Geregelte Datensperre: Adimens ST 2.3 mit vielen neuen Funktionen

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Der berühmte Jungbrunnen, in den Greise hineinspringen, um als Jünglinge wieder aufzutauchen, gehört leider in das Reich der schönen Märchen. Wenn jedoch Computerprogramme ins Greisenalter kommen (dies widerfährt ihnen häufig bereits ein paar Monate nach ihrer Markteinführung), ist der Software-Jungbrunnen nicht mehr weit. Nach einem heißen Bad in den Update-Wässern der Hersteller erstrahlen unsere soften Datendiener dann stets in so überzeugend neuer Jugendfrische, daß wir armen Anwender nur zu gerne das »Wassergeld« an den Update-Service entrichten.

Für Benutzer von Adimens, der Standarddatenbank auf ST-Computern, ist derzeit die nächste Update-Rate fällig. Dieter und Jürgen Geiß, inzwischen bei ADI in Karlsruhe fest unter Vertrag, haben nämlich gerade die Version 2.3 von Adimens ST fertiggestellt. Sollten Sie als Besitzer von Adimens 2.1 die Version 2.2 vermissen, so haben Sie nicht etwa die Entwicklung verschlafen. Vielmehr verdanken wir diese Schonung unseres Software-Sparstrumpfes Ataris »weiser« Vertriebspolitik: Die Raunheimer haben das seit langem fertiggestellte Adimens 2.2 nicht an die Besitzer der Version 2.1 gesandt. Laut Atari hätten die Fortschritte gegenüber der 2.1-Version eine aufwendige Update-Aktion nicht gerechtfertigt.

Diese vornehme Zurückhaltung hat man für Adimens ST 2.3 jedoch fallenlassen. Die inzwischen auch auf dem Matrix-Großbildschirm uneingeschränkt lauffähige Adimens-Version kommt zu einem Preis von 249 Mark auf den Markt, registrierte Benutzer müssen für das Update einen Obulus von 99 Mark entrichten. Die gleichen Preise gelten für das in Kürze lieferbare Aditalk ST 2.3, das die neuen Adimens-Funktionen ebenfalls unterstützt.

Mehr Komfort bei der Listenausgabe

Bevor wir den erfahrenen Datenbänker mit frischen Neuigkeiten zu Adimens 2.3 versorgen, seien für Einsteiger in die elektronische Datenverwaltung auf dem ST kurz die Grundzüge des Adimens-Systems erläutert. Eine Adimens-Datenbank setzt sich aus mehreren logischen Dateien zusammen, die Teilinformationen der Gesamtdatenbank in sinnvollen Gruppen zusammenfassen. Jede Datei besitzt eine eigene Datenmaske für Ein-und Ausgaben. Beim Datenbankentwurf sind Verbindungen zwischen einzelnen Datenfeldern der verschiedenen logischen Dateien definierbar, über die der Anwender aus der geöffneten Datei in die anderen Dateien der Datenbank verzweigen kann.

Adimens ST besteht aus den vier Modulen EXEC, INIT, DRC und REORG. Das Hauptmodul EXEC verwaltet die Datenbanken und dient als zentrale Bedienungsoberfläche für die schnellen Datenbankfunktionen und zum Aufrufen der übrigen Adimens-Module, INIT übernimmt den Datenbankentwurf und die Maskenerzeugung, DRC wandelt die Datenbankdefinitionen in eine Ressource-Datei um (ab Version 2.2 erzeugt EXEC die grafische Oberfläche ohne Mithilfe von DRC automatisch), RE-

ORG ist ein wichtiges Hilfsmittel zum Pflegen der Datenbanken nach Verändern der Datenbankstruktur oder nach einem Löschvorgang.

Das EXEC-Desktop repräsentiert eines der hervorragendsten Beispiele für ergonomische und komfortable GEM-Benutzeroberflächen. In den Pull-Down-Menüs, den verschiedenen Icons und auf den Funktionstasten-Symbolen trifft die ST-Maus ideale Betätigungsfelder an. Aus der Fülle der verschiedenen Mausoperationen sei nur ein Beispiel aufgeführt: Jede logische Datei ist durch ein Karteikasten-Symbol auf dem EXEC-Desktop dargestellt. Zum Exportieren der Daten einer logischen Datei muß der Benutzer das Karteikasten-Symbol lediglich mit der Maus über das Im-/Export-Icon ziehen. Der umgekehrte Vorgang, also das Importieren von Daten in eine logische Datei, erfordert ein Verschieben des Im-/Export-Icon über das Karteikasten-Icon.

Die Daten lassen sich entweder als Liste in einem GEM-Fenster oder datensatzweise in Dialogbox-Masken ausgeben. Bei der Listenausgabe kann der Benutzer Reihenfolge und Anzahl der Datenfelder durch einige Mausklicks auf die Datenfeldnamen in einer Eingabemaske beliebig zusammenstellen. EXEC benutzt dies sogar bei Import und Export. Listenausgaben sind in Dateien oder auf den Drucker umzuleiten.

Frei definierbare »Begrenzer« für Datensätze und -felder

Mit Hilfe der außerordentlich variablen Mischfunktion vereinigt Adimens Informationen aus mehreren logischen Dateien einer Datenbank zu umfassenden Dokumentationen. Bei entsprechend vorbereitetem Steuertext ergeben sich Importdateien, die Datenfelder aus mehreren logischen Dateien reimportierbar in eine Datei schreiben.

Die Suchgeschwindigkeit in Schlüsselfeldern läßt kaum Wünsche offen. Bei Festplattenbetrieb benötigt Adimens ST auch in umfangreichen Datenbanken weniger als 1 Sekunde zum Finden des gesuchten Datensatzes.

Den Entwurf von Datenbankstruktur und Eingabemasken übernimmt das zweite Adimens-Modul INIT, der grafische Datenbankeditor. Die Zusammenstellung einer Datenbank mit mehreren logischen Dateien, der Aufbau von Datenmasken sowie das Anlegen von Querverbindungen zwischen den einzelnen Dateien erledigt der Anwender auf einfache Weise mit der Maus. Selbst hochkomplexe Datenbankentwürfe bleiben dank grafischer Präsentation der Datenbankstruktur leicht überschaubar.

Seit seiner Markteinführung Anfang 1987 hat sich Adimens ST durch sinnvolle kosmetische Veränderungen in der Benutzeroberfläche und durch umfangreiche Ergänzungen in seinem Inneren zur Standarddatenbank auf ST-Computern weiterentwickelt. Der letzte bedeutende Entwicklungssprung liegt jetzt in der Version 2.3 vor. Die Verbesserungen betreffen weniger die fast perfekte Benutzeroberfläche als vielmehr einige von vielen Benutzern gewünschte Funktionen in EXEC und INIT.

Von besonderer Bedeutung ist zweifellos die Implementation einer variablen Zugangsverwaltung über Benutzernamen und Paßwörter. Mit jeder der 16 zugelassenen Namen-/Paßwort-Kombinationen kann der sogenannte »Superuser« Privilegien einräumen oder wegnehmen — auf der Ebene der logischen Dateien und sogar für Einzelmerkmale. Auf Dateiebene sind vier Benutzerprivilegien vorgesehen, nämlich Eingeben, Ändern, Löschen und Ausgeben. So kann man beispielsweise für einen bestimmten Benutzer sämtliche Schreiboperationen (Eingeben, Ändern, Löschen) sperren und nur Lesezugriffe erlauben.

Dank der außerordentlich flexiblen Zugangsverwaltung ist sogar ein Benutzer zu definieren, der nur noch Neueingaben erledigen kann, ohne vorhandene Einträge sehen zu dürfen. Ein solcher Nutzer ist allerdings auch nicht in der Lage, gespeicherte Fehleingaben zu korrigieren: Er kann die gespeicherten Daten ja weder lesen noch schreiben.

Doch auf der Datei-Ebene endet der Zugangsschutz noch lange nicht. Selbst auf der Ebene einzelner Datenfelder ist ein Paßwortschutz in drei Kategorien vorgesehen. Datenfelder, die für einen bestimmten Benutzer überhaupt nicht zugänglich sind, blendet Adimens aus der Ein-/Ausgabe-Maske aus. Nicht zugängliche Funktionen erscheinen in den Pull-Down-Menüs in grauer Schrift und können nicht ausgewählt werden.

Import und Export arbeiten jetzt mit sogenannten Begrenzern, die frei definierbar sind (Bild 3). Damit eröffnet sich Adimens den Datentransfer mit anderen Datenbanksystemen wie zum Beispiel »dBase«.

Bei der Listenausgabe lassen sich Datensatzgruppen bilden, die im aktiven Schlüsselfeld Gemeinsamkeiten zeigen wie zum Beispiel gleiche Anfangsbuchstaben bei Textfeldern. Die Stellenzahl, in der potentielle Gruppenmitglieder übereinstimmen müssen, läßt sich in der Seitenformat-Dialogbox einstellen. Auf Wunsch bildet Adimens dabei gruppenbezogene Zwischensummen aller Zahlen- und Geldfelder.

Eine Adimens-Datenbank erweitert sich nun beim Einfügen von Datensätzen automatisch, sie erfordert also nicht mehr eine Anpassung an den zu erwartenden Datenzufluß über INIT.

Adimens 2.3 erlaubt mehrdeutige Verzweigungen. Ein Datenfeld in einer logischen Datei kann also auf mehrere Datenfelder in einer anderen Datei weisen. Die zusätzlichen Verzweigungen erscheinen in der entsprechenden Dialogbox.

Die dritte Erweiterung werden die Adimens-Datenbänker bald zu den unentbehrlichen Funktionen zählen. In allen beschreibbaren Datenmasken (Einfügen, Ändern, etc.) ist ein Datenpuffer aktiv, in den der Benutzer Daten aus den Datenfeldern verschieben oder kopieren kann. Die Daten im Puffer lassen sich in andere Datensätze derselben oder einer anderen logischen Datei kopieren, ja sogar in Datensätze anderer Datenbanken.

Mit der neuen Version 2.3 hat das Adimens-Datenbanksystem auf ST-Computern wichtige Funktionen dazugewonnen. (uh)

Zugriffschutz durch Paßwörter

Wolfgang Fastenrath
Aus: ST-Magazin 11 / 1988, Seite 27

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