Talespin Adventure Creator

Do it yourself: Mit dem Talespin Adventure Creator gestalten Sie eigene Adventures

Sind Sie ein Freund guter Grafikadventures? Dann hatten Sie sicher schon einmal eine Idee für ein eigenes Adventure. Doch wahrscheinlich fehlte es Ihnen wie vielen anderen an den nötigen Programmierkenntnissen. Dem will nun ein Produkt aus dem Hause Microdeal entgegenwirken. Es handelt sich um einen Adventure-Creator mit dem Namen »Talespin«, für den Sie laut Anleitung keine Programmierkenntnisse benötigen.

In der stabilen Kartonverpackung findet der Käufer ein 130 Seiten starkes englisches Handbuch, eine Registrierkarte und — last but not least — zwei Disketten. Auf den Disketten befindet sich ein mit dem Creator entwickeltes Demoadventure sowie der Creator.

Das menügesteuerte Programm verwaltet die einzelnen Bilder des Adventure als sogenannte »Pages«. Nachdem Sie eine Page definiert haben, zeichnen Sie im Grafikeditor die einzelnen Personen, Gegenstände und den Hintergrund. Mit einer Linienfunktion, dem üblichen »Stift«, zwei festgesetzten Kreis-und Rechteckgrößen, einer Undofunktion, zwei verschiedenen Sprayarten und der von Neochrome her bekannten Lupenfunktion ist dieser aber ein bißchen dürftig ausgefallen. Nicht einmal ein Radiergummi existiert. Ihn müssen Sie mit der Rechteckfunktion und der Farbe Schwarz simulieren. Erfreulicherweise verarbeitet der Creator die Bildformate von Degas-Elite und Neochrome.

Da eine Page nur 16 Farben darstellt, haben Sie im Editor lediglich 16 Farben zur Auswahl. Mit Hilfe der Farbmischfunktion haben Sie dennoch Zugriff auf alle 512 Farben des Atari ST. Beim Zeichnen müssen Sie darauf achten, daß Sie alle im Adventure vorkommenden Personen sowie alle bedienbaren oder untersuchbaren Gegenstände extra gestalten.

Erst auf der Page setzen Sie die einzelnen Grafiken wie bei einem Puzzle zusammen. Der Creator bietet jetzt die Gelegenheit einer Verkleinerung sowie das Bewegen der verschiedenen Bildelemente. Danach dürfen Sie die einzelnen Personen oder Gegenstände mit Texten versehen. Dies geschieht durch einfaches Anklicken der Bildteile und anschließender Texteingabe. Mit Hilfe von Variablen versehen Sie die Texte auch mit Bedingungen und legen die Reihenfolge der Textausgaben fest. Hier besitzt nun das Programm einen großen Minuspunkt, denn im Adventure selbst ist es später nicht erlaubt, Texte über die Tastatur einzugeben. Das schränkt den Handlungsablauf stark ein. Doch mit ein wenig Fantasie entwerfen Sie problemlos Benutzeroberflächen wie beispielsweise bei »Dungeon Master«.

Der Texteditor bietet noch weitere interessante Funktionen. Sie entwickeln Passagen, an denen der Spieler im späteren Adventure Entscheidungen treffen muß. Weiterhin dürfen Sie an beliebigen Stellen Musikstücke einspielen.

Alle Funktionen des Creators ausführlich zu schildern, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Es bleibt zu erwähnen, daß die fertigen Adventures nur mit einem mitgelieferten Run-Only-Interpreter von Microdeal laufen. Dieser ist Public Domain und darf somit zusammen mit dem entwickelten Spiel weitergegeben werden. Lobenswert ist, daß Microdeal auf jeglichen Kopierschutz verzichtet hat und damit das oft nervige Erstellen einer Sicherheitskopie keine Probleme bereitet. Das Programm beweist wieder einmal, daß ein ausführliches Handbuch den besten Kopierschutz darstellt.

Weil die fertigen Spiele auf Texteingabe verzichten, sind die Handlungen zwangsläufig vorgegeben. Darum sollten fortgeschrittene Abenteurer die Minuspunkte gegen die Pluspunkte abwägen und so zu einer Entscheidung kommen. Für Einsteiger ist dieses Programm interessant, weil keine Programmierkenntnisse notwendig sind. Insgesamt gesehen ist das Programm gutes Mittelmaß, zu einem Hit reicht es jedoch nicht. (tb)

Talespin
Preis:zirka 70 Mark
Hersteller:Microdeal
Benötigt:512 KByte, ROM-TOS, Farbmonitor
Stärken:
kein Kopierschutz
keine Programmierkenntnisse nötig
Menüsteuerung
Schwächen:
englisches Handbuch
Grafikeditor
eingeschränkter Handlungsablauf
Fazit: preisgünstiger Adventure-Creator für Einsteiger

Thorsten Ziegler
Aus: ST-Magazin 08 / 1989, Seite 154

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