Lotus Turbo Esprit Challenge: Gib Gummi!

Daß man auch aus einer abgelatschten Spielidee noch eine kleine Sensation basteln kann, beweist Gremlin mit seinem neuen Autorennsimulator »Lotus Turbo Esprit Challenge«

Kennen Sie den Kinohit »Pretty Woman«? Richard Gere fährt (bzw. quält) im Film eine schicke Rennflunder im Metallic-Look. So ein heißes Eisen können Sie jetzt im neuesten Werk von Gremiin selbst austesten: einen Lotus Esprit Turbo.

Zum Auftakt flötet der ST ein Liedchen, und der Lotus schlägt kokett seine Schlafaugen auf. Leistungs-Charts protzen mit allem, was der flinke Renner so auf dem Kasten hat. Hier erfährt der Pilot technische Einzelheiten, deren Bedeutung er wenig später auf der Piste spüren wird. Er kann sich mit Armaturen und Schaltung anfreunden, die Bedienung einprägen und dann — gib Gummi!

Schnell den Feuerknopf gedrückt und zwischen Ein-oder Zweispielermodus gewählt. Wie schwierig darfs denn sein? Zur Auswahl stehen »practise«, »easy«, »me-dium« und »hard«. Wer die Rennschaltung am Anfang nicht beherrscht, kann auch mit Automatik herumfuhrwerken. Geschaltet wird entweder per Feuerknopf oder einfach durch Verschieben des Joysticks.

Dann steht der Racer am Start. Vollgas! Ein paar hundert Pferdestärken unter der Haube brüllen los, die Breitreifen krallen sich in den Asphalt, man riecht fast die blauen Schwaden von verbranntem Gummi und Benzin, die über der Piste hängen. Mit Getöse prescht das ganze Feld los, jeder will sich im ersten von 32 Renn-Parcours plazieren. Dies ist geschafft, wenn das eigene Fahrzeug unter den ersten zehn durchs Ziel geht. Was auf den Strecken eins bis drei noch lässig gelingt, wird später höllisch schwierig. Denn bei der Gestaltung haben die Macher reichlich Tücken und Gemeinheiten eingebaut: Plötzlich versperren massive Felsbrocken die Fahrbahn oder Arbeiter haben die Piste abgesperrt und die Straßendecke aufgerissen. Reklamewände stehen an den unmöglichsten Stellen, und zu allem Überfluß macht der Rest der Meute einem durch Drängelmanöver das Siegen schwer. Ein Crash ist nicht weiter tragisch — man beschleunigt das stehende Fahrzeug einfach und fährt weiter. Wer dann aber durch Geschick und Kühnheit nicht mehr rechtzeitig aufholen kann, fliegt raus und es heißt: frischer Wagen, neues Spiel, neues Glück. Im Kampf gegen die Uhr muß man einen weiteren Verzögerungsfaktor einkalkulieren: das Tanken. Der Lotus kann wie im richtigen Leben nur eine begrenzte i Menge Treibstoff aufnehmen. Da auf manchen Strecken mehr als eine Tankfüllung verbraucht wird, muß in einem zeitraubenden Boxenstop Sprit nachgefüllt werden. Der routinierte Lotus-Pilot weiß natürlich schon vorher, wieviel sein Hobel in etwa noch brauchen wird und verliert keine Zeit mit unnötigem Volltanken.

Das einzig Langatmige an Lotus Turbo Esprit Challenge ist wirklich nur der Name. Alles andere steckt voller Tempo und Action. Die Titelmusik leitet das Game mit Schmackes ein. Heiße Sounds zum Aussuchen (für die Autostereoanlage!) bringen einem so richtig auf Touren. Beeindruckend schnelle, hervorragende Grafik und glatte Bewegungsabläufe fordern das Reaktionsvermögen. Die technische Umsetzung ist brillant, vor allem die Spiel-barkeit begeistert. Das Gremlin-Team »Magnetic Fields« hat vor einigen Monaten bereits mit »Super Cars« für heiße Reifen gesorgt. Mit dem ebenso »tur-bo«lenten »Lotus Turbo Esprit Challenge« liegt das erfolgreiche Programmiererund Grafiker-Team wieder ganz vorn im Rennen um hitverdächtige Unterhaltungs-Software. (hu)

Hersteller: Gremlin
Preis: 84.95 DM

Kurzbeschreibung: brillanter Rennsimulator mit guter Grafik und mitreißendem Sound


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 01 / 1991, Seite 162

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