Viele Atari-Besitzer haben neben ihrem Arbeitsrechner noch eine Spielkonsole stehen. Neu auf diesem Markt ist die X-Box von Microsoft. Wir haben die Gelegenheit ergriffen, uns dieses Wunderwerk einmal näher anzusehen.
Am 14.März 2002 war es soweit. In einer Berliner Edel-Disco in der Mitte Berlins zelebrierte Microsoft mit viel Aufwand und Prominenz die Einführung der Spielekonsole X-Box in Europa. Nicht weit davon entfernt übrigens, am Potsdamer Platz, hat einer der direkten Konkurrenten seinen Firmensitz: die Firma Sony.
Man mag als Atari-Besitzer über Microsoft denken was man will. Vieles davon hat wohl auch mit einer mehr oder weniger gesunder Paranoia zu tun. Fest steht, Microsoft will im Markt der Spielekonsolen mitmischen und es gibt nicht wenige Atari-Anwender, die auch eine dieser Wunderkisten, ob nun PS2, X-Box oder bald den GameCube, ihr eigen nennen wollen.
Die X-Box wird in Ungarn gefertigt und zusammen mit einem Controller, Composite- und Audiokabel geliefert. Ein Spiel oder eine Demo-DVD liegt dem System nicht bei. Der Preis wird von Microsoft mit recht happigen EUR 479.- angegeben. Doch gleich zum Start bieten viele große Händler die X-Box schon für knapp unter EUR 400.- an. Teilweise wurden sogar Preise bei EUR 299.- gesichtet.
Im Inneren schlägt ein Zwitter aus Pentium-III- und Celeron-CPU, ein spezieller Customchip vom Grafikspezialisten nVidia sorgt dank GeForce4 TI Architektur für hohe Grafik-Performance und den entsprechenden Sound, wobei sogar Dolby Digital 5.1 in Echtzeit berechnet werden kann. Außerdem verfügt die X-Box als einzige Spielekonsole über eine integrierte Festplatte mit 8 GBytes Kapazität für Spielstände, eingespielte Musik und selbsterstellte Levels. Als Bonbon verfügt sie über eine Ethernet-Schnittstelle, um bei künftigen Online-Spielen über DSL mitreden zu können.
Gut zwei Wochen vor Erscheinen der X-Box in Europa hatten wir die Gelegenheit, das neue Gerät mit sieben Titeln ausführlich testen zu können. Selbst die beste Hardware ist bekanntlich nichts ohne die Programme bzw. in diesem Fall die Spiele, die auf Ihr laufen sollen. So waren wir durchaus gespannt, welche nicht nur Spaß machen, sondern auch grafisch den bisherigen Konsolen das Wasser abgraben können. Immerhin kostet ein Spiel gut 70.- Euro, und da muss ein Kauf wohlüberlegt sein. Nachfolgend ein kurzer Überblick mit jeweiligem Fazit.
Amped ist ein neuer Snowboard-Titel, den Microsoft im Programm hat. Er ist weniger eine direkte Konkurrenz zum actionlastigen SSX-Tricky, sondern hegt den Anspruch auf eine etwas realistischere Simulation. Dies schlägt sich auch in der Steuerung nieder, die wesentlich feinfühliger als bei SSX, dafür aber auch schwerer ist. Amped hat seinem Mitstreiter auf jeden Fall eine beeindruckende Vielzahl an verschiedenen Moves voraus. Zusammen mit namhaften Spielern und tollen Strecken ein spannender Titel für Fans dieses Genres. Bis zu vier Spieler können über Splitscreen mitmachen. Die Musik ist mitreißend, die Grafik allerdings nur leicht über dem Durchschnitt. Der Detailgrad ist erfreulich hoch, die Auflösung aber augenscheinlich etwas zu gering. Hier hätte man von der X-Box ein wenig mehr erwartet.
Blood Wake heißt ein weiteres Spiel aus dem Hause Microsoft. Im Gegensatz zu den üblichen 3D-Spielen spielt sich das Geschehen komplett auf dem Wasser ab. Mit bis an die Zähne bewaffneten Speed-Booten, die man im Laufe der Zeit kaufen und erweitern kann. Es gibt einen Story-Modus, in dem man sein Boot durch gefährliche Gewässer leiten muss, Extras einsammelt und feindliche Schiffe versenkt. Zudem steht ein Mehrspieler-Modus zur Verfügung. Bis zu vier Spieler können über Splitscreen so bekannte Varianten wie Deathmatch, Team-Deathmatch, Dominate und Survive spielen. Wer auf diese Art Action steht, ist mit BloodWake gut beraten. Eine tolle Grafik mit hervorragenden Wassereffekten macht das Spiel zu einem der besseren Titel für die X-Box.
Schon auf der betagten Ur-Playstation sorgte Dead or Alive für Furore. Nach DoA2 auf der PS2 feiert der dritte Teil mit DoA 3 nun sein Debüt auf der X-Box. Ganze 16 Kämpferinnen und 15 Arenen stehen bereit. Jeder Spieler hat dabei seinen eigenen Kampfstil. Neben einem Story-Board gibt es auch noch das Spiel gegen die Zeit, einen Überlebens-, Partner- und Cegnermodus. Die Grafik gehört mit zum Feinsten, was die Konsolenwelt derzeit zu bieten hat. Die Arenen sind sehr detailliert und farbenfroh, die Polygonzahl sehr hoch. Die Spielfiguren sind ebenfalls sehr gut aufgelöst und animiert, was so manchem Elternteil besonders bei den weiblichen Kämpferinnen auffallen dürfte...
DoA 3 ist einer der Titel, die beim Kauf einer X-Box unbedingt dazugehören sollten.
Fuzion Frenzy ist ein Spiel der ganz besonderen Art. Eigentlich sind es sogar 45 Spiele! Bis zu vier Gegner können hier in Minispielen gegeneinander antreten. Leider bringen nicht wirklich alle Spaß. Von eher langweilig bis hin zu genial einfach ist alles zu finden. Letztlich bleiben vielleicht 10 wirklich gute Matches übrig, die dann aber für einen kurzweiligen Abend sorgen können. Die Musik ist gut und die Grafik hervorragend. Wer diverse Tron- und �"Fangmich"-Varianten mag, ist hier bestens bedient.
Der Launch-Titel schlechthin, und dessen Produzenten wohl von Mac-Usern gleichzeitig am meisten gehasst: Halo von den Bungie Studios. Halo wurde damals von Steve Jobs als das ultimative Action-Adventure gepriesen und für den Macintosh angekündigt. Dann kam Microsoft, kaufte die Bungie-Studios auf und machte Halo zum Exklusiv-Titel für die X-Box. Mit einer PC-Version ist nicht vor Ende des Jahres zu rechnen und von der Mac-Variante wollen wir lieber gar nicht erst reden. Aber Steve Jobs hatte recht: Es ist das zur Zeit ultimative 3D-Action-Adventure auf dem Markt. Ein packender und mitreißender Story-Modus, eine fantastische 3D-Grafik, ein tolles physikalisches Modell für Realismus, eine interaktive Umgebung und eine tolle Gegner-KI machen Halo zum derzeitig stärksten Verkaufsargument der X-Box. Bewundernswert sind auch die fantastischen Licht- und Spiegeleffekte auf Waffen, Wagen und an Wänden. Nebenbei wird noch ein umfangreicher und genialer Mehrspieler- und Teammodus geboten. In Halo können sogar mehrere X-Boxen miteinander vernetzt werden.
Ein Tipp: Spielen Sie am Anfang nur leicht Spielmodi, die anderen drei Schwierigkeitsgrade sind kaum zu schaffen!
Oddworld - Munch Oddysse sollte ursprünglich auf der Playstation 2 erscheinen, wurde dann aber wegen dessen angeblich mangelnder Hardwareleistung auf der X-Box weiterentwickelt. In diesem ziemlich abgedrehten 3D-Spiel sind Sie Munch und Abe und müssen Oddworld von der Knechtschaft der Vykkers befreien. Die Story ist dermaßen abgedreht, dass Sie unmöglich zu erzählen ist. Wer auf Spiele wie Rayman oder Jak and Daxter steht, findet hier einen würdigen Vertreter dieses Genres. Die Grafik ist fantastisch, das Gameplay manchmal etwas gewöhnungsbedürftig. Zwar ist Much Oddysse kein "Must-Have-Titel" auf der X-Box, auf jeden Fall aber einen Blick wert und eines der derzeitigen Favoriten der Redaktion.
Zuguterletzt bleibt natürlich noch das Rennspiel, in diesem Fall RalliSport Challenge. Auf vielen verschiedenen Strecken und den drei Streckentypen Bergfahrt, Gelände-Rallye und Eis-Rennen müssen Sie als Fahrer ihr Können unter Beweis stellen. Neue Wagen muss man sich erspielen, Strecken freischalten. Eine tolle Grafik, Partikeleffekte und Schadensmodell machen diesen Racer zu einer weiteren Perle der X-Box-Titel. Zwar wirken Kleinigkeiten wie Felgen nicht so detailliert wie bei GT3 auf der PS2, dafür ist die Landschaft aber wesentlich ausgeprägter. Sehr schön auch die BumpMapping-Effekte auf den Straßen.
Fazit: Nicht nur für Fans ein lohnenswertes Spiel.
Zuviele systemfremde Berichte? Oder sollen wir weiterhin hin und wieder eine neue Konsole vorstellen, da auf der Atari ja kein typischer Spielecomputer mehr ist? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, wir freuen uns auf Ihre Mails.