Für jedes Problem ein Accessory! Von der Anzahl der verfügbaren Hilfsprogramme mag diese Aussage zwar zutreffen; allerdings darf kein Mensch, der mit GEM arbeitet, mehr als sechs Probleme haben. Höchstens sechs Accessories und keines mehr lassen sich in der Menüleiste des Desktops unterbringen. Bei der Auswahl dieser sechs Accessories fangen die Probleme schon an: Wie sieht die ideale Kombination der hilfreichen Geister im Desktop aus? Kann man alles mit allem kombinieren, so daß immer noch etwas Hilfreiches herauskommt, oder gibt es mittlerweile die Allroundkombination, die sich in jeder Situation als nützlich erweist?
Die Antwort wirkt nicht besonders ermutigend: Es gibt keine Idealkombination.
So unterschiedlich die Bedürfnisse sind, so individuell muß jeder einzelne Accessories ausprobieren, bis er die richtige Zusammenstellung gefunden hat. Mit der Tragfähigkeit so einer Kombination ist es dann wie bei einem modernen Auto: Für sich genommen bleibt jedes Einzelteil ein Zubehör, erst die richtige Kombination ergibt eine selbsttragende Konstruktion.
Diese Kombination wird nicht nur von den Bedürfnissen, sondern auch von den persönlichen Verhältnissen bestimmt. Der eine glaubt sich nur das Beste leisten zu müssen und gibt Hunderte von Mark für kommerzielle Accessories aus, der andere weiß, daß er die größte Auswahl kostenlos im Public Domain-Bereich findet und handelt auch danach.
Trotz der scheinbaren Orientierungslosigkeit gibt es Prioritäten, die das Arrangement des Desktops bestimmen sollten.
Die höchste Priorität haben dabei Accessories, die nicht anwendungsbezogen sind. Sie stellen tatsächlich Erweiterungen der Systemfunktionen dar und erweisen sich vom Einschalten des Computers bis hin zu verstiegenen Anwendungen als durchgehend nutzbringend.
Aus unseren Top-Ten gehört sowohl das Setmaus-Accessory wie auch die NET-RAM-Disk in diese Gruppe.
Die progressive Maussteuerung »Setmaus« bringt eine erhebliche Verbesserung des Bedienungskomforts. Sie ergänzt eine Funktion, an die bei der Entwicklung des STs wahrscheinlich nicht gedacht worden ist. Sie erlaubt es sowohl die lineare Geschwindigkeit als auch eine überproportionale Beschleunigung des Mauszeigers stufenlos einzustellen. Setmaus hat praktisch in jeder Zusammenstellung seine Berechtigung. Setmaus sollte in jedem Desktop vertreten sein.
RAM-Floppies sind wohl die einzigen Accessories, die ohne Einschränkung in jedes Desktop gehören. Durch seinen großen Speicher ist der ST prädestiniert, die ultraschnelle Datenablage problemlos unterzubringen. Solange Festplatten in der ST-Welt noch nicht selbstverständlich sind, bieten RAM-Floppies die preiswerteste und beste Alternative zu den noch teuren Speichermedien.
Die verschiedenen RAM-Floppies unterscheiden sich durch den Grad ihrer Perfektion. Zeitgemäße »Pseudo-Floppies«, wie die NET-RAM-Disk, sind resetfest und in ihrer Größe ohne Datenverlust veränderbar. Ältere Varianten haben keine dieser Eigenschaften.
Ein weiteres Accessory, das in jedem Desktop seine Berechtigung hat, ist ein sogenannter Bildschirmschoner. Diese kurzen Programme haben ausschließlich die Aufgabe, den Kathodenstrahl der Bildröhre ab- und somit das Bild schwarz zu schalten, sobald über eine definierte Zeitspanne keine Aktion des Anwenders registriert wurde. Bei Arbeitspausen wird so vermieden, daß sich das Bild in die Mattscheibe einbrennt. Ein Tastendruck schaltet das Bild wieder ein. Bildschirmschoner sind fast immer Public Domain-Software. Ihr regelmäßiger Einsatz wirkt sich langfristig positiv auf die Lebensdauer der Bildröhre aus. Besonders für Anwendungen, in denen der Monitor täglich viele Stunden in Betrieb ist, erweist sich ein Bildschirmschoner als sinnvoll.
Den »universellen« Accessories folgen anwendungsbezogene Varianten. Sie ergänzen im Desktop die »universellen« Accessories.
Die Einsatzgebiete dieser Accessories teilen sich auf System-, Grafik- und büromäßige Anwendungen auf.
ST-Anwendern, die überwiegend systembezogen arbeiten, wie zum Beispiel Programmierer, sei besonders das Extender-Accessory sowie das schnelle Formatierungsprogramm Fast-Format empfohlen. Extender bringt in nur 50 KByte Programmlänge elf einzelne Accessories unter. Dazu gehören zum
Beispiel ein Disk- und RAM-Monitor, eine Speicheranzeige, das Kontrollfeld, eine Zeitlupenfunktion und eine ASCII-Tabelle. Systemfunktionen stehen bei Extender im Vordergrund. Modula II-Programmmierer können den Funktionsumfang von Extender sogar durch eigene Routinen erweitern.
Das Fast-Format-Accessory läßt sich eigentlich keiner Anwendergruppe eindeutig zuordnen, da es für jeden Anwender von Vorteil ist. Systembezogene ST-User sind aber wohl diejenigen, die am häufigsten »mal eben« eine Diskette formatieren müssen.
Grafikorientierte Anwender sollten besonders auf drei Dinge achten: Berücksichtigung eines flexiblen Druckertreibers und Integration eines Bildschirmkopierers wie »Snapshot«.
Zeichenprogramme verfügen in der Regel nur über simple Hardcopyroutinen, die den Bildschirminhalt 1:1 auf das Papier bringen. Spezielle Druckaccessories, wie zum Beispiel das Programm Multi-Hardcopy der Firma DMC aus Walluf, verbessern die Ausgabevarianten erheblich. Grafiken werden per Mausklick gespiegelt, invertiert, vergrößert, verzerrt oder in Graustufen ausgedruckt.
Ebenso ist das Extender-Accessory für Grafikanwendungen interessant, da es in seinen elf Funktionen auch ein Snapshot-Accessory enthält. Grafiken anderer Programme lassen sich so auf Diskette sichern und weiterverarbeiten. Wer an den weiteren Funktionen des Extenders kein Interesse hat, kommt mit einer Public Domain-Snapshot-Variante um genau 98 Mark billiger weg.
Die Qual der Wahl haben diejenigen, die mit ihrem Computer das machen, was landläufig von einem Computer erwartet wird: Texte verarbeiten, Adressen verwalten und Termine planen. Für die Arbeit mit der Textverarbeitung 1st Word Plus kommen, abgesehen von Snapshot, besonders zwei Accessories in Frage: Das Programm Keyclick der Firma AST macht die sich ständig wiederholenden Standardfloskeln auf Knopfdruck abrufbar; das Programm CAT wendet sich an die Vielschreiber. Flinke Tastaturakrobaten empfinden es oft als störend, für bestimmte Funktionen mit der Maus ein Pull-Down-Menü aktivieren zu müssen. Mit CAT lassen sich alle im Desktop integrierten Kommandos eines beliebigen GEM-Programmes auf die Tastatur legen, so daß die Maus nicht mehr benötigt wird.
Deskassist II+ , Partner ST und Sideclick sind Multi-Accessories unserer Top-Ten, die die gängigsten Schreibtischarbeiten auf den Computer übertragen.
Für diese Aufgaben ist nach unserer Erfahrung das Deskassist II + -Accessory am besten geeignet. Es hat im Vergleich zu den beiden Konkurrenten die klarste Struktur, die durchdachteste Bedienung, die praxisorientiertesten Funktionen und mit 50 KByte eine noch erträgliche Länge. Der Oldtimer Sideclick kann nicht entscheidend mehr als Deskassist II+ und ist trotzdem unzumutbare 100 KByte lang. Sideclick verfügt schließlich über keine Adressenverwaltung und kostet trotzdem das Doppelte von Deskassist II+ . Partner ST läuft zur Zeit außer Konkurrenz, da bisher keine eingedeutschte Version vorliegt. Aber auch dann bleibt zweifelhaft, ob es mit seinen teilweise ausgefallenen Funktionen Deskassist II+ überrunden kann.
Wie für die anderen Bereiche, so gilt auch hier:
Es gibt keine Idealkombination. Die richtige Wahl ist eine Frage des Ausprobierens.
Mit den beschriebenen Public Domain-Accessories können Sie deshalb schon einmal anfangen, nach der richtigen Zusammenstellung für Ihr Desktop zu suchen. Sie finden alle beschriebenen PD-Accessories auf unserer Leserdiskette.
Um Ihnen die Qual der Wahl bei der Auswahl der richtigen Accessories etwas zu erleichtern, stellen wir Ihnen in dem Artikel »Accessories im Griff« auf Seite 107 ein sehr hilfreiches Programm vor. Mit Hilfe des in GFA Basic geschriebenen Utilities können Sie auf einer Diskette so viele Accessories ablegen, wie Sie für Ihre Arbeit benötigen. Bei jedem Bootvorgang zeigt der Computer dann eine Zusammenstellung aller vorhandenen Accessories an. Mit den Cursortasten wählen Sie anschließend aus dieser Liste die augenblicklich wichtigsten Accessories aus. Die Konfiguration läßt sich so mit jedem Booten verändern. (Tarik Ahmia)