Schnelle Analyse per Chartbild: Das Chart-Programm »STock-Profit« auf Leserservice-Diskette

Die Börsenanalyse per Computer gewinnt auch bei privaten Anlegern an Beliebtheit. Doch während mehr als 60 deutschsprachige Programme für IBM-kompatible Computer am Markt sind, ist entsprechende Atari-Software noch dünn gesät. Das verwundert: Gerade die Analyse von Börsenkursen erfordert die grafische Verarbeitung Hunderter von Daten je Abbildung — der Fachmann spricht hier von Charts — und dafür ist der ST durchaus prädestiniert. Wir bieten Ihnen daher auf unserer Leserservice-Diskette zu dieser Ausgabe das Programm »STock-Profit« der Langenfelder Firma Olaf Jansen, das sich durch eine schnelle Kursübernahme aus der noch im Aufbau befindlichen hauseigenen Datenbank auszeichnet. Nur 20 s dauert es, bis die Tageskurse, aufgesplittet in Höchst-, Tiefst- und Schlußkurse sowie Umsatzdaten, von immerhin 700 Titeln per 1200-Baud-Modem aus der von der Herstellerfirma angebotenen Datenbank aktualisiert sind. Dem nicht genug: Auch Kurskorrekturen werden automatisch mit eingelesen, die anschließend erforderliche Offline-Aktualisierung soll in nur 2 min erfolgen.

Freilich ist auch eine manuelle Kurseingabe vorgesehen: Das Programm bietet hierzu ein Übersichtsblatt an, in dem Sie die einzelnen Daten erfassen, wobei Wiederholungen durch schlichtes Anklicken mit der Maus erfolgen. Dennoch steigen viele Anwender auf die automatische Kursübernahme — vor wenigen Jahren noch ein Tabuthema bei den Anbietern — um, gehört damit doch die manuelle und letztendlich zeitaufwendige Eingabe von 50,100 oder mehr Kursen pro Tag der Vergangenheit an.

Eine Besonderheit bietet »STock-Profit« auch bei der Datenverwaltung: Die Notierungen der letzten 200 Börsentage sind jeweils mit Hoch-, Tief-, Schlußkurs und Umsatz gespeichert, nach weiteren Kurseingaben konvertiert das Programm die zurückliegenden Kurse in Wochenhoch und -tief, nach etwa vier Jahren erfolgt eine weitere Konvertierung in Monatshochs und -tiefs. Die Kursdateien lassen sich auch jederzeit verändern: Nach Eingabe des gewünschten Kürzels und dem ersten Kurs der Aktie ist das Papier alphabetisch eingeordnet. Ebenso ist eine Löschung oder Umbenennung vorgesehen, wobei im zweiten Fall jedoch — dies mögen manche Anleger vermissen — keine alphabetische Neusortierung mehr erfolgt.

Freilich ist die Kurserfassung nur ein Baustein des Programms, das einerseits durch seinen schnellen, per Pull-Down-Menüs und Mausunterstützung gesteuerten Bedienungsablauf auffällt, andererseits aber auch eine leicht verständliche Gliederung und umfangreiche Abfrageformen aufweist. Schwerpunkt ist jedoch die Chartanalyse: In dieser schon seit Jahrzehnten beliebten Form der Aktienanalyse sind die Kurskurven der Vergangenheit grafisch dargestellt, und der Anwender zieht daraus aufgrund bestimmter Regeln Schlüsse auf die künftige Entwicklung der Aktien. Die Chartanalyse hat dabei den Vorteil, daß sie nicht nur relativ gute Ergebnisse liefert, sondern auch eine Vielzahl von Papieren in kurzer Zeit untersucht. Im Gegensatz dazu ist eine aussagefähige Fundamentalanalyse — die u. a. die Dividendenausschüttung sowie Bilanzkennziffern berücksichtigt — dem Laien mangels Informationen praktisch nicht möglich.

Die bei »STock Profit« enthaltene Chartanalyse läßt kaum noch Wünsche offen. Nach Laden der Kursdaten lassen Sie sich die Kursgrafiken — zu finden wahlweise über das Börsenkürzel oder den vollständigen Namen des Papiers — wahlweise linear oder logarithmisch als Tages-, Wochen-, Monats-, Hoch/Tief- oder Schlußkurs-Chart ausgeben. Die Mausbedienung garantiert dabei einen schnellen Wechsel zwischen den einzelnen Darstellungsformen.

Der Anwender legt zuvor die Charteigenschaften fest, in denen jeweils die erste Darstellung erfolgen soll. Das Programm zeigt auf Wunsch auch den Umsatz in dem jeweiligen Papier. Der Anwender kann sich jederzeit im unteren Bildschirmbereich verschiedene Indikatoren zeigen lassen, etwa:

Aus den Kurskurven zieht der Anwender Schlösse auf die künftige Entwicklung der Aktien (oben). Die Art der Darstellung ist einstellbar. (rechts)

Vorgesehen ist auch eine Darstellung als »Point & Figure-Chart«, bei der die Kurse nicht als Linien, sondern als Kreuze und Kreise entsprechend der aktuellen Aufwärts- bzw. Abwärtsentwicklung dargestellt sind. Praktisch ist die »Blätter«-Funktion: Nach Definition der gewünschten Chartdarstellungsart und Eingabe der Wartezeit zwischen dem Umblättern stellt »STock-Profit« die einzelnen Papiere des Datenstammes in Chartform nacheinander vor, wobei es wahlweise ab der ersten Aktie, nach dem Alphabet, nach dem Kurs /Gewinn-Verhältnis, nach der Dividendenrendite oder nach Ranglisten entsprechend der prozentualen Veränderung über einen beliebigen Zeitraum beginnt. Die Charts sind auch mit unterschiedlichen Linien beschriftbar: Bereits als Standard vorgegeben sind die gleitenden Durchschnitte für 200 und für 90 Tage. Im Menüpunkt »Auto Trend« versucht das Programm, zwei sinnvolle Widerstandslinien zu zeichnen; allerdings weist der Autor selbst darauf hin, daß per Definition hierbei mit Schwierigkeiten in der Genauigkeit zu rechnen ist.

Der Anwender darf neben speicherbaren Kommentaren, etwa über besondere Tagesereignisse wie den Börsenkrach im Oktober 1987, auch eigene Trends in den Chart einzeichnen. Dabei klickt er mittels Maus lediglich die gewünschten Anfangs- und Endpunkte an. Diese manuell eingetragenen Trendlinien überwacht er in der sog. »Ausbruchsanalyse«, in der das Programm automatisch besondere Kurssituationen aus einer Vielzahl von Papieren herausfiltert. STock Profit kennt dazu entsprechende Vorgaben: Hat der Anleger die Wahl getroffen zwischen Tages-, Wochen- und Monatschart und der logarithmischen oder linearen Darstellung, gibt er an, unter welchen Voraussetzungen Hinweise erfolgen sollen. Dies kann ein Ausbrechen aus der per »Auto-Trend« errechneten Bandbreite sein, aber auch ein Durchbrechen von maximal zwei vorzugebenden gleitenden Durchschnitten.

Der Anwender stellt sich weiterhin einen Index über frei wählbare Papiere zusammen und ermittelt damit selbst, wie sich beispielsweise die Titel der Chemiebranche verhalten. Ranglisten helfen bei Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Vorgesehen sind Ranglisten nach dem aktuellen Kurs-/Gewinn-Verhältnis, das angibt, mit dem wievielfachen Jahresgewinn eine Aktie an der Börse notiert ist, nach der Dividendenrendite oder nach der prozentualen Veränderung über einen frei wählbaren Zeitraum. Das Programm, das seine Stärken vorzugsweise auf einem Computer mit mindestens 1 MByte Speicher zeigt, ist zwar nicht kopiergeschützt, hat jedoch nur eine Laufzeit von 255 Börsentagen, wobei die Zahl der verbleibenden Tage jeweils im Eröffnungsmenü erscheint.

Gegen 30 Mark Jahresgebühr erfolgt jeweils eine Verlängerung, zum Preis zwischen 200 und 500 Mark Jahresgebühr ist auch der entsprechende Datenbankzugang gewährt. Diese Gebührenregelung ist sicherlich ungewöhnlich in der Software-Branche, soll jedoch nach Angaben der Herstellerfirma vor Raubkopien schützen. (wk)

Wertung

Name: STock-Profit
Preis: 19,80 Mark
Hersteller: Olaf Jansen,
Vertrieb: Markt & Technik

Stärken: □ schnelles und flexibles Chart-Handling □ schnelle Kursübernahme □ leichte Bedienbarkeit mittels Maus □ gut gelöste Datenspeicherung

Schwächen: □ manuelle Kurserfassung etwas umständlich □ Chartausdruck zeitaufwendig

Fazit: ein schnelles, leistungsfähiges Programm zur Chartanalyse mit überzeugendem Konzept

Reichhaltige Pull-Down-Menüs machen das Programm auch für Computerlaien leicht bedienbar
Die große Funktionsvielfalt sorgt für schnelles und flexibles Chart-Handling

Olaf Jansen, Trompeter Str. 49, 4018 Langenfeld

Bezug für das Programm: Markt & Technik. Buchverlag. Leserservice-Diskette zur Ausgabe 3/90, Hans-Pinsel-Str. 2, 8013 Haar


Peter Jobst
Aus: ST-Magazin 03 / 1990, Seite 30

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