Speichererweiterung: Megabytes für »Kleine«

Der wachsende Speicherbedarf von Programmen aus dem DTP- und CAD-Bereich drängt alle ST-Besitzer, die mit Megabytes schwach bestückt sind, ins Abseits. Wir untersuchen die Speichererweiterung »RAM-X4« auf ihre Alltagstauglichkeit.

Daß viele Fremdhersteller für ihre Speichererweiterungen hier eine Marktlücke sehen, zeigen die vielen Annoncen in der Fachpresse. Bei diesen Produkten gilt es prinzipiell zwischen zwei Typen zu unterscheiden: den Steckkarten und den einzulötenden Erweiterungen. Weiter klassifizieren muß man dann noch die Größe der Erweiterung: ob die Aufrüstung in mehreren Schritten — je nach Geldbeutel (Chippreise) — oder nur komplett durchführbar ist.

In der Praxis erwiesen sich die zu lötenden, in mehreren Stufen aufrüstbaren Speichererweiterungen als sehr zuverlässig. Andere, steckbare Ausführungen, zeigten des öfteren Probleme nach einem Transport des Computers oder kleinen Erschütterungen.

Durch den konsequenten Einsatz moderner SMD-Technologie gelang es »bb-electronic« die Abmessungen der Erweiterung sehr klein zu halten. Die Erweiterung besteht grundsätzlich aus einer quadratischen Grundplatine (75 x 80 mm), auf die Sie maximal vier Speichermodule senkrecht aufstecken können. Da sie damit nur 27 mm hoch wird, ist sie für fast alle ST-Modelle geeignet. Auf diesen Modulen sind die Speicherbausteine untergebracht. Jedes Modul enthält — beidseitig bestückt — 8 MBit SMD-Speicherbausteine vom Typ TC 511000. Im Klartext bedeutet dies, daß jedes Modul insgesamt 1024 KByte, also 1 MByte zur Verfügung stellt. Bei einem Maximalausbau mit vier Modulen, gleich 32 MBit-Chips, lassen sich die normalerweise nur in Mega-Kreisen gewohnten 4 MByte freier Speicher realisieren.

Die Applikation an die ST-Serie umfaßt einen Speicherausbau in zwei Stufen: einmal mit zwei Modulen (2 MByte), die die interne Atari Speicherbank 1 ersetzen und mit der verbleibenden Bank 0 insgesamt 2,5 MByte freien Speicher anbieten. Zum zweiten mit vier Modulen (4 MByte) wobei die RAM-Erweiterung sowohl die Speicherbank 0 als auch die Bank 1 des ST ersetzt. Zu erwähnen ist hier noch, daß bei einem Mega ST2 bereits nach der ersten Ausbaustufe bereits 4 MByte bereit stehen, da dieser schon auf der Bank 0 mit Megabit Chips bestückt ist.

Die Speichererweiterung von bb-electronic besticht durch ihre kompakten Ausmaße und den sauberen Aufbau

Das Outfit, das die maschinell gefertigte »RAM-X4« vermittelt, macht einen professionellen Eindruck: Sowohl die Grund- als auch die Modulplatinen bestehen aus 1,5 mm starkem Epoxidmaterial, sind mit Lötstoplack versehen und sauber bestückt. Stabilitäts- und Kontaktprobleme lassen sich durch diese solide Fertigungsweise auf ein Minimum beschränken.

Für die verschiedenen Versionen der ST-Typen ist jeweils eine besondere Einbauanleitung vorhanden. Besonders 1040er-Besitzer wissen dies zu schätzen, da ihr Computer mittlerweile über ein breites Spektrum an Speicherbausteinen — angefangen von 256 x 1 Bit bis hin zu 256 x 4 Bit Chips — verfügt.

Aus diesem Grund, und wegen des hohen Verbreitungsgrades, den der Atari 1040 ST immer noch hat, wählten wir für unseren Test auch eine 1040er Erweiterung, um möglichst viele Anwender anzusprechen.

Preislich lohnt sich diese Erweiterung allemal, da sich der Anwender je nach Geldbeutel und Erfordernissen einen individuellen Speicherausbau zusammenstellen kann.

Laut Hersteller hängen die Preise stark vom aktuellen Chipmarkt ab, wobei die momentane Situation einen Verfall der SMD-Speicherbau-steine verspricht.

Variabler Speicherausbau

Der Bausatz besteht je nach Ausbaustufe aus der RAMX-4 Platine mit den jeweiligen aufgelöteten Speichermodulen, der Einbauanleitung und einer Diskette mit einem Memory-Testprogramm. Ein Flachbandkabel stellt den Kontakt zum ST her.

Dieses Flachbandkabel besteht auf der Atari-Seite aus mehreren Komponenten:

□ einem vorverdrahteten Sockel, der unter den Video-Shifter zu stecken ist

□ einer vorgefertigten Stiftleiste (Adreßadapter), die an eine auf der ST-Platine befindliche Widerstandsreihe anzulöten ist.

□ mehreren Einzelleitungen, die wiederum mit kleinen Stiftleisten vorgefertigt wurden, um den Einbau zu erleichtern.

Die Einbauanleitung ist leicht verständlich geschrieben, mit etlichen Bildern versehen und hilft mit zahlreichen Tips und Tricks auch bei eventuellen Fehlern. Erwähnt sei an dieser Stelle auch ein besonderer Service der Firma bb-electronic, und zwar eine Hotline, die der hilfesuchende Anwender 24 Stunden lang in Anspruch nehmen kann.

Nach der Demontage der Gehäuseoberseite des ST und der Beseitigung der Tastatur und des Abschirmblechs geht es ans Eingemachte des Atari. Der Einbau des Shifter-Sockels stellte uns vor keine ernsten Probleme, sofern man sich strikt an die Einbauanleitung hielt. Nach dem Öffnen des Abschirmblechs des Videoteils entfernten wir vorsichtig den teuren Shifter. Nun erfolgte das Anschließen bzw. Verlöten der einzelnen Leitungen des Flachbandkabels: Erleichternd wirkte sich hier die Farbcodierung der Leitungen (übereinstimmend mit der Dokumentation) und die bereits integrierten Kontaktstifte zum Anlöten auf die ST-Platine aus. Die zu entfernenden Widerstände (Bank 0 oder 1) sind mittels der Skizzen in der Einbauanleitung leicht zu orten. Mit der beiliegenden Litze sind offene Anschlüsse der Speicherbänke auf einen definierten Pegel zu ziehen. Problematisch ist allerdings der Anschluß des MAD-09 Signals an der MMU des ST: Hier empfiehlt die Einbauanleitung das Anlöten des zuständigen Drahtes an der MMU-Fassung. Wir warnen aber davor, da es leicht zu einer Beschädigung der Fassung kommen kann, was in der Folge zu schwerwiegenden Kontaktproblemen führt. Besser ist es unserer Meinung nach — da der ST schon einmal offen ist — den Anschluß an der Unterseite der Atari-Platine vorzunehmen, um die MMU-Fassung zu schonen.

Dann ging es an die Plazierung der Erweiterung im Computer und die Spannungsversorgung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Massepotential: Dieses ist über zwei vorverdrahtete Masseleitungen samt Kontaktösen an der Abschirmung der Einbaufloppy abzugreifen. An die positive Spannungsversorgung gelangt die Erweiterung über eine Krokodilklemme, die direkt an der ST-Platine Anschluß findet.

Wir meinen jedoch, daß bei all dem Lötaufwand der bei diesem Einbau ohnehin zu treiben ist, eine Lötverbindung, der Spannungszuführung einer Klemmung vorzuziehen ist.

Jetzt blieb uns nur noch der Griff zum Netzschalter des ST um unseren Einbau zu testen. Jetzt galt es nur noch, das Accessory mit der Frage nach dem freien Speicher zu beauftragen und siehe da, uns standen einwandfreie 4 MByte zur Verfügung. Beim anschließenden »nächtelangen« Probelauf gab’s keine Ausfälle, auch Softwareprobleme traten nicht auf.

Die Speichererweiterung von bb-electronic befriedigt alle Erfordernisse, die in der Praxis Vorkommen. Angefangen vom individuellen Speicherausbau über den geringen Platzbedarf und den einfachen Einbau ist diese Erweiterung auch für Laien zu empfehlen. Zu hoffen bleibt, daß die Preise für die mittlerweile immer noch kostspieligen Speicherbausteine endlich fallen und diese Art der Speichervergrößerung auch für Leute mit schmalem Geldbeutel finanzierbar ist. (uw)

Wertung

Name: RAMX-4
Vertrieb: bb-electronic
Preis: 2 MByte 520 Mark 4 MByte 950 Mark Modul 1 MByte 235 Mark Einbau 50 Mark

Stärken: □ leichter Einbau □ hohe Funktionssicherheit □ kleine Abmessungen □ modularer Aufbau

Schwächen: □ Shifter-Sockel zu weich

Fazit: Solide Speichererweiterung, die durch ihre geringen Abmessungen und den einfachen Einbau sehr zu empfehlen ist.

bb-electronic, Forlenweg 32, 7500 Karlsruhe 31

Nach der Umbau-Prozedur verkündet das Testprogramm volle 4 MByte Speicherplatz

Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 08 / 1990, Seite 18

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