Editorial: Der »Pate« läßt grüßen

Ein normaler Vorgang ist, wenn sich Leser einer Computerfachzeitschrift mit Problemen an die Redaktion wenden. Vor einiger Zeit erhielten wir einige Briefe, in denen sich Leser über die schlechte Qualität eines speziellen Produktes beschwerten. Es handelte sich um einen Hardware-Zusatz, den wir bereits in einem Test gründlich untersucht hatten. Einige unserer Kritikpunkte fanden wir in diesen Briefen wieder. Verwundert mußten wir jedoch feststellen, daß die Schreiber der Briefe weitere schwerwiegende Fehler entdeckt haben wollten.

Bei einer genauen Überprüfung unseres Testgeräts ließen sich jedoch viele der beschriebenen Fehler nicht nachvollziehen. Richtig stutzig wurden wir, als sich offenbarte, daß alle Schreiben aus einem relativ eng begrenzten geographischen Raum Deutschlands stammten. Gerade in dieser Gegend hat auch ein Mitbewerber - der ein ähnliches Produkt anbietet - seinen Sitz . . . Diese Tatsache veranlaßte uns zu einigen Nachforschungen. Es drängte sich bald der Verdacht auf, diese Briefe könnten von eben diesem Mitbewerber initiiert worden sein. Sollte dieser Hersteller etwa daran gedacht haben, wir würden Leserbriefe ohne Überprüfung veröffentlichen? Wir wissen es nicht mit absoluter Gewißheit. Sollte es so sein, hat er sich jedoch gründlich verrechnet, da die Redaktion des ST-Magazins jede Meldung auf ihre Richtigkeit überprüft, bevor sie veröffentlicht wird.

Ich möchte an dieser Stelle alle Leser bitten, bei Schreiben an uns den Absender anzugeben. Sie brauchen in keinem Fall zu befürchten, daß Ihre Adresse an irgend jemand weitergegeben wird, wenn Sie das nicht wünschen. Bedenken Sie, daß wir ohne Absender Ihren Brief grundsätzlich nicht im ST-Magazin veröffentlichen werden. Nur so können wir zweifelhaften Mafia-Methoden einen Riegel vorschieben.

In diesem Sinne Uwe Wirth

Stellv. Chefredakteur



Aus: ST-Magazin 11 / 1990, Seite 3

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