Rasanter Diskettenbetrieb: Die günstigsten Zusatzlaufwerke für Ihren ST

Das Diskettenlaufwerk ist zweifellos eines der wichtigsten Zusatzgeräte für den Atari ST Schon nach kurzer Arbeitszeit mit dem Computer kommt der Anwender zu der Einsicht, daß die Anschaffung eines Zweitlaufwerkes dringend erforderlich ist. Allerdings steht der durch zahllose Werbeschriften verwirrte Computeranwender vor einem Wald schier undurchdringlicher Informationen. Begriffe wie Speicherkapazität, Übertragungsgeschwindigkeit sowie zahlreiche unterschiedliche Laufwerksbezeichnungen und -Typen erschweren jedem Käufer die Übersicht. Zudem scheint nach einigen Verkaufsgesprächen kein Laufwerk das richtige zu sein. Glaubt der Kunde endlich den passenden Typ gefunden zu haben und besucht zur Sicherheit noch das letzte Geschäft, so versichert ihm vielleicht hier der Verkäufer glaubhaft, die ausgesuchte Diskettenstation entspräche längst nicht mehr dem Stand der Technik. Was tun?

Wir präsentieren Ihnen drei Diskettenlaufwerke, die den meisten Nutzen für Ihr Geld bringen. Zweifellos an erster Stelle rangieren die Zusatzlaufwerke der Firma FSE-EIektronik in Kaiserslautern. Die 3,5-und 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke bestechen durch einen äußerst kompakten Aufbau bei extrem günstigem Preis.

Entgegen den meisten anderen Herstellern verwendet FSE-Elektronik bei diesen Stationen keine Laufwerke von NEC sondern von Teac. Äußerlich gleichen die 3y2-Zoll-Laufwerke denen von NEC. Der Aufbau beider Stationen ist bis auf die unterschiedlichen Abmessungen, die sich durch das 5,25-Zoll-Laufwerk ergeben, identisch. Der Hersteller paßt das Laufwerk in ein Stahlblechgehäuse ein, dessen Farbe genau der des Atari ST entspricht. In das Gehäuse integriert ist ein ausreichend dimensioniertes Netzteil, das über einen in der Rückwand befindlichen Wippschalter ein- und auszuschalten ist. Die Verbindung zum Computer bildet ein zirka 80 cm langes, abgeschirmtes Rundkabel, an dessen Ende sich ein Stecker befindet, der so stabil ist wie der des Originallaufwerks. Die Länge des Kabels ist gut gewählt. Es ist weder zu kurz, um den Anwender in der Wahl des Standortes zu behindern, noch zu lang, um in Verbindung mit anderen Geräten zu stören. Sehr angenehm ist die Stromzuführung. Ein zweiadriges Flachbandkabel mit Flachstecker wird auf der Rückseite der Station in einer Buchse eingesteckt. Dabei behindert Sie kein dickes und starres, womöglich noch an der Station befestigtes Kabel.

FSE-Elektronik bietet ein ausgereiftes Laufwerks-Sortiment
# Steckbrief

Produktname: 3 1/2-, 5 1/4-Zoll-Stationen

Preis: 298 Mark (3 1/2 Zoll) 369/389 Mark (5 1/4 Zoll)

Hersteller: FSE-Elektronik

Stärken:
geringe Abmessungen ■ gleiche Farbe wie Atari ST ■ präzise Positionierung ■ abnehmbares Netzkabel ■ sehr günstiger Preis

Schwächen:
Schreib-/Lesegeräusche vernehmbar ■ keine Anschlußbuchsen für zweites Laufwerk ■ Spurumschalter nicht beschriftet (514 Zoll)

Nach dem Anschluß an den Computer nahmen beide Stationen sofort ihren Dienst auf. Dabei ließ sich schon ein Unterschied zwischen dem 3/4-Zoll-NEC und Teac-Laufwerk feststellen, denn bei dem Teac-Laufwerk macht sich der Diskettenzugriff recht deutlich durch Schrittgeräusche bemerkbar, was den NEC-Laufwerken nicht anzumerken ist. Das 5 1/4-Zoll-Laufwerk vom Typ FD 55 FV begleitet seine Arbeit mit den bekannten Head-Load-Geräuschen, wie es anders auch nicht sein könnte. Das 3 1/2-Zoll-Laufwerk arbeitete durchweg zufriedenstellend ohne eine Fehlfunktion. Die exakte, von den 5 1/4-Zoll-Laufwerken her bekannte Positionierung des Schreib-/Lesekopfes scheint man auch auf diese Laufwerke übertragen zu haben. Haben die Original-Atari-Laufwerke manchmal Schwierigkeiten, die von NEC-Laufwerken beschriebenen Disketten einwandfrei zu lesen, so traten zumindest während unserer Testphase keine Probleme auf. Die 5 1/4-Zoll-Station besitzt zusätzlich einen an der Frontplatte angebrachten Schalter, mit dem sich das Laufwerk auf einen 40/80-Spur-Be-trieb schalten läßt. Leider versäumten es die Hersteller zumindest bei unserem Testgerät, die der Schalterstellung entsprechende Spurzahl auf der Frontblende zu vermerken. Ansonsten zeigt die Station keine Schwächen im Betrieb und liest auch MS-DOS-Disketten einwandfrei.

Auch nach dem Anschluß an ein Original-Atari-Laufwerk vom Typ SF 354 arbeiten beide Laufwerke zuverlässig. Man vermißt allerdings eine zweite freie Buchse zum Anschluß eines weiteren Diskettenlaufwerkes an der Rückwand der einzelnen Stationen. Zu diesem Zweck bietet der Hersteller einen V-Stecker zum Preis von 59 Mark an, der direkt an den Diskettenanschluß des ST anzustecken ist. Mit Hilfe dieses Adapters lassen sich zwei dieser Laufwerke verbinden. Daß der Motor des Atari-Laufwerkes auch beim Ansprechen der Zusatzstation anläuft, kann man verschmerzen, auch wenn es manchmal zu Verwirrung führt. Denn der Lärm des Originallaufwerkes übertönt die minimalen Geräusche der Zusatzstation, so daß nicht selten der Verdacht aufkommt, die zu sichernden Daten liegen auf dem Atari-Laufwerk. Die 5 1/4-Zoll-Station erhalten Sie wahlweise mit oder ohne Umschalter von 40 auf 80 Spuren.

Zum Preis von 298 Mark für die anschlußfertige B^-Zoll-Zusatzstation und 369 Mark oder 389 Mark für das 5%-Zoll-Subsystem erhalten Sie zwei Laufwerke für Ihren Atari ST, bei denen Preis und Leistung nicht besser sein könnten.

Obwohl die FSE-Substationen schon sehr geringe Abmessungen aufweisen, werden sie in puncto Größe bei weitem von den Zusatzlaufwerken der Padercomp FDSerie unterboten. Dies ist besonders auf zwei Eigenheiten zurückzuführen. Zum einen kommen hier NEC-Lauf-werke der neuesten Generation zum Einsatz und zum anderen haben die Entwickler das Netzteil nicht in das Gehäuse integriert.

Das Modell FD1 präsentiert sich in einem grauen, dem Atari angepaßten Metallgehäuse. Durch die geringen Abmessungen von 130 x 26 x 106 Millimeter ist es nur geringfügig größer als das eigentliche Laufwerk. An der Rückseite des Gehäuses befindet sich eine zweipolige Buchse, um den Stecker der Stromversorgung aufzunehmen sowie das Zuleitungskabel zum Computer. Das Verbindungskabel besitzt eine Länge von zirka 70 Zentimeter. Beim Anschluß der Station an einen 260/520/ 1040 ST ist dies vollkommen ausreichend und läßt dem Anwender noch genügend Spielraum in der Wahl des Standortes. Anders sieht es jedoch zusammen mit den Mega STs aus. Besitzen Sie neben dem Computer eine Festplatte, so stellt sich die Frage, an welcher Stelle das Laufwerk seinen Platz finden soll. Da das Gerät so klein gehalten ist, sollte es nicht direkt hinter der Tastatur stehen, da das Einlegen einer Diskette so schnell akrobatische Übungen erfordert. Eine andere Positionierung der Zusatzstation jedoch bereitet einige Probleme. Das Kabel selbst ist gut abgeschirmt und hält Störungen von dem Übertragungsweg Laufwerk-Computer fern.

Etwas aus dem Rahmen fällt die schwarze Frontblende in Verbindung mit dem grauen Gehäuse. Allerdings liefert NEC im Augenblick den Typ 1037A nur in Schwarz, was sich laut Hersteller jedoch in nächster Zeit ändern soll. Wie schon erwähnt, befindet sich das Netzteil zugunsten kleinster Abmessungen nicht innerhalb des Gehäuses. Die Spannungszuführung erfolgt mit einem Steckernetzteil, das speziell für dieses Laufwerk entwickelt wurde. Das Zuleitungskabel vom Netzteil zum Laufwerk ist für alle Zwecke ausreichend lang und erlaubt den Anschluß der Zusatzstation auch an weiter entfernten Steckdosen. Die gesamte Station hat eine äußerst geringe Stromaufnahme von maximal 1,5 Watt bei einer Spannung von +5 Volt. Diese Werte gestatten sogar den Betrieb der Station mit einem Akkumulator oder einer kleinen 9-VöIt-Batterie. Engagierte Elektroniker können sich so mittels einfacher Zusatzschaltungen eine mobile Diskettenstation schaffen. Von dieser Seite her betrachtet bietet der externe Anschluß des Netzteils Vorteile. Sicherlich ist er jedoch auch hinderlich, wenn Sie zum Beispiel an die schon reichlich vorhandenen Netzteile bei den ST-Modellen 260/520 denken.

Der Anschluß an den Computer ist schnell vollzogen. Dazu stecken Sie lediglich das Anschlußkabel des Zusatzgerätes in den Laufwerksanschluß des ST und führen die Spannungsversorgung an das Laufwerk heran. Mit dem an der Rückseite befindlichen Schalter, dessen Positionen beschriftet sind, schalten Sie die Station ein oder aus. Leider verfügt auch dieses Zusatzlaufwerk über keine weitere Buchse zum Anschluß eines zweiten Laufwerks. Daher ist das FL-1 seitens des Herstellers auch nur zum Einsatz als Zweitlaufwerk und Anschluß an ein bereits vorhandenes gedacht. Wollen Sie diese Substation als erstes Laufwerk an den ST anschließen, so bleibt Ihnen nur die Wahl zwischen einer Eigenlösung oder dem Erwerb des oben beschriebenen V-Steckers für den Laufwerksanschluß des Atari ST.

Doch trotz dieser kleinen Nachteile ist die Station FL-1 durchaus zu empfehlen. Dem Nachteil des externen Netzteils stehen extrem kleine Abmessungen, günstige Verbrauchswerte und geringe Geräuschentwicklung gegenüber. Der Preis von 348 Mark für das anschlußfertige Laufwerk inklusive Netzteil ist niedrig. Wer ein Laufwerk mit kleinen Abmessungen sucht und vom Diskettenzugriff so wenig wie möglich bemerken möchte, der sollte sich für dieses Laufwerk entscheiden.

Die Padercomp FL-1 findet auch in der kleinsten Ecke Platz
# Steckbrief

Produktname: FL-1/2

Preis: 348/598 Mark

Hersteller: Padercomp

Stärken:
geringe Abmessungen ■ günstiger Preis ■ sehr leise ■ niedriger Verbrauch ■ langes Netzanschlußkabel

Schwächen:
Spannungsversorgung durch externes Netzteil

Ebenso wie die schon vorgestellten Substationen bieten die Laufwerke von »Elektronik Zubehör« ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis. Äußerlich sind diese Zusatzlaufwerke denen von Padercomp recht ähnlich, da auch sie mit einem Laufwerk des Typs NEC 1037A ausgestattet sind. Generell scheint momentan die Tendenz hin zu immer flacheren Diskettenlaufwerken mit geringen Abmessungen zu gehen.

Die AGS3711 ist eine Zusatzstation im Grau des Atari-Gehäuses. Leider fällt auch hier die schwarze Frontblende des Laufwerkes unangenehm auf, was sich bis zur Auslieferung der grauen Frontblenden seitens NEC auch nicht ändern wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen Laufwerken ist hier ein recht langes Verbindungskabel zum Computer an der Station angebracht. Dadurch ist der Anwender äußerst flexibel in der Wahl des Standortes. Das Kabel ist ausreichend gegen Zug gesichert und kann nur unter Anwendung von Gewalt aus dem Gehäuse reißen. Dafür sorgt eine eingeschraubte Entlastungs-Tülle. Allerdings steht diese zirka 7 Zentimeter hinten am Gehäuse ab, was störend ist, wenn Sie das Laufwerk zum Beispiel an der Wand aufstellen möchten. Die externe Spannungszuführung erfolgt über ein Steckernetzteil. Auch hier weichen die Entwickler von den herkömmlichen Anschlußarten ab und spendieren dem Netzteil eine Anschlußbuchse. Daher ist das Kabel für die Spannungsversorgung fest mit der Station verbunden. Dies ist von Vorteil, da der Verbindungsstecker nicht mehr aus dem Gehäuse rutschen kann, wenn Sie es bewegen. Solche Aktionen führen nämlich nicht nur zur Unterbrechung eines Speichervorgangs, sondern zum Verlust aller Daten auf der Diskette. Am Steckernetzteil befindet sich zur Aufnahme des von der Station kommenden Kabels eine entsprechende Buchse.

Auch bei dieser Station ist es ratsam, sie nicht direkt auf den Arbeitstisch zu stellen. Durch die geringe Bauhöhe lassen sich die Disketten in einem solchen Fall nur schwer einlegen. Programme, die ein häufiges Wechseln der Disketten erfordern, bereiten dem Anwender keinen Spaß mehr. Die beiden langen Kabel erleichtern die Wahl des am besten geeigneten Standortes.

Der Anschluß an den Atari ST ist denkbar einfach. Nach Zuführen der Spannungsversorgung stecken Sie das Verbindungskabel in den Laufwerksanschluß des Computers ein. Leider fehlt dieser Zusatzstation ein Ein-/Aus-Schalter, weshalb das Laufwerk immer, sofern es sich am Netz befindet, mit Spannung versorgt wird. Auf Dauer führt das zu einer merklichen Steigerung der Stromrechnung. Selbst bei der sehr geringen Stromaufnahme, die ebenso wie bei der vorher beschriebenen Station die Versorgung per Akkumulator zuläßt, summiert sich der Verbrauch. Hier hätte man auf einen Schalter nicht verzichten sollen. Sobald der Computer eingeschaltet ist, nimmt die AGS3711 ohne Schwierigkeiten und äußerst leise den Betrieb auf. An allen ST-Modellen einschließlich der Mega STs arbeitet die Substation zufriedenstellend.

Wie die meisten Zusatzlaufwerke für den ST in dieser Preisklasse besitzt jedoch auch diese Station keine zweite Buchse für den Anschluß eines zusätzlichen Laufwerkes. Hier bleibt nur die Anfertigung eines zweiten Kabels, um dieses parallel zum ersten anzuschließen oder der Erwerb des schon erwähnten V-Steckers für den Laufwerksanschluß des Computers.

Für 318 Mark erhalten Sie ebenso wie bei den beiden arideren Laufwerken ein präzise arbeitendes Zusatzlaufwerk für Ihren ST. Hervorzuheben ist besonders die gute Zugentlastung der Kabel sowie deren Länge. Nachteilig wirkt sich eventuell je nach Standort die lange Tülle an jedem Kabel aus und der fehlende Ausschalter. Dennoch können wir Ihnen auch diese Station empfehlen. Ebenfalls sehr interessant sind die Stationen von Hard & Soft. Auch hier kommen die neuen Slim-Line-Laufwerke des Typs NEC 1037A zum Einsatz, wodurch sich eine schmale Silhouette ergibt. Um das Gehäuse klein zu halten, befindet sich das Netzteil außerhalb des Gehäuses. Besonders hervorzuheben gegenüber den zahlreichen Mitbewerbern ist jedoch der äußerst geringe Preis von nur 279 Mark für das anschlußfertige Gerät inklusive Netzteil. Die 3 1/2-Zoll-Doppelstation ist für 549 Mark zu haben. Hard & Soft stellen jedoch neben den Laufwerken selbst jegliche Anschlußkabel für die Verbindung externer Laufwerke mit dem Atari ST her. So können Sie hier sämtliche Kabelkonfigurationen bestellen, die Sie benötigen. Jede beliebige Laufwerkskombination wie ein 3,5-Zoll-Laufwerk mit einem 5 1/4-Zoll-, zwei 5 1/4-Zoll-Laufwerke zusätzlich zu einem 3,5-Zoll-Laufwerk oder weitere Kombinationen. Die jeweiligen Preise sind beim Hersteller zu erfragen.

Insgesamt stellten wir Ihnen hier drei Laufwerke der untersten Preisklasse vor, die als anschlußfertige Stationen einen Eigenbau mit Erwerb aller Einzelteile unrentabel machen. Stationen, die mehr Komfort bieten, erhalten Sie ab zirka 370 Mark (Vergleiche ziehen Sie bitte aus der Marktübersicht auf Seite 118). (Bernhard Reimann)

Anbieter : FSE-Elektronik, Weberstraße 28, 6750 Kaiserslautern

Anbieter: Padercomp, Erzbergerstraße 27, 4790 Paderborn,

Anbieter: Elektronik Zubehör, Werwolf 54,5650 Solingen 1,

Hard & Soft, Nordstraße 38, 4620 Castrop Rauxel

Die Laufwerke von »Elektronik Zubehör« sind extrem klein gehalten
# Steckbrief

Produktname: AGS3711

Preis: 318 Mark

Hersteller: Elektronik Zubehör

Stärken:
lange Zuleitungskabel ■ gute Zugentlastung der Kabel ■ geringe Abmessungen ■ sehr leise ■ geringer Verbrauch

Schwächen:
kein Ausschalter ■ lange Anschlußtüllen ■ externes Netzteil


Bernhard Reimann
Aus: ST-Magazin 04 / 1988, Seite 120

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