fibuman: Euro-Vision now

Europa '92 naht — auch für den ST. Das Buchhaltungsprogramm »Fibuman« liegt seit kurzem in der »Euro-Version 4.0« vor.

So mancher hat mit der lieben Buchhalterei seine Not. Hilfe versprechen Buchhaltungsprogramme, die beim Jonglieren von Mehrwert- und Umsatzsteuer, GWG und AfA, Skonto und Storno die Routinearbeiten übernehmen. Fast schon ein Veteran, sicher aber eines der besteingeführten Produkte, ist »Fibuman« aus dem Hause »Novoplan GmbH«.

Ganz auf die europäische Idee haben sich die Fibuman-Programmierer eingelassen und den Urenkel des elektronischen Buchhalters auch international salonfähig gemacht. Doch bevor wir ins »Kleingedruckte« einsteigen, noch ein kurzer Blick auf die buchhaltungsspezifischen Grundlagen, ohne den die Arbeitsweise dieses Software-Pakets für Uneingeweihte kaum verständlich wäre.

Anhand seiner Bücher sieht der Kaufmann einerseits, welcher Erfolg seinen Bemühungen beschieden ist; die Geschäftsbücher sind aber andererseits die Grundlage einer korrekten Besteuerung. Sie geben Auskunft über Vermögenslage und Wirtschaftlichkeit des Betriebs — sei dies ein EinMann-Unternehmen oder eine große Firma. Wie bei einer Balkenwaage, deren beide Schalen sich durch gleiche Gewichtsbelastung im Gleichgewicht befinden, notiert die Buchführung jede Ausgabe und jede Einnahme auf zwei Seiten, einer Soll- und einer Haben-Seite. Beispiel: Jemand verkauft eine Ware aus seinem Lager. Dann bekommt er Geld für die Ware, sein Barvermögen erhöht sich; die Herausgabe der verkauften Dinge dagegen schmälert seinen Lagerbestand. Die Buchführung trägt genau diesem Umstand Rechnung: Verkäufe mindern den Wert der vorhandenen Lagerhaltung, erhöhen aber den Kassenbestand.

Soweit ist das Ganze noch relativ einfach zu durchschauen. Kommen aber etliche Käufe und Verkäufe im Geschäftsjahr zusammen, verliert man leicht die Übersicht. Daher teilt der Kaufmann seine Ausgaben und Einnahmen in sinnvolle Zusammenhänge auf, die üblicherweise »Konten« genannt werden. Da findet sich beispielsweise ein Konto für Mieten, eines für Löhne und Gehälter, ein weiteres für Einnahmen, auch die Ausgaben schlagen sich in entsprechenden Konten nieder. Eines der beteiligten Konten ist natürlich das Geldkonto (Bank, Sparkasse), das andere — hier das Warenkonto — wird bei der Buchung »Gegenkonto« genannt, weil es das »Gegengewicht« zum ersten darstellt. Damit nicht jeder Kaufmann sich lange Gedanken über die sinnvolle Einteilung seiner Buchhaltung machen muß, gibt es »Kontenrah- men«, die für alle möglichen Fälle entsprechende Konten | beinhalten; sie sind der Einfachheit halber gruppenweise durchnumeriert.

In der Praxis sind die Aufgaben einer Computerbuchhaltung sehr weitgefächert, Neben der Verwaltung der verschiedenen Konten mit automatischer Berechnung der Umsatzsteueranteile muß der Rechner u.a. die Abschreibung der betriebseigenen Gerätschaften verwalten, die i verschiedenen Belege ausdrucken und am Ende des Geschäftsjahrs die Gewinne und Verluste gegenüberstellen.

Das Novoplan-Programm Fibuman arbeitet auf der Basis von »dBman«, einer »dBase«-ähnlichen Datenbank. Sein Funktionsvorrat hat sich mit Vorstellung der Euroversion 4.0 erweitert, Zum Test lag uns die größte (und teuerste), mandantenfähige Version vor, die sowohl die Einnahme-Überschuß-1 und die Gewinn- und Verlust-Rechnung als auch die Bilan- zierung und die betriebswirt- schaftliche Auswertung (BWA) enthält. Der Buchungsvorgang, das Haupt-»Arbeitsfeld« des Pro- gramms, wurde weiter in Richtung Eingabe-Ergonomie optimiert. Alle Buchungsfelder sind per Cursortasten erreichbar, auf Wunsch zeigt das Programm den Kontenrahmen oder -plan, die Kontoauszüge oder Ausbuchungen. Die Ausgaben des Programms lassen sich vom Monitor auf den Drucker oder in eine Datei umleiten; auf diesem Wege ist denen geholfen, die ihrem Zahlenmaterial via DTP den letzten Schliff verleihen möchten.

Besondere Flexibilität zeigt Fibuman 4.0 bei der Anlage eines eigenen Kontenrahmens. Neben den von Novoplan erhältlichen oder bereits implementierten Vorgaben (DatevV SKR 03) lassen sich maximal 100 000 Konten einrichten, die mit frei wählbarer Benennung und einem automatisch erscheinenden, dennoch editierbaren Buchungstext ausgestattet sind. Damit nicht genug, es lassen sich die Auswertungstexte frei definieren. Übersetzte Versionen sollen in Kürze erhältlich sein. Für Auslandsgeschäfte funktioniert auch die Erfassung mehrwertsteuerfreier Umsätze auf direkt anzusprechende Konten.

Die Euro-Version bietet im Vergleich zu den Vorgängerausgaben auch ein verbessertes Handling der verschiedentlich angezeigten Listen. So haben die Programmierer das Layout mancher Ausgabe umgestaltet und auch das Rückwärtsblättern eingebaut. Eine lobenswerte Neuerung stellt zweifelsohne die »super seek«-Funktion dar, die mit der Help-Taste aktiviert, eine Suche nach beliebigen Stichworten auslöst. Dieser Supersucher ist sowohl für den, der mit vielen Buchungen zu kämpfen hat, als auch für den Sparanwender, der seine Buchhaltung erst am Jahresende auf Vordermann bringt, eine willkommene Hilfe.

Besonders diese »Spätzünder« werden eine weitere Eigenschaft von Fibuman sehr zu schätzen wissen: die Autobuchung. Ursprünglich war diese Funktion nur dazu gedacht, allmonatlich wiederkehrende Buchungen (z.B. Miete, Krankenkassen, Versicherungen) zu automatisieren. Man trägt einfach die im Januar nötigen Eingaben ein; der Rechner übernimmt in den folgenden Monaten die Januarbuchungen in das Hauptbuch und verändert jeweils das Buchungsdatum. Verzichtet man jedoch auf die Datumsanpassung, verwendet Fibuman lediglich die auf den aktuellen Buchungsmonat zutreffenden Datensätze. Konsequenz: Man gibt einfach in beliebiger Reihenfolge seine Daten ein, unsortiert und ungeordnet. Dabei erfragt das Programm Datum, Konto und Gegenkonto, Belegnummer (soweit gewünscht), Betrag und Steuersatz sowie einen evtl. gewährten Nachlaß (Skonto). Noch fehlende Konten ergänzt das Programm automatisch. Hat man alles beisammen, und sind alle Belege eingegeben, reicht der Buchungslauf durch alle Monate (Januar bis Dezember), und die völlig wahllosen Eingaben finden sich wohlgeordnet und sortiert im Journal wieder.

Für einen Betrieb ist die Buchhaltung eine lebensnotwendige Sache. Dementsprechend wichtig ist die Datensicherheit, die eine FiBu (Finanzbuchhaltung) bietet. Fibuman ist da keine Ausnahme und bietet eine routinemäßige Zwischenablage, die nach einer einstellbaren Zeitspanne alle relevanten Dateien auf das Speichermedium — Diskette oder Festplatte — schreibt. Obendrein erfolgt eine Datensicherung nach Verlassen eines jeden Hauptfunktionsblocks, und beim Verlassen des Programms rät Fibuman zu einem zusätzlichen Backup, das allerdings — bei ausschließlichem Diskettenbetrieb — grundsätzlich auf derselben Diskette abgelegt wird, auf der sich auch die Hauptdaten befinden. Damit führt man das Backup allerdings ad absur-dum, denn bei einem Diskettenfehler mit größter Schadenseffizienz im Directory oder in der FAX hilft auch das zusätzliche Backup nicht weiter. Zwar verweist das Handbuch auf den zusätzlichen Weg, den Inhalt des Datenordners komplett über den Desktop zu kopieren. Vielleicht sollte für das zusätzliche Backup ein Diskettenwechsel nicht nur erlaubt, sondern erzwungen werden ...

Etwas ungewohnt auch die Mausboxen. Ein großzügig bemessener Rahmen umgibt das eigentliche Kommandowort, z.B. »weiter«. Wer nun innerhalb des Rahmens klickt, wird sich wundern, denn das Programm reagiert nur, wenn man den Mauszeiger direkt auf das betreffende Wort setzt. Nach Rücksprache mit Novoplan wird sich dieses Manko aber spätestens mit der neuen Version der dBman-Sprache erledigt haben.

Auch die Eingaberoutine für das Datum bedarf noch der Überarbeitung. Wer sonst gewohnt ist, das Datum in der Form »01.01.90« einzugeben, wird Opfer einer Fußangel: Fibuman akzeptiert den Punkt bei der Datumseingabe, obwohl die Eingabe ohne jegliches Trennzeichen einzig aus »010190« bestehen muß. Die Eingaberoutine ergänzt die Schrägstriche; die erstgenannte Eingabe führt zum Datum »Ol/.O/l.«. Dabei haben die Programmierer sonst sehr auf die unproblematische Handhabung geachtet, was beispielsweise bei der Ermittlung der Abschreibungswerte zu Tage tritt. Wechselt man direkt nach der Buchung eines Einkaufs in die Abschreibungsebene, sind in der Eingabemaske bereits alle Daten aus der letzten Eingabe enthalten. Gleiches gilt beim Verlassen des Abschreibungsmoduls, wenn in der normalen Buchungsmaske der Abschreibungssatz bereits eingetragen ist.

Nach langer Vorbereitung stellte Novoplan im Dezember '90 ein neues Handbuch fertig, das sich einfacher benutzen und besser verstehen läßt. Damit nicht genug, bietet Novoplan in Kürze einen Handbuchzusatz mit einem Kursus zur Einführung in die Buchhaltung an.

Die Bilanz des Tests ist kurz und schnell gezogen: Fibuman in der Euro-Version 4.0 entspricht den Erwartungen, die an den bekannten Standard zu stellen sind. Von wenigen Kleinigkeiten abgesehen, geht die Bedienung flüssig von der Hand; umfangreiche Kontrollen sichern den Anwender gegen Fehlbedienungen wie z.B. das Vertauschen von Konto und Gegenkonto. Unter'm Strich darf sich Fibuman nach wie vor zu Recht als »Referenz unter den Finanzbuchhaltungssystemen« nennen. (uw)

Novoplan Software GmbH, Hardtstr. 21, D-4784 Ruthen 3

Wertung

Name: Fibuman Euro-Version 4.0
Hersteller: Novoplan
Preis: je nach Version zwischen 398 DM und 968 DM

Stärken: großer Funktionsvorrat, hohe Datensicherheit, komfortable Anwenderunterstützung, weitgehend anpaßbar

Schwächen: Eingaberoutine bei Datum verbesserungswürdig, Zusatz-Backup nur auf gleicher Diskette

Fazit: Referenz der Fibu-Programme


Ulrich Hilgefort
Aus: ST-Magazin 01 / 1991, Seite 42

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite