Fernsehstudio à la ST: »GST 30«-Genlock

Wenn Sie einen Videorekorder oder eine Videokamera besitzen, bietet Ihnen ein Genlock neue Gestaltungsvarianten für Ihre Filme: Was leistet das »GST 30«-Genlock, das wir einem kritischen Test unterzogen haben?

Computergrafik kombiniert mit realen Bildern. Mit einem Genlock sind solche Effekte recht einfach zu erzielen

Ein Genlock dient in erster Linie dazu, das Bildsignal eines Videorecorders mit dem eines Computers zu mischen und das Ergebnis auf dem Monitor darzustellen. Diese Bildmischtechnik verwenden auch große Fernsehstudios, um Vor- und Nachspann eines Filmes zu erzeugen. Es ergeben sich aber noch eine Reihe anderer Anwendungsgebiete. Videosignale lassen sich leider nicht so einfach wie Tonsignale mischen, da bei ersteren nicht nur die Bildinformation, sondern auch Steuerimpulse enthalten sind. Da das Videooder Monitorbild zeilenweise abgetastet wird, muß genau festgelegt sein, wann eine neue Zeile beginnt. Diesen Zeilenstart bestimmt der sogenannte Horizontal-Synchronimpuls. Der Vertikal-Synchronimpuls regelt den Zeitpunkt, an dem ein neues Bild beginnt. Mischt man nun diese Synchronsignale einfach ohne weiteres zusammen, so erhält man als Resultat bestenfalls durchlaufende und total verzerrte Bilder. Der Monitor erkennt nicht mehr richtig, wann er mit einer Zeile oder einem Bild beginnen soll, da er mehrere Synchronisations-Signale empfängt. Die Signale der verschiedenen Programmquellen müßten also irgendwie aufeinander abgestimmt sein. Am einfachsten ist es, wenn eine Programmquelle sich an die Steuersignale des anderen Signals anpaßt. Genau diese Aufgabe übernimmt das Genlock.

Titelbeschriftungen für den selbstgedrehten Videofilm sind mit dem Genlock GST 30 kein Problem. Für die Schriftgestaltung eignet sich fast jedes Malprogramm wie zum Beispiel »Neochrome« oder »Degas Elite«

Die Firma Musik- und Grafiksoftware Shop liefert das »Genlock GST 30« mit allen Kabeln und Teilen aus, die zum Betrieb nötig sind. Leider ist die mitgelieferte Anleitung in Französisch, doch die gute Bebilderung hilft über kleinere Unklarheiten hinweg. Als erstes müssen Sie den Computer öffnen, den Video-Shifter ausbauen und diesem eine Erweiterungsplatine unter die IC-Beinchen schieben. Diese Prozedur ist bestimmt nicht jedermanns Sache, außerdem verlieren Sie so eventuelle Garantieansprüche. Um eine Cinch-Buchse zu installieren, müssen Sie noch eine Bohrung an der Rückwand des Computers anbringen. Erst nach dieser Prozedur ist das Gerät betriebsbereit.

Die Bedienungselemente sind etwas unpraktisch auf der Rückseite des Genlocks angebracht. Mit einem dieser Regler wird die Horizontalfrequenz des Genlocks an die des verwendeten Monitors angepaßt. Die beiden anderen Potentiometer bestimmen die Farbintensität und den Kontrast des zugemischten Bildes. Ein Kippschalter erlaubt es, den Hintergrund des Desktops — oder eines Programmes — transparent oder undurchsichtig darzustellen. Unglücklicherweise fehlt bei diesem Gerät eine Ein- oder Ausblendfunktion. Sie können das zugemischte Videosignal also weder zu- oder abschalten, noch sanft ab- oder zublenden. Damit sind die Einsatzgebiete dieses Genlocks eng begrenzt.

In der Praxis

Die Anschlußbuchsen dieses Bildmischers sind alle in praxisgerechter Normausführung vorhanden. Somit ergeben sich beim Anschluß an die heimische Videoanlage und an den Computer keine Schwierigkeiten, insbesondere da alle erforderlichen Kabel im Lieferumfang enthalten sind.

Die stabile Bauweise kennzeichnet das GST 30

Ist die Verkabelung erfolgt, müssen Sie noch ein Programm starten und es kann losgehen. Liefert zum Beispiel ein Videorecorder eine Filmaufzeichnung, so läuft dieser Film im Hintergrund des Desktops ab. Mit einem Malprogramm — wir haben in unserem Beispiel mit »Degas Elite« gearbeitet — kann man nun einfach einen Text als Vorspann eintippen. Wollen Sie Ihren selbstgemachten Videofilm betiteln, so ist ein zweiter Videorecorder notwendig, um die gemischten Informationen aufzuzeichnen. Aber auch ohne zweites Aufzeichnungsgerät eröffnen sich interessante Anwendungsgebiete. Ein Beispiel hierfür zeigt unser zweites Bildschirmfoto. Den Apfel haben wir mit einer Videokamera aufgenommen und den »frechen Wurm« mit dem Zeichenprogramm Degas Elite gemalt. Dabei mußten wir feststellen, daß das Genlock nicht nur die Hintergrundfarbe ausblendet, sondern auch in der Helligkeit ähnlich eingestellte Farben. Dies schränkt die Farbauswahl erheblich ein.

Aber auch so bieten sich bereits viele reizvolle Gestaltungsmöglichkeiten. Da es inzwischen gute Animationsprogramme für die ST-Serie gibt, sind auch Kombinationen von bewegter Computergrafik und Videoaufnahmen kein Problem. Hier öffnet sich Ihnen eine neue Dimension kreativer Computergrafik. Diese neue Dimension ist allerdings recht teuer, denn das GST 30 kostet zwischen 1000 und 1500 Mark. Der genaue Preis stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. Bei so hohen Anschaffungskosten sollte das Gerät eigentlich auch mehr Funktionen, wie stufenloses Ein- und Ausblenden, beherrschen. Weiterhin stören die auf der Rückseite angebrachten Regler und die Schwächen bei der Farbausblendung den ansonsten positiven Eindruck erheblich. Den Preis des Genlocks sollten Hersteller und Vertrieb deshalb besser noch einmal überdenken. (uw)

Musik- und Grafiksoftware Shop, Wasserburger Landstraße 244, 8000 München

Wertung

Produktname: GST 30
Preis: 1000 bis 1500 Mark
Hersteller: Satellite & Television
Vertrieb: Musik- und Grafiksoftware Shop
Lieferumfang: Genlock GST 30, Zwischenplatine, Scart-Scart-Kabel, HF-Cinch-Kabel, Video-/Ton-Kabel, Scart-Atari-Kabel, Betriebsanleitung

Stärken:
□ einfach zu bedienen □ komplette Ausstattung □ robustes Gehäuse

Schwächen:
□ Atari muß geöffnet werden □ Farbausblendung mit Fehlern □ Regler auf der Rückseite □ keine Ein- und Ausblendfunktion □ Computersignal wird nur gezeigt, wenn Videosignal anliegt

Fazit: für einfache Anwendungen geeignet, dafür aber zu teuer

Genlock-Schnappschüsse gesucht

Senden Sie uns Ihre besten Bildschirmfotos

Wir glauben, daß Sie, lieber Leser, noch viel bessere Ideen haben als wir. Deshalb rufen wir alle Genlock-Fans unter Ihnen auf, uns Ihre besten Genlock-Fotos zu schicken. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Natürlich winken auch einige interessante Preise. Wir belohnen die beste Genlock-Idee mit einem beliebigen Programm aus der Cyber-Serie. Den Plätzen zwei bis zehn winkt ein ST-Magazin-Abonnement für ein Jahr frei Haus. Außerdem veröffentlichen wir die zehn besten Bilder im ST-Magazin. Also fotografieren Sie Ihre originellsten Genlock-Produktionen. Dabei ist es egal, welches Filmmaterial Sie bevorzugen. Sowohl Dias als auch Farbabzüge sind uns gleichermaßen willkommen. Schreiben Sie uns bitte noch mit welcher Ausrüstung Sie gearbeitet haben, und senden Sie alles an folgende Adresse:

Markt und Technik AG
Redaktion ST-Magazin
Stichwort Genlock
Hans-Pinsel-Straße 2
8013 Haar bei München

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Markt & Technik AG sowie deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.


Uwe Wirth
Aus: ST-Magazin 11 / 1988, Seite 44

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