Die Suche nach Dateien kann ziemlich viel Zeit kosten, wenn sich der Anwender durch Verzeichnisse wühlen muss. Zum Glück gibt es Suchwerkzeuge. Find It ist ein neuer Anwärter auf den Thron des besten Programms dieser Kategorie.
Wer kennt das nicht? Da wird ein Programm, ein Brief oder eine bestimmte Grafik gesucht. Irgendwo auf der Festplatte muss das Objekt der Begierde doch herumschwirren - nur wo? Wenn Sie sich jetzt aufmachen, Ordner um Ordner aufzumachen, dann steht Ihnen kein sehr spaßiger Arbeitstag am Atari bevor. Wie gut, dass es Suchwerkzeuge gibt, die dem Anwender bei der Dateisuche hilfreich unter die Arme greifen.
Wie jedes gute Betriebssystem liefert z.B. MagiC gleich eine eigene Suchroutine mit. Was vom Anwender meist nur als integraler Bestandteil des Betriebssystems wahrgenommen wird, ist streng genommen ein eigenständiges Programm, das vom Desktop aus aufgerufen wird. „MGSEARCH“ findet sich im GEMDESK-Ordner und kann auch von externen Programmen heraus genutzt werden - schließlich tut auch ein moderner Desktop wie jinnee nichts anderes.
Obwohl das ASH-Standardprogramm die wichtigsten Funktionen zum Suchen von Dateien bietet, wünschen sich viele Anwender doch etwas mehr Flexibilität von ihrem Suchwerkzeug. Tatsächlich gibt es auf dem Free- und Sharewaremarkt einige Alternativen. Suji [1] kann einige Anwender auf sich vereinen und im Gegensatz zu MGSEARCH auch innerhalb von Dateien suchen. Aus Frankreich kommt eine weitere Alternative, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.
Find It ist von dem französischen Entwickler Eric Reboux entwickelt worden, von dem auch das Xgem-Interface [2] stammt. Ein mittelfristiges Ziel seiner Entwicklungen ist ein komplett neuer Desktop für Atari-Systeme. „Direct“ soll auf Xgem zurückgreifen, und auch Find It soll als integraler Teil agieren.
Wie von Eric gewohnt, wird das Suchwerkzeug mittels eines eigenen Installationsprogramms eingerichtet. Dieses ist zwar optisch gelungen und führt den Anwender Schritt für Schritt durch die Installation, ist aber dem Atari-Standard-Installer GEMSetup unterlegen. Etwas ärgerlich ist z.B., dass die Installation modale Dialoge benutzt und dadurch auch unter Multitaskingsystemen andere Programme lahmlegt. GEMSetup agiert dagegen in einem eigenen GEM-Fenster.
Leider wird Find It mit keinem eigenen Online-Guide ausgeliefert. Da das Programm recht komplexe Funktionen bietet, sollte hier schnellstens nachgearbeitet werden. Als kleiner Ausgleich bietet Find It jedoch eine Sprechblasen-Hilfe an. Allerdings umgeht Reboux auch hier bestehende Standards und setzt nicht etwa auf BubbleGEM, sondern auf eigene Routinen. Warum muss in der Atari-Welt aber jedes Rad mindestens zweimal erfunden werden? Eine konsequente Nutzung von Standards hilft sicher jedem Anwender.
Find It sollte auf jedem Atari seinen Dienst versehen, der mindestens 640 x 480 Bildpunkte in 16 Farben darstellen kann. Die elegante Benutzeroberfläche kommt aber erst in Auflösungen ab 256 Farben richtig zur Geltung.
Bei der Installation hat der Anwender übrigens die Wahl zwischen der englischen und französischen Programmoberfläche. Eine Übersetzung von Find It in die deutsche Sprache soll so schnell wie möglich folgen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Find It zur Suche von Dateien aufzurufen. Der einfachste Weg ist sicherlich der Start als eigenständige Applikation aus dem Programmverzeichnis heraus. Es ist jedoch auch möglich, Find It als Standard-Werkzeug anzumelden. So kann Find It in das Verzeichnis „C:/GEMSYS/GEMDESK/“ kopiert werden. Hier kann es einfach in MGSEARCH. app umbenannt werden (das Originalprogramm vorher sichern!), damit in Zukunft jedes Programm, das MGSEARCH aufruft, Find It startet. Achten Sie darauf, dass Sie den Ordner „SYSTEM“ immer in dasselbe Verzeichnis wie Find It kopieren.
Wenn Sie einen modernen Desktop wie jinnee installiert haben, so können Sie Find It noch eleganter als Suchwerkzeug voranmelden. Rufen Sie unter jinnee im Menüpunkt „Sonstiges/Applikationen...“ das Voreinstellungsfenster zum Anmelden von Applikationen auf. Suchen Sie den Eintrag „MGSEARCH. app“ (oder den Eintrag des alternativ eingestellten Suchwerkzeugs), klicken Sie ihn an und wählen Sie den Knopf „Ändern“. In der sich nun öffnenden Datei-Auswahlbox legen Sie den Pfad zu Find It fest, das nach seiner Auswahl auch im Listenfeld angezeigt werden sollte. Wenn Sie nun unter jinnee den Menüpunkt „Objekt/Suchen...“ aufrufen, wird statt MGSEARCH wie gewünscht Find It gestartet und steht zur Eingabe bereit.
Schon beim ersten Programmaufruf weiß Find It durch seine gelungene, aufgeräumte Optik zu überzeugen. Die Benutzeroberfläche wirkt elegant und modern und vermittelt ein metallische Äußeres. Um das Fenster überschaubarer zu halten, sind die Suchoptionen in zwei Karteikartenreiter unterteilt: „Namen und Pfade“ sowie „Charakteristiken“.
Die Festlegung von Dateifiltern, -typen und -pfaden erfolgt in Find It komplett mit der Maus, der Anwender muss also nicht kryptische Masken oder ähnliches mühsam eingeben. Einige wichtige Dateitypen stehen schon bereit und brauchen nur noch angeklickt bzw. deaktiviert werden. Natürlich kann die Liste der zu suchenden Dateitypen vom Anwender selbst erweitert werden. Ob in Dateien, in Verzeichnissen oder in beidem gesucht werden soll, ist ebenso komfortabel über ein Aufklappmenü auswählbar. Die zur Verfügung stehenden Laufwerke bzw. Partitionen werden wiederum über eine Knopfleiste ausgewählt. Wer in bestimmten Pfaden suchen möchte, legt diese über Dateiauswahlboxen fest - komfortabler geht es eigentlich nicht mehr.
Spezifischer geht es bei der Definition der Suchcharakteristiken zu. Hier können bestimmte Erstellungsdaten getrennt nach Datum und Uhrzeit angegeben werden. Auch ungefähre Werte wie „Gestern“, „Heute“ oder „Vor einem Monat“ oder Zeiträume (Before, After, Between,...) sind hier per Aufklappmenü anwählbar.
Als weiteres Suchkriterium ist die Dateigröße festlegbar. Auch hier sind relative Werte wie „Größer als..“, „Zwischen...“ möglich. Der eigentliche Suchinhalt kann in den Dateien selbst oder in deren Header vorkommen. Abgerundet werden die Suchoptionen durch die Festlegung der Suche gemäß den verfügbaren Dateiattributen.
Wird die Suche gestartet, öffnet sich zunächst ein kleines Informationsfenster, das über den Verlauf der Aktion Auskunft gibt. Die Suchergebnisse werden in einem Listenfenster festgehalten, das die gefundenen Dateien mit ihrer Größe, ihrem Erstellungsdatum und -uhrzeit sowie ihrem Attribut darstellt. Vorbildlich ist auch hier die grafische Umsetzung: bekannte Dateitypen werden mit einem passenden Piktogramm versehen, sodass der Anwender auf den ersten Blick sieht, welche Dateien Grafikoder Sounddateien sind.
Über eine Piktogrammleiste kann der Benutzer außerdem festlegen, welche Aktion nun gestartet werden soll. So ist es z.B. möglich, die angezeigte Liste ins ASCII-, RTF- oder HTML-Format zu exportieren, um sie in externen Programmen oder gar auf Webseiten weiterzuverwenden. Alternativ kann die Liste auch über einen GDOS-Drucker (vorausgesetzt wird NVDI 5.x) ausgegeben werden. Speziell an diesen beiden Punkten zeigt sich jedoch wiederum die Problematik der eigenen Oberfläche: Find It greift hier abermals nicht auf gängige GEM-Fenster zurück, sondern erstellt zur Einstellung des Dateiexports bzw. -ausdrucks eigene, leider modale Dialogboxen. Diese setzen das Multitasking-System lahm und sollten bei aller Eleganz schnellstens aus dem Programm verschwinden.
Wer das Suchwerkzeug öfter aufrufen muss, weiß sicher ein weiteres Feature von Find It sehr zu schätzen. Auf Wunsch minimiert es sich zu einer kleinen Piktogrammleiste, die in einem GEM-Fenster untergebracht ist. Über diese kann das Programm jederzeit per Mausklick aufgerufen oder beendet werden. Außerdem stehen hier jederzeit die Voreinstellungen bereit.
Find It ist ein modernes Suchwerkzeug, das zur intensiven Arbeit geradezu aufruft. Die Bedienung ist kinderleicht, kryptische Kommandos müssen nicht erlernt werden. Die optische Umsetzung ist auf den ersten Blick sehr gelungen, die modalen, blockierenden Dialoge passen aber gar nicht in das Bild der modernen Applikationen und verlangen starke Abzüge in der B-Note. Sie sollten schnellstens durch GEM-Fenster ersetzt werden.
Find It hat sicher das Zeug, ein ähnlicher Standard auf dem Atari zu werden, wie es „Sherlock“ auf dem Macintosh ist. Wie wichtig ein komfortables Suchwerkzeug z.B. bei Apple genommen wird, zeigt sich daran, dass Sherlock mehrmals als einer der Hauptgründe zum Upgrade des hauseigenen Betriebssystems beworben wurde. Find It könnte ähnlich dem großen Vorbild aus Cupertino vielleicht vor seiner Integration in den Desktop „Direct“ noch um eine integrierte Online-Suche erweitert werden - dann wäre der Atari auch in dieser Hinsicht wieder einmal „State of the Art“.
Apropos Direct: Neben Xgem macht Find It Lust auf mehr - hoffen wir also auf ein baldiges Komplettprodukt aus Frankreich.
EUR 20.-, DEM 40.-
Eric Reboux Software, http://ers.europe-shareware.org/