Einsteigertips: Wenn der Computer abstürzt

Der ST in »Bombenstimmung«

Anwender A. Tari (Name von der Redaktion geändert) sitzt vor seinem 1040STF Gerade hat er eine Diskette formatiert und beginnt jetzt, einige Dateien von der Festplatte auf die Diskette zu kopieren. Plötzlich stößt er einen Schrei aus, auf dem Bildschirm reiht sich Bombe an Bombe. Was war passiert? Die Antwort ist einfach: Der Computer ist abgestürzt, d.h. er verweigert die Arbeit, weil ein interner Fehler aufgetreten ist. Sicher standen Sie schon einmal vor derselben Situation wie Herr A. Tari. Was ist nun die genaue Ursache für einen Absturz?

Der Absturz eines Computers oder Programms kann verschiedene Gründe haben und äußert sich demzufolge auch verschieden. In der Regel schreibt der ST je. nach aufgetretenem Fehler eine bestimmte Anzahl von Bomben(Symbolen) auf den Bildschirm oder reagiert nicht mehr auf Eingaben über die Tastatur oder Mausbewegungen. In seltenen Fällen geht ein Absturz auch schrittweise vor sich: Sie öffnen ein Fenster, und es läßt sich nicht mehr schließen. Dann klappen Sie ein Menü herunter, und kein Menüeintrag erscheint invertiert.

Aber rechnen Sie nicht immer sofort mit dem schlimmsten, wenn mal ein Pull-Down-Menü nicht aufklappt. Es kommt nämlich manchmal vor, daß man die Maus so konfus bewegt, daß GEM auf etwas wartet, das man überhaupt nicht vorhatte, und dadurch die Menüleiste »klemmt«. In diesem Fall klicken Sie einfach auf die Arbeitsfläche des Programms bzw. den Desktop oder bewegen die Maus in die Menüleiste.

Wirft der ST mit Bomben um sich, dann ist ein Fehler bei der Ausführung eines Programms aufgetreten. In diesem Fall spricht man von einer »Exception«. Diese Exceptions sind intern durchnumeriert (vergleichbar mit Fehlernummern). Demzufolge erkennen Sie an der Anzahl der Bomben den Fehler. Zwei Bomben bedeuten beispielsweise Exception z. In einer der nächsten Ausgaben finden Sie einen ausführlichen Artikel zur Dokumentation der Exceptions.

Handelt es ich bei der abgestürzten Software um ein Programm Marke Eigenbau, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als den Quelltext nach Fehlern, undefinierten Variablen etc. zu durchforsten.

War hingegen kommerzielle Software der Übeltäter, dann sollten Sie versuchen, den genauen Zeitpunkt bzw. die genaue Ursache des Absturzes herauszufinden. Laden Sie das Programm erneut und erzeugen Sie die gleiche Situation wie kurz vor dem Absturz. Der Hersteller wird sich über den freundlichen Hinweis, daß sein Programm abstürzt, zwar nicht gerade freuen. Aber auf diese Weise geben Sie den Programmierern Gelegenheit, den Fehler in der nächsten Version zu beheben.

Hard- oder Softwarefehler

Interessant wird's, wenn ihr Computer unvermittelt die Arbeit verweigert, bei verschiedenen Programmen und in unterschiedlichen Situationen. In diesem Fall könnte ein Hardwarefehler vorliegen. Wenn Sie des Hardwarebastelns nicht mächtig sind oder über die vielen Chips und Drähte auf der Platine nur staunen können, bringen Sie Ihren Computer am besten zum Fachhändler. Eigenmächtige Eingriffe in die Hardware ohne entsprechende Kenntnisse ziehen unter Umständen fatale Folgen mit sich - und teure Reparaturen.

Arbeitet Ihr ST mit einigen Programmen nicht zusammen, kann auch Ihre Betriebssystemversion schuld sein. Da für den ST mehrere TOS Versionen in Umlauf sind, ist dieser Fall nicht selten. Hauptsächlich Spiele haben mit diesem Umstand Schwierigkeiten. In diesem Fall besorgen Sie sich entweder ein anderes TOS von Ihrem Händler (auf Diskette oder EPROMs) oder hoffen, daß betroffene Programm auch in einer anderen Version gibt.

Stürzt Ihr Computer währen Bootvorgangs ab? Dann liegt die Ursache meistens bei einem fehlerhaften Accessory oder einem Programm im Ordner. Dabei muß die Ursache keinesfalls ein Programmierfehler sein. Ob man nur eine RSC- oder ähnliche Datei vergessen zu kopieren, so daß ein Programm seine »bessere Hälfte« nicht findet und es immer wieder von vorn probiert. Sind alle Dateien komplett vorhanden, gilt es, das schwarze Schaf zu finden. Dazu nennen Sie die Extension aller Accessories und Autostart-Programme um (z.B. von »ACC »ACX«). Nur eines behält seinen Namen. Bootet der ST einwandfrei, erhält das nächste Programm bzw. Accessory seine alte Extension zurück und der ST muß erneut booten. In dieser Reihenfolge gehen Sie vor, bis Sie das fehlende Programm gefunden haben.

Auch unter den Viren gibt es ein Ungeziefer, das sich einen Spaß macht, den Anwender mit einer beliebigen Anzahl Bomben zu erschrecken. In einigen Fällen stürzt der Computer ab. Manchmal erlaubt Ihnen der Virus auch das Weiterarbeiten: Nach Schrecksekunde (die je nach Programmierung entsprechend länger dauern kann) verschwinden die Bomben und nichts ist passiert.

Übrigens: Ein Absturz muß nicht immer gleich ein Absturz sein. Vielleicht sind Sie nur versehentlich gleichzeitig auf die Tasten < Alternate > und < HELP > gekommen oder haben die Hardcopy-Funktion im Desktop gewählt, obwohl kein Drucker angeschlossen ist. In diesem Fall tut der ST ca. 30 Sekunde überhaupt nichts, und alles sieht nach einem Absturz aus. Der gleiche Effekt tritt bei Programmen auf, die nicht abfragen, ob der Drucker betriebsbereit ist, bevor Sie eine Ausgabe zum Drucker schieben. Also: Mißtrauen ist gut, Kontrolle ist besser!


Thomas Bosch
Aus: ST-Magazin 12 / 1989, Seite 110

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