaben mitunter mit träger Behäbigkeit. Zumeist sind allerdings wenig ambitionierte Druckertreiber die Verursacher. In unserer nächsten Ausgabe veröffentlichen wir eine High-Speed-Druckerroutine zum Eintippen, die dieses Problem löst.

Die Füllung der in den Druckkopf integrierten Tintenpatrone reicht im Schönschriftmodus für rund eine Million Zeichen. In der Entwurfsqualität sind es etwa dreimal soviel. Leere Kartuschen wandern oft mitsamt Druckkopf auf die Mülldeponie. Findige Tüftler haben jedoch eine völlig unkomplizierte Recycling-Methode für daheim gefunden:

Der Deskjet-Druckkopf hält nämlich beliebig viele Füllungen aus. Neue Tinte kann man über eine Lüftungsöffnung an der Oberseite der Patrone per Einwegspritze injizieren. Den Nachfüllpack gibt's bereits für vier Mark.

Der Deskjet verfügt zwar über eine Centronics- und eine serielle Schnittstelle, arbeitet aber nicht immer völlig harmonisch mit dem ST zusammen: Während der Deskjet am Centronics-Port ein »High«-Signal erwartet, liefert der ST lediglich ein »Low« und blockiert damit die Schnittstelle.

Bisher einzige Abhilfe: Die Einschaltreihenfolge — erst Drucker, dann Computer -muß penibel eingehalten werden. Unsere Mini-Listings auf dieser Seite zeigen, daß es dennoch geht, Ansonsten hilft Ihnen das darunterstehende MCI-Listing weiter, das ein Auto-Ordner-Programm erzeugt und die Eigenwilligkeiten wettmacht. Der Deskjet verfügt übrigens bei der Textausgäbe über eine HP-LaserJet-Emulation. Entsprechende Treiberprogramme gibt's mittlerweile für nahezu alle Programme. Für alle Fälle läßt sich auch eine Epson-FX-Emulation per Cartridge nachrüsten. Die bietet neben gestochen scharfen Epson-FX-Fonts allerdings lediglich eine Grafikausgabe mit einer Auflösung von 180 dpi und zeigt besonders kuriose Eigentümlichkeiten bei grafischem Text, wie ihn beispielsweise Signum unterstützt: Buchstaben werden dabei aus einer Reihe unterbrochener und unterschiedlich dicker Balken zusammengesetzt.

HP DeskJet 5OO

Hersteller: Hewlett-Packard

Preis: zwischen 1200 DM und 1500 DM

Stärken: hohe Druckgeschwindigkeit, Laserqualität, bemerkenswert leise Druckausgabe, geringe Folgekosten

Schwächen: Ausdrucke sind feuchtigkeitsempfindlich, nur Einzelblatteinzug

Fazit: Preisgünstiger Beinahe-Laser für Anspruchsvolle


Egbert Meyer
Aus: ST-Magazin 08 / 1991, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite