Halbwegs moderne Schul-Programme sind rar auf dem ST und Hörprogramme noch weniger. Wir haben uns Joakim Högbergs hEARCoach angehört.
Es gibt Programme, die existieren schon eine ganze Zeit, bevor die Fachpresse von ihnen Notiz nimmt. Zugegeben, ein Test von hEARCoach war schon eine ganze Weile geplant, wurde aber immer wieder verschoben. Da hat es die Entscheidung auch nicht erleichtert, das die Schreibweise des Programmes sich nahtlos in die Reihe der berühmten Wort-Ungetüme der Atari-Geschichte neben „Omikron.“ und „faceVALUE“ ein.
Davon abgesehen ist hEARCoach eines der wenigen Lernprogramme für den Atari ST/TT/Falcon und kompatible. Mit „wenig“ sind dabei die GEM-konformen Lernprogramme gemeint, denn Programme aus diesem Bereich, die nur in der niedrigen bzw. hohen Auflösung laufen, gibt es eine Menge. Zudem gibt es ein Überangebot an Vokabeltrainern - immerhin scheint dies eines der Dinge zu sein, die ein Programmierer in seiner Karriere getan haben muß und der Autor dieses Artikels kann sich da nicht ausschließen.
Das Programm hEARCoach ist ein Musiklernprogramm und ist sauber ins GEM eingebunden. Der Inhalt des Archivs wird in ein beliebiges Verzeichnis entpackt und das Programm steht anschließend bereit. Sinn und Zweck des Programms ist das Trainieren des Gehörs anhand verschiedener Übungen.
Das Programm benötigt entweder den ST-Soundchip oder ein MIDI-Gerät. Eine Ausgabe über DMA ist nicht vorgesehen, war aber geplant.
In den Einstellungen zu den Intervallen läßt sich festlegen, welche Intervalle gespielt werden. Bei der Ausgabe über den Soundchip kann hEARCoach die hohe und tiefe Note nur nacheinander ausgeben, wird die MIDI-Ausgabe genutzt, steht auch das simultane Spielen zur Verfügung. Das dazugehörige Popup hält sich leider nicht an die GEM-Konventionen. Um es noch schwieriger zu machen, kann das Programm auch zwischen den drei Einstellungsmöglichkeiten zufällig auswählen.
Das Ausgabegerät wird in den allgemeinen Voreinstellungen gesetzt. MIDI sollte nur dann gewählt werden, wenn auch wirklich ein MIDI-Gerät angeschlossen ist, da hEARCoach sonst abstürzen könnte.
Für Intervalle und Chords wird die niedrigste und höchste Note eingestellt, sowie deren Längen in Sekunden.
Eine sehr interessante Option ist Möglichkeit, die Antwort über das MIDI-Keyboard zu geben. Damit wird das Programm nicht nur zu einem Hör-, sondern auch zu einem Keyboardtrainer.
Der Trainer ist in einem kleinen GEM-Fenster untergebracht. Nach einem Klick auf "Next" spielt hEARCoach das Intervall. Anschließend identifiziert der Benutzer es entweder mit der Maus oder über das MIDI-Keyboard. Da auch ein gutes Gehör sich einmal verhören kann, gibt es einen Button um das Intervall zu wiederholen. Völlig verzweifelte Naturen klicken auf "Show" und lassen sich die Lösung anzeigen. Die bittere Wahrheit serviert schließlich die Statistik-Funktion.
Der Chord-Trainer läuft genauso ab, eine Statistik gibt es aber nicht. Auch dieser Trainer spielt zuerst etwas vor, was anschließend identifiziert werden muß. Die Auswahl erfolgt aus einer Auswahlliste.
Die Klangqualität ist auf dem ST-Soundchip sehr mager. Die Anleitung weist auch darauf hin, das hEARCoach hauptsächlich für MIDI-Geräte entwickelt wurde und die Soundchip-Ausgabe nur eine Art Notlösung darstellt.
Alle Dialoge unterstützen Iconify und behindern nicht das Multitasking. Über das Oberflächendesign läßt sich sicherlich streiten, denn es ist weder durchgängig noch besonders schön. Das Programm ist komplett in englischer Sprache und kommt mit zwei RSC-Dateien, die sich lediglich durch ein Farbicon unterscheiden.
Positiv ist die Unterstützung von BubbleGEM.
Das Programm kann sicher nicht mit den kommerziellen Hörtrainern konkurrieren, die heute nicht mehr erhältlich sind. Dafür ist das Programm preiswert (3 US-$) und auf fast jedem System einsetzbar. Besonders praktisch ist die Einbindung des MIDI-Keyboards.