Für vier Tage, vom 13. bis 16.9., traf sich die Creme der Computergames-Produzenten zur »CES« in London. Was gab’s Neues?
Das Londoner Stelldichein war nichts für die Kleinen: Ein winziger 12-Quadratmeter-Messestand kostete um die 5000 Pfund. So fanden sich deutsche Hersteller nur vereinzelt an den Ständen der englischen Partner oder waren gar nicht präsent. Die Branchenriesen »Ocean«, »U.S. Gold« und »Mirrorsoft« dagegen hatten weder Kosten noch Mühe gescheut und gewaltig geklotzt. An den aufwendig gestalteten Ständen gab es haufenweise publikumswirksame Werbegags: Besonders zugkräftig waren z. B. wandelnde Spiel-und Filmfiguren. Ocean schickte einen laserbewaffneten Robocop durch die Halle, während Mirrorsoft tanzende Schildkröten aus »Teenage Hero Mutant Turtles« präsentierte. Und was gab es Neues?
Zum Beispiel die unausstehlichen, glitschigen, niedlichen Kreaturen, die wieder eine gänsehautprovozierende Rolle im Kino spielen: Billy, Kate, Gizmo — »Elite« präsentierte das Actionspiel »Gremlins 2« zum gleichnamigen Film. Für Sportbegeisterte zeigte die englische Company ein actiongeladenes Golfspiel im Stil von »Leaderboard«. Für Fußballfans gab’s »World Championchip Soccer«: Muntere Kickerei mit 22 Spielern auf dem Feld und einem Weltmeisterschaftsmodus. Genau wie bei »Microprose Soccer« zeigt der Computer das Geschehen aus der Vogelperspektive.
Von der Comic-Reihe »Rogue Trooper« hat sich »Warner Brothers« die Filmrechte gesichert, und »Krisalis« hat die Lizenz für ein Computerspiel erhalten: Der Held schlägt sich durch eine gefängnisartige Umgebung, die er auskundschaften muß. Gegen Angreifer setzt er sich mit seinen Fäusten zur Wehr oder schießt die Widersacher über den Haufen. Im zweiten Level wird geballert, bis der Daumen quietscht. Jetzt verfolgt man das Geschehen aus dem Cockpit eines Raumschiffs.
Neben Rogue Trooper hat sich Krisalis eine weitere Lizenz gesichert: »Hill Street Blues«, das Spiel zur gleichnamigen Fernsehserie. In diesem Game wird eine komplette Stadt simuliert — mit Fußgängern, Ampeln und Autos. In der Rolle von Captain Fu-rillo geht man dort auf Verbrecherjagd.
»Accolade« verspricht 100 gruselige Stunden beim Rollenspiel-Adventure »Elvira, Mistress of the Dark«. Das Horrorrollenspiel findet in einem düsteren Schloß voller Gefahren und unheimlicher Begegnungen statt.
Zum Brettspiel »Stratego« liefert Accolade das gleichnamige Computerspiel. In fünf Schwierigkeitsstufen geht es darum, in einem schachähnlichen Spiel die gegnerische Fahne zu erobern.
Man sieht sie nicht, aber sie sind wieder da: Billy Kate und Gizmo — die »Gremlins« treiben ihr Unwesen jetzt auch im Computer
»Test Drive III: The Passion« heißt die zweite Fortsetzung der erfolgreichen Fahrsimulation. Diesmal rast man in einem Chevrolet Cerv III, einem Pinifarina-Mythos oder einem Lamborghini Diabolo über amerikanische Highways voller Steilhänge, Radarfallen und Polizeikontrollen.
Mit »Donald’s Alphabet Chase« können Vorschulkinder buchstabieren lernen. Lauter kleine Vokale und Konsonanten springen durch Donalds Haus und müssen eingefangen werden. In »Mickey’s Runaway Zoo« bringen Goofy und Mickey Kindern auf amüsante Art die Zahlen bei. Um das Erkennen von Farben und Formen geht es in »Goofy’s Railway Express«. »Disney Software« hat diese Lernspiele für Kinder zwischen zwei und fünf Jahren konzipiert.
Für die Großen setzt Disney den zeitgleich in den Kinos anlaufenden Detektiv-Film »Dick Tracy« in ein Arcade-Action-Game um. Eher für die Jüngeren ist »Ducktales: The quest for gold« gedacht. In diesem Action-Adventure wetteifern zwei Teams bei der Goldsuche.
Ocean läßt das Ballern nicht: Im Shoot’em up »Robocop 2« räumt der blechern-de Polizist mit der edlen Gesinnung das dekadente Detroit auf. Explosive Action bei seitlich scrollendem Bildschirm verspricht auch »NARC«. Heiße Gangsterjagden ähnlich wie beim Vorgänger »Chase HQ« hat »Special Criminal Investigation« zu bieten.
Vom »Carrier Command«-Entwicklerteam stammt »Battle Command«, ein Ar-cade-Programm mit Strategiespiel- und Simulationscharakter. »Epic« vom »F-29«-Team ist der Kampf eines legendären Starfighters gegen Außerirdische.
Ganz unblutig und kindgerecht dagegen ist »Pang«: Ballons werden mit einer Hitech-Harpune abgeschossen. Bei jedem Treffer halbieren sich die Blasen — solange bis alle abgeschossen sind. Das Action-Spiel »Billy the Kid« führt in den wilden Westen. Entweder schlüpft man in die Rolle des legendären Revolverhelden oder in die des Sheriffs.
»Image Works« preßt Hollywood auf Diskette: Mit dem Action-Abenteuer »Back to the Future III« reisen Spieler genau wie Michael J. Fox im Kinoerfolg in den wilden Westen. Harte Zeiten auch im Ballerspiel »Predator 2«, das im gesetzlosen L.A. spielt.
Frischen Wind bringt das neue Entwicklerteam »Expanding Minds« in die Szene. In ihrem Plattformspiel »Flip-it ad Magnose« gibt es Grafik wie im Zeichentrickfilm, Witz und jede Menge Action. Im Arcade-Adventure »Champion of the Raj« wird in Indien um die nationale Einheit gekämpft.
Mutanten bedrohen den sonnennahen Planeten »Duster«. Das Problem läßt sich mit einer Mischung aus Action und Management lösen.
Lauter verrückte Schildkröten laden zum witzigen Actionspiel »Teenage Hero Mutant Turtles« ein. In England und Amerika ist diese Comicserie mit den heldenhaften Turtles ein riesiger Erfolg. Alles, was das Turtle-Logo trägt, verkauft sich wie warme Semmeln. Ob das beim Computerspiel auch der Fall sein wird — warten wir’s ab...
»Deuteros« heißt der offizielle Nachfolger von »Activisions« Strategiespiel »Millenium 2.2«. Wieder geht es darum, eine Weltraumstation aufzubauen und sie gegen außerirdische Angreifer zu verteidigen. Im Gegensatz zu »Millenium 2.2«, das sich innerhalb weniger Stunden durchspielen ließ, soll »Deuteros« viel komplexer werden.
In »Atomic Robokid« fliegt man mit einem drachenähnlichen Wesen bei horizontalem Scrolling durch geheimnisvolle Landschaften und ballert, bis der Joystick bricht.
»Electronic Arts« setzt auf Strategie: »Power Monger«, programmiert vom »Populous«-Team, variiert das Thema Krieg und Besiedelung. Das neue Spiel ist komplexer, witziger, sarkastischer: Es gibt animierte Nutztiere, Siedler gehen unterschiedlichen Berufen nach, die Seelen der Gefallenen schweben als Engel zum Himmel. Vier Spieler können an einem einzigen Computer Wettstreiten, weitere per Modem mitspielen.
»Magic Fly« ist ein insektenförmiges Kampfraumschiff der Zukunft. Damit soll man Verbrechern auf die Spur kommen und ihr Hauptquartier in Schutt und Asche legen.
Eine ganze Menge Neues kommt auch von »Micro Prose«: Heftig geballert wird einmal mehr in den 30 Vektor-Grafiklandschaften von »Simulcra«. Im Fadenkreuz: Horden ballerwütiger Aliens. Fußballfans vergnügen sich mit »International Soccer Challenge«, das die Kickerei auf dem Rasen in einer 3D-Perspektive zeigt. Ein netter Effekt! Die Spielbarkeit läßt allerdings sehr zu wünschen übrig.
In »Firebirds« »Fireball« kämpfen zwei Teams mit je zwei Männern um den Sieg in einer dreidimensionalen Energiekuppel. Sportarten wie Fußball, Eishockey und Rollerball arten hier zum Kleinkrieg aus.
Nach »Midwinter« und »UMS II« versetzt Rainbird seine Fans mit »Betrayal« ins Mittelalter. Da wird in Wirtschaft, Kriegswesen und Politik taktiert und integriert.
Vom französischen Gürteltier-Label »Infogrames« kommt eine ganze Reihe neuer Spiele, z. B. »Welltris«. Dieses Knobelspiel stammt vom russischen Tetris-Erfinder. Verschiedene Puzzleteile fallen herab und der Spieler setzt sie zusammen. »Murder in Space« spielt im Jahre 2005 auf einer Raumstation im Weltall. Dort wandelt ein Mörder umher und sucht unschuldige Opfer. Mit Hilfe des Bordcomputers und einer Videoverbindung zur Erde soll der Gangster dingfest gemacht werden. In »Alpha Waves — The Dream Generator« steuert man eine Kapsel durch einen dreidimensionalen Raum, um magische Türen zu finden. Bei »The Light Corridor« handelt es sich um ein abstraktes Programm, das in einem langen Gang spielt. Mit einem Rechteck schießt man einen Ball durch den Gang und sammelt Extras ein, die das Rechteck vervielfachen oder vergrößern.
»Alcatraz« heißt der Nachfolger des knallharten Action-Schockers »Hostages«. Ein Gangster namens Pedro Escobar sitzt auf San Franciscos Gefängnisinsel Alcatraz hinter Gittern. Dort bereut der Abtrünnige nicht etwa seine Untaten, sondern organisiert weitere Verbrechen. Deshalb bekommen zwei Elite-Agenten des CIA den Auftrag, belastende Papiere gegen Escobars Komplizen herbeizuschaffen. Ein knallhartes Action-Spiel, das sich nicht unbedingt für zarte Seelen eignet.
U.S. Golds Automatenumsetzung »Line of Fire« führt direkt in die Schußlinie. Mit einem Fadenkreuz zielt der Spieler auf angreifende Einzelkämpfer, Panzer, Flugzeuge und Boote. Das Vorbild aus der Spielhalle ist extrem brutal. In »U.N. Squadron« flitzen ein oder zwei Spieler mit Jets über horizontal scrollende Landschaften und feuern auf alles, was ihnen in den Weg fliegt.
»Ubi Soft« kündigt »Pro Tennis Tour II« an. Momentan arbeitet das deutsche Programmiererteam »Blue Byte« an einer verbesserten Version des erfolgreichen Tennisspiels. Neben programmierbaren Ballmaschinen soll der eingebaute Vier-Spieler-Modus vor den Monitor locken. »Jupiter’s Masterdrive« lädt zum actiongeladenen Hindernisrennen um die neun Jupitermonde ein. Ebenfalls im Weltraum spielt das futuristische Rollenspiel-Adventure »BAT«. 1000 verschiedene Orte und sieben Rassen sorgen für Abwechslung. Strategische Schlachten mit futuristischen Kampfeinheiten gegen Computergegner oder Mitspieler gibt es in »Battle Isle«.
»Freescape« heißt »Incentives« Entwicklungssystem, mit der sich ganze 3D-Landschaften generieren lassen. Früchte dieses Editors sind bekannte Titel wie »Driller« oder »Castle Master«. Mit dem »3D Construction Kit« von »Domark« lassen sich jetzt eigene Landschaften generieren.
Übrigens: Bond is back! In »The Spy who loved me« fährt die Doppelnull mit einem schnittigen Auto auf gefährlichen Straßen und schreckt nicht einmal davor zurück, mit der Karre ins Meer zu tauchen. Action ohne Satisfaction? Wir werden sehen. Bonds neue Computer-Mission wird in wenigen Wochen erhältlich sein. Bei »Hard Drivin’ II« erzittern die Rennpisten. Die Fortsetzung des Vektorgrafik-Autorennens soll neben besserer Spielbarkeit auch einen Editor für eigene Rennstrecken bieten.
Der Flugzeugsimulator »Mig 29« macht mit einem sowjetischen Kampfflugzeug vertraut, während man in der Kriegssimulation »Nam 1965-75« zum obersten Befehlshaber und Präsidenten der USA während des unrühmlichen Vietnamkrieges »aufsteigt«. »Badlands« ist ein Autorennen mit heißen Strecken, bei dem alle miesen Tricks erlaubt sind.
»Audiogenic« zeigte das Arcadespiel »Exterminator«. Darin bewegt man eine eklige Glibberhand in einem dreidimensionalen Raum und feuert mit den Fingern Lasersalven auf skurrile Gegenstände.
Um das Zusammensetzen von Rohrstücken zu Leitungen geht es in »Loops« — »Pipe Mania« läßt grüßen! »Super League Manager« bietet Einblick in die Ökonomie des Fußballs: Optional läßt sich das Spiel mit »Emlyn Hughes International Soccer« kombinieren. Da werden nach dem Manager-Part die Matches live auf dem Bildschirm ausgetragen, (hu)