ST & Spiele: Simulierte Welten

Willkommen beim Spieleteil des ST-Magazins, den wir diesmal mit einem Schwerpunkt zum Thema «Strategiespiele und Simulationen« iniert haben. Aber auch der »Rest der Spielerwelt« kommt auf seine Kosten. Lassen Sie sich überraschen.

»Mann, ziehen Sie den Steuerknüppel doch nicht so schlagartig nach oben«, schreit der Fluglehrer den mittlerweile stark verunsicherten Flugschüler an. Insgeheim gibt der junge Mann seinem Lehrer recht: Er hat sich noch nicht an die große Maschine gewöhnt, findet sich mit den Instrumenten noch nicht zurecht. Nervös blickt er auf den Höhenmesser. Wenn er doch nur schon wieder festen Boden unter den Füßen hätte. Und wie heiß es in diesem Cöckpit ist. Nur für einen kurzen Moment nimmt der Junge seine Hand vom Steuerknüppel, um die Klimaanlage zurückzudrehen. Der Schalter ist an der Decke.

Plötzlich verliert er die Kontrolle über das gewaltige Flugzeug. Flugschüler und -Lehrer werden gegeneinander geschleudert. Die Maschine rast im Sturzflug auf die Erdoberfläche zu. Der Fluglehrer versucht, die Kontrolle über das Flugzeug zurückzugewinnen - doch er hat keine Chance. Der Höhenmesser fällt rasend schnell ab. 1000 Fuß, 500 Fuß, 200 Fuß, 50 Fuß - dann der Aufschlag. Ein ohrenbetäubender Lärm geht durch den Hangar, dann atemlose Stille.

»Mann, wer hat Sie denn schon aus dem theoretischen Unterricht entlassen?« Der Fluglehrer ist außer sich. Mit jedem Wort schrumpft der geschockte Schüler um zehn Zentimeter. Die Hangar-Arbeiter schütteln mißbilligend den Kopf. Der wütende Lehrer und sein verängstigter Schüler verlassen das Cockpit. Dem jungen Mann schlottern die Knie. Hätte man ihn nicht erst in den Flugsimulator geschickt, sondern gleich in die Luft gehen lassen, wäre der »Absturz« nicht so glimpflich ausgegangen. Flugsimulatoren gibt es nicht nur für Heim- und Personal Computer zu kaufen. Sie stehen auch auf Flughäfen und in Flugschulen. Allerdings unterscheiden sie sich in Funktion und Aussehen ein wenig von den 100-Mark-Simulatoren. Das Prinzip ist das gleiche: Der Anwender versetzt sich in die Lage eines Piloten. Er muß sein Flugzeug starten, steuern und landen. Auf Bedienungsfehler und Unaufmerksamkeiten reagiert der Computer gnadenlos - eben genauso, wie ein echtes Flugzeug hoch oben in den Wolken reagieren würde. Simulierte Wirklichkeit.

Natürlich hält der Schüler einer Flugschule keinen Joystick in der Hand und er blickt auch nicht auf einen 12-Zoll Monitor. Die hier verwendeten Simulatoren gleichen schon fast einem echten Flugzeug. Schüler und Lehrer sitzen in einem richtigen Cockpit mit allen Instrumenten, die der angehende Pilot später beherrschen muß. Große Computersysteme entscheiden, was passiert. Sie lassen Turbulenzen aufkommen, simulieren ein Gewitter, Nebel oder Sonnenschein, oder steuern die Maschine in ein Luftloch. Der Pilot muß entsprechend reagieren. Anderenfalls wirbeln Hydraulikarme die Insassen der Maschine kräftig durcheinander.

Computer simulieren die Realität. Ein faszinierendes Gebiet der Computeranwendung und nützlich dazu, wenn man an die Geschichte unseres unachtsamen Flugschülers denkt. Lassen wir uns überraschen, mit was uns die Programmierer und Entwickler demnächst in Erstaunen versetzen.

Abschließend möchte ich Sie nochmals bitten, sich an der Gestaltung des Spieleteils zu beteiligen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung und schicken Sie uns Verbesserungsvorschläge. Für konstruktive Kritik sind wir jederzeit dankbar. Verraten Sie uns auch Ihr Lieblingsspiel.
(tb)



Aus: ST-Magazin 08 / 1989, Seite 147

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