PD — Programme durcheinander? Public Domain-Software für DTP-Fans

Viele Public Domain-Anbieter gehen bei der Zusammenstellung der Programme nicht themenbezogen vor. Sie kopieren die Programme in der Reihenfolge ihres Erscheinens auf Disketten, ohne auszuwählen. Dadurch geht die Übersicht angesichts der Vielzahl von Programmen verloren. Aber auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Um Ihnen die Qual der Wahl zu erleichtern, hat das ST-Magazin vom »PD-Pool« für diese Ausgabe sechs doppelseitige Disketten zum Thema DTP zusammenstellen lassen. Der PD-Pool ist eine Vereinigung von Public Domain-Anbietern, die sich zusammenschlossen, um ein künden- und autorenfreundliches Public Domain-Angebot anzubieten. Die hier vorgestellten Programme gehören zu den besten ihrer Art im Public Domain-Bereich.

Flotter Editor

Die meisten DTP-Programme benötigen für ihre Textrahmen schon fertig eingegebene ASCII-Texte. Die programmeigenen Editoren eignen sich wegen ihrer niedrigen Bildaufbaugeschwindigkeit allenfalls für kleine nachträgliche Veränderungen im Text. »Edimax« ist ein sehr leistungsfähiger ASCII-Editor, der sogar professionellen Ansprüchen gerecht wird: die Scroll-Geschwindigkeit ist hoch, lästiges Hinterherlaufen des Cursors entfällt. Neben dem normalen Funktionsumfang wie Suchen und Ersetzen etc. hat der Programmierer noch viele mächtige Extras wie horizontales Verschieben von Blöcken, verschiedene Zeichensätze und eine eigene Dateiauswahlbox eingebaut. Für Programmierer ist ein automatisches Einrücken am Anfang jeder Zeile und ein »Jump to Error« interessant. Der Editor Edimax ist ein Beispiel dafür, daß auch Public Domain-Programme professionelle Leistung erbringen.

Im Textverarbeitungs-Alltag ist ein Desktop-Publishing-System für viele kleinere Druckaufgaben zu schwerfällig. Ein kleines Programm, mit dem man einen ASCII-Text zu einem wohlformatierten und grafisch anspruchsvollen Ausdruck aufbereitet, ist in solchen Fällen eine vernünftige Lösung. »Fontmaster« ist genau für diese Aufgabenstellung konzipiert. Sie starten das Programm und laden einen ASCII-Text. Nun können Sie bis zu neun proportionale Druckerzeichensätze (d.h. mit variabler Zeichenbreite) hinzuladen und diese dann beliebigen Textpassagen zuordnen. Den Text können Sie rechtsbündig, linksbündig, zentriert oder im Blocksatz formatieren. Für Überschriften dürfen Sie einzelne Zeilen fett hervorheben. Kopf- und Fußzeilen sind auch erlaubt, die dann auf jeder Seite des Text-Ausdrucks erscheinen. Der Ausdruck erfolgt auf Epson-, IBM-oder NEC-kompatiblen Druckern mit wählbaren Auflösungen von 80 bis 180 dpi (Punkte pro Zoll). Besonders der Ausdruck auf NEC-kompatiblen Druckern bei 180 dpi überzeugt.

Zusätzlichen Komfort gewinnt das Programm durch eine Preview-Funktion, die in feinster WYSIWYG-Manier (What you see is what you get) den fertig formatierten Text mit allen Zeichensätzen auf dem Bildschirm darstellt. Eigene Zeichensätze entwerfen Sie mit dem dazugehörigen Zeichensatzeditor. Er ist leicht zu bedienen und bietet Hilfsfunktionen wie z.B. Anzeigen der Mausposition, Verschieben der Zeichen innerhalb des Rasters und Spiegeln der Zeichen. Für grafisch weniger begabte Benutzer sind schon zirka 50 sehr gut gestaltete Zeichensätze vorhanden.

Das Programm »Convert« ist unverzichtbar für jeden DTP-Anwender. Es erlaubt Konvertierungen innerhalb der folgenden Grafikformate: Degas Low/Mid/High, PWorks Low/Mid/High, Stad, Doodle, ArtDir, IMG, Neochrome.

Auf den Grafikdisketten finden Sie auch ein Konvertierprogramm

Die künstlerische Ader des Atari ST

Bei der Gestaltung von Zeichnungen für Ihr DTP-Dokument benötigen Sie Unterstützung durch entsprechende Programme. Die beiden Zeichenprogramme auf dieser Diskette warten mit einer nahezu unüberschaubaren Vielfalt an Funktionen auf. Alle Fähigkeiten aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Beide Programme verfügen ausnahmslos über alle wichtigen Grundfunktionen.

»Public-Painter« zeichnet sich darüber hinaus noch mit folgenden Extras aus: Bearbeiten von bis zu vier Zeichnungen gleichzeitig; Ausschneiden von Blöcken mit beliebiger Randkontur; leistungsstarke Zerrfunktion mit Sinus- und Kosinuskurven; Zylinderprojektion; eine »Fill-Catch«-Funktion zum Einlesen eines Füllmusters direkt aus dem Bild.

»Little-Painter« verfügt über einige noch mächtigere »Specials«: lineare und zufällige Grauverläufe in Kreisen, Parallelogrammen etc.; komfortabler Füllmustereditor; Snapping-Funktion; hervorragend gestaltete Blockfunktionen mit Bearbeitungsmöglichkeiten wie Biegen, Verwischen und gradgenaues Drehen; eine Blockbibliothek.

Beide Programme haben ihre individuellen Vorzüge und Nachteile: Testen und entscheiden Sie selbst.

Grafiken für Anspruchsvolle

Anspruchsvolle und schöne Bilder am Computer zu gestalten, bleibt selbst bei den vielen Fähigkeiten der Malprogramme eine Arbeit, die Geduld und Talent erfordert. Abhilfe schaffen hier Sammlungen fertiger Grafiken. Auf den zwei Clip-Art-Disketten befinden sich in gepacktem Format zirka 500 Grafiken. Um die Auswahl der Motive zu erleichtern, ist auf den Disketten ein praktisches Selektions- und Konvertier-Programm vorhanden. Es zeigt sämtliche Grafiken mit Bezugsnamen an. Nach dem Anklicken des entsprechenden Namens wird das Bild geladen und erscheint auf dem Bildschirm. Danach haben Sie Gelegenheit, es in den Formaten Degas Low/Mid/High, STAD, PIC oder IMG zu speichern. Wenn Sie sich erst einmal einen Überblick verschaffen wollen, aktivieren Sie die Slideshow. Alle Grafiken erscheinen dann nacheinander auf dem Bildschirm, ähnlich einer Diashow.

Speziell für Besitzer eines Scanners ist der »Atari Image Manager« interessant. Er filtert bildverschlechternde Effekte heraus, wie sie beim Scannen auftreten.

Der Image-Manager

Es stehen Ihnen zirka 40 verschiedene Bildbearbeitungs-Algorithmen zur Verfügung, mit denen Sie nicht nur Scan-Bilder aufbereiten, sondern auch Bilder künstlerisch verfremden können. So erreichen Sie bereits mit geringem Aufwand erstaunliche Ergebnisse. Die ausführliche Dokumentation führt verständlich in die komplizierte Materie der Bildbearbeitung ein. Auf der zweiten Diskette befinden sich einige Befehlsmakros und Bilder, die die Arbeitsweise des Bild-Managers in einer Art Diavorführung zeigen. Das Programm entstand zu wissenschaftlichen Zwecken an einer niederländischen Universität, eine Tatsache, die auf seine Qualität schließen läßt.

Die vorgestellte Public Domain-Software gehört zu den besten Programmen ihrer Art. Sie stellt sowohl private DTP-Fans als auch DTP-Profis zufrieden. (tb)

Die vorgestellten Disketten erhalten Sie bei den Händlern des PD-Pool. Die Adressen entnehmen sie der Anzeige auf Seite 105.

Little Painter

Autor: Markus Dheus
Dokumentation: deutsch gegen 20 Mark Share-Gebühr
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 512 KByte

Public-Painter

Autor: »HJB«
Dokumentation: deutsch
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 512 KByte

Atari Image Manager

Autor: Mitglieder der TU Delft
Dokumentation: englisch
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 1 MByte

Mit dem Fontmaster gestalten Sie eigene Fonts
Der »Little Painter« verfügt über viele »Specials«

Clipart

Autor: nicht bekannt
Dokumentation: nicht vorhanden
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 512 KByte

Edimax

Autor: Matthias Pfersdorff
Dokumentation: deutsch
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 512 KByte

Fontmaster

Autor: Eckhard Schiffner
Dokumentation: deutsch
Auflösung: monochrom
Speicherbedarf: 512 KByte

Convert

Autoren: Heidenreich/Hoffmann
Dokumentation: deutsch
Auflösung: monochrom/Farbe
Speicherbedarf: 512 KByte


Andreas Gauger
Aus: ST-Magazin 09 / 1989, Seite 33

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite