Preview: Papyrus X

Wieder einmal müssen Atari-Besitzer etwas länger auf die neue Version der Office-Sulte Papyrus warten. Um Ihnen einen Einblick in die zu erwartenden Funktionen zu geben, haben wir uns die brandneue Version X für den Macintosh einmal angesehen.

Aus 10 wird X

Seit Mac OS X scheint es in Mode gekommen zu sein, Versionsnamen in griechischen Ziffern wiederzugeben. Auch die zumindest auf dem Atari als „altehrwürdig“ zu betrachtende Office-Suite Papyrus ist von diesem „Virus“ befallen: die Version 10 heißt schlicht „X“. Aber noch einen Grund dürfte der Umstieg ins Griechische haben: Mit der Version 10 steht Papyrus erstmals auch für den Macintosh respektive Mac OS X, bereit. Lange Zeit wurde eine weitere Pflege für den Atari in Frage gestellt. Durch die Anpassung des entsprechenden Compilers für C++ geht es aber - zumindest vorerst - auch auf dem „Muttersystem“ weiter. Da hier aber laut Angaben von R.O.M. logicware nur noch Updates im zweistelligen Bereich angefordert würden, steht eine Anpassung allerdings an letzter Stelle der Prioritätenliste.

Neuerungen

Tatsächlich hat sich einiges getan seit der Version 9.x. Trotzdem ist der Programmcode nur unwesentlich angewachsen, Papyrus bleibt also ganz Atari-typisch bei seiner gewohnt schlanken Linie. Auffälligste Neuerung nach dem Start ist sicherlich das überarbeitete Interface, das komplett mit farbigen und besser erkennbaren Piktogrammen bedacht wurde. Diese wurden übrigens für alle Versionen von dem Atari-Entwickler Gunnar Gröbel gezeichnet und stehen Papyrus gut zu Kleide.

Aber auch unter der Oberfläche hat sich einiges getan. Der Textverarbeitung wurde eine neue Art der Gliederungsübersicht, die eine ständig aktualisierte Kontrolle über alle Überschritten und Kapitel des Dokuments bietet, gegönnt. Per Mausklick auf eine Kapitelüberschrift springen Sie direkt an die passende Textstelle im Dokument. Ein Präsentationsmodus erlaubt eine „Diashow“ von Papyrus-Dokumenten im Vollbild-Modus, zwischen den Seiten wird mit Tasten geblättert. Verbesserungen erfuhr auch der Import von MS-Word-Dokumenten, sodass nun auch Arbeiten aus Word für Windows XP und 2000 gelesen werden. Weiterhin werden gepunktete bzw. unterstrichene Tabulatoren, die Verwendung von Kapitälchen als Textattribut und neue Zoom-Funktionen geboten. Die Rechtschreibkorrektur wurde verbessert.

Auch die Nullersion 10 beinhaltet keine Tabellenkalkulation als eigenständiges Programm, die Funktionen stehen weiterhin in den Tabellenfunktionen der Textverarbeitung zur Verfügung. Formeln innerhalb von Tabellen sind nun mit Kommentaren zu versehen.

Die umfangreichsten Neuerungen hat aber ohne Zweifel die Datenbank „Papyrus BASE“ erfahren. Schmuckstück ist die Datenbankabfrage mit phonetischer Ähnlichkeitssuche und Umlaut-Auflösung. Wenn Sie zum Beispiel nicht mehr genau wissen, ob der Kunde „Meier“ nicht doch mit „ai“ oder gar „ay“ geschrieben wird, sucht das Programm alle Varianten selbstständig heraus, Ähnlich funktioniert dies bei Umlauten: Sie suchen den Kunden „Müller“, der sich jedoch bei Ihnen Internet-tauglich als „Mueller“ eingetragen hat. Papyrus BASE findet ihn trotzdem. Hinzu kommt, dass ab sofort auch komplexe Suchabfragen kurzerhand abgespeichert werden können.

Damit aber nicht genug: Mit neuen Befehlen können in der Report-Ausgabe von Datenbanken Zahlen nach eigenen Wünschen formatiert werden. Dies ist zum Beispiel bei der Ausgabe von Geldbeträgen sinnvoll, wenn diese immer sauber zweistellig erscheinen sollen (1,5 Euro wird so automatisch zu 1,50 Euro). Im Dialog „Erweiterte Suche“ gibt es die neue Formel-Abfrage zur Eingabe von komplizierten, eventuell mehrzeiligen Abfragen. Die Datenfeldnamen und wichtigsten Operatoren lassen sich aus Listen einfügen. So kann die Zusammenstellung einer komplizierteren Abfrage auch als schematische Abfrage beginnen und dann auf Formel-Abfrage umschalten. Das Ergebnis wird in die Formel-Abfrage übernommen.

Papyrus bietet nun endlich auch eine Favoritenliste zum schnellen Aufruf von Dokumenten. Abgerundet werden die Neuerungen mit zusätzlichen Assistenten und Vorlagen.

Erstes Fazit

Besonders Benutzer des Datenbank-Teils dürfen sich auf das neue Papyrus X treuen. Die neuen Funktionen arbeiten auf dem Macintosh rasend schnell, dank der schlanken Programmierung dürften sie auch auf dem Atari überzeugen.

www.rom-logicware.de


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 10 / 2003, Seite

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