TarifMaster 4: Günstiger telefonieren

Telefonieren kann der Atari noch nicht für Sie. Aber er kann Ihnen jedenfalls tatkräftig beim Sparen von Gebühren zur Seite stehen.

Günstiger telefonieren

Telefonieren war früher einmal weitaus teuer als heute. Aber Telefonieren war auch einmal einfacher. Hin und wieder wünscht man sich trotz aller Abneigung gegen den Monopolismus die Zeiten zurück, als es ausschließlich die Telekom - pardon, die Deutsche Bundespost - gab und nach dem Abnehmen des Hörers die Gehirnwindungen nur nach der Rufnummer des anderen Teilnehmers durchsucht werden mussten. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation grundlegend geändert. Das Monopol des rosa Riesen ist gefallen und verschiedene Anbieter buhlen um die Gunst der Plaudertaschen. Besonders attraktiv sind dabei die sogenannten "Call-by-Call"-Anbieter geworden. Diese kann der Telefonteilnehmer ganz einfach dadurch erreichen, indem er vor der eigentlichen Rufnummer eine zusätzliche Kennnummer eines Telefonanbieters angibt, der diesen Service anbietet. Die Vorteile liegen auf der Hand: die zum Teil weitaus günstigeren Tarife des freien Anbieters können genutzt werden, ohne dass ein Vertrag mit diesem eingegangen werden müsste oder sich gar die eigene Telefonnummer ändert.

In den vergangenen drei Jahren schossen Call-by-Call-Anbieter wie Pilze aus dem Boden, und alle unterscheiden sich nicht unerheblich in ihrem Leistungsumfang und den entstehenden Kosten. Diese sind abhängig von der gewünschten Entfernung. Als wenn dies noch nicht genug wäre, sind zu verschiedenen Tageszeiten auch noch verschieden attraktive Tarife nutzbar. Hier den Überblick zu behalten, ist alles andere als einfach. Tageszeitungen tun ihr Bestes, um den verwirrten Telefonteilnehmer auf dem Laufenden zu halten, doch nicht immer ist die Tarifübersicht zur Hand, wenn man sie braucht.

Low Cost Router

Beim Sparen helfen sogenannte "Low Cost Router", kurz LCR. Abhängig von Entfernung, Wochentag und Tageszeit wählen diese automatisch den günstigsten Anbieter aus einer vorliegenden Liste aus. LCRs gibt es auf Hard- und Softwarebasis. Auf dem Atari ist z.B. das Kommunikationsprogramm CoMa ein Beispiel, das in neueren Versionen einen LCR bereits integriert hat und so besonders beim zeitabhängigen Versenden von Faxmitteilungen einiges an Geld spart. Aber nicht jeder Anwender braucht die zum Teil aufwändigen und professionellen Funktionen eines gesamten Kommunikationsmanagers. Damit auch ohne CoMa zukünftig Kosten mit Hilfe des Ataris gespart werden können, ist mit dem TarifMaster 4 ein Programm in den Startlöchern, das sich auf die Auswahl günstiger Call-by-Call-Anbieter spezialisiert hat. Der Entwickler Achim Schumacher stellte uns eine erste Version für ein Preview bereit.

Was ist TM 4?

Der TarifMaster stellt eine reine Softwarelösung dar. Wie erwähnt sucht er aus vorhandenen Datenbanken abhängig von Entfernung, Wochentag und Uhrzeit den günstigsten Telefonanbieter heraus, der im Call-by-Call-Verfahren erreichbar ist. Bei der Entwicklung wurde auf einige Punkte besonderer Wert gelegt:

TM 4 ist seit 1998 in der Entwicklung. Eine öffentliche Version existiert wie erwähnt noch nicht, soll aber in Kürze folgen. Ist diese veröffentlicht, bittet der Entwickler ausdrücklich um konstruktive Kritik, um die Entwicklung voranzutreiben und das Interesse an der Software auszuloten.

Systemvoraussetzungen

TarifMaster ist recht bescheiden in seinen Voraussetzungen. Theoretisch lässt sich das Programm sogar auf Diskette installieren. Unterstützt werden alle TOS-Systeme, wir testeten TM 4 auf einem Atari Falcon 030 und einem Apple Power Macintosh G4. Beide Maschinen liefen jeweils unter MagiC 6.2. Als Mindestauflösung werden 640 x 400 Bildpunkte vorausgesetzt, wie dies z.B. von ST-High geboten wird. Aufgrund der recht aufwändigen Verwaltung der Datenbestände ist ein schnelleres System mit mindestens einer 68030-CPU sicher nicht schlecht.

Bei der Installation sind keine Klippen zu überwinden, das Programmarchiv kann auf einem beliebigen Platz der Festplatte entpackt werden. Nach dem ersten Start sollten höchstens die Pfade zu den Datenpaketen geprüft werden.

Voreinstellungen

Bevor richtig gespart werden kann, um den Haussegen wieder zu begradigen, sind einige Voreinstellungen notwendig. Zuerst einmal müssen Sie sich im Klaren über den Vertragsabschluss ein, den Sie mit Ihrem Stammanbieter haben. Normal ist immer noch ein T-Net-Anschluss. Besonders Computerbesitzer besitzen hier allerdings variierende Verträge. TM 4 liefert wichtige Vertragsarten als Auswahldatei mit. So finden sich Dateninformationen z.B. zu Anschlussarten wie T-ISDN, T-Net 100, AktivPlus usw. Sollten Sie hier unsicher sein, hilft zumeist ein Anruf bei der Telekom. Sollten Sie einen anderen Anbieter als die Telekom haben, bietet der Entwickler sogar an, dass er mit Ihren Daten eine neue Datei erstellt - der viel besungene Vorteil der persönlichen Atari-Welt setzt sich hier wieder einmal voll durch.

Sehr wichtig für korrekte Tarifberechnungen ist auch die Angabe der eigenen Vorwahl - immerhin ist diese der Anhaltspunkt, mit dem TM 4 arbeitet. Ergänzend dazu sind auch bis zu 12 Vorwahlen anzugeben, die zum Ortsnetz (bis 50 km Entfernung) gehören. Hier nur 12 Möglichkeiten zu geben, ist sicher etwas wenig. Allein zum Umkreis von Rendsburg (Sitz der Redaktion) gehören ca. 40 Ortsnetz-Rufnummern, bei Großstädten ist die Liste sicherlich unendlich viel länger. Vielleicht wäre es hier geschickter, notfalls mit einer externen ASCII-Datei zu arbeiten, in die der Anwender mit einem Editor seiner Wahl beliebig viele Rufnummern eintragen könnte.

Wieviele Ergebnisse bzw. Anbieter angezeigt werden, hängt nicht unwesentlich davon ab, wie lang die erwartete Gesprächsdauer ist. Plaudertaschen wie der geneigte Artikelautor - er schämt sich stellvertretend für alle anderen Telefonsüchtigen in Grund und Boden - sollten hier also recht großzügige Werte eingeben, Sparschweine und Geizhälse können sich hier von vornherein begrenzen.

Dagobert Duck

Nun geht es richtig ans Sparen, denn alle notwendigen Einstellungen sind getätigt. Wenn Sie ein einzelnes Gespräch führen möchten, wählen Sie einfach den entsprechenden Menüeintrag an oder drücken alternativ die Funktionstaste [F1]. Es öffnet sich ein Dialogfenster, das zur Eingabe der gewünschten Telefonnummer einlädt. Selbstverständlich reicht hier die Vorwahl. Nun muss noch die Zieluhrzeit (die aktuelle Zeit ist schon als Vorschlag eingetragen) angegeben werden. Handelt es sich um einen Anruf am Wochenende, muss die entsprechende Checkbox angekreuzt werden. Nach der Bestätigung vergleicht TarifMaster nun intern die Daten und meldet sich -auf schnellen Rechnern in Bruchteilen von Sekunden - mit einem Ausgabefenster wieder. Positiv fällt auf, dass nicht nur eine einzige Nummer angegeben wird, sondern detailliert aufgeführt wird, welche Anbieter abhängig von der gewünschten Gesprächsdauer am günstigsten sind. Hinzu kommt die Angabe des Tarifs, sodass der Anwender auch genau weiß, was für Kosten auf ihn zukommen. Aus der Auflistung der Kennnummern muss nun nur noch gewünschte gewählt und beim Telefonieren der eigentlichen Rufnummer vorangestellt werden. Alles in allem wirkt das Ausgabefenster also sehr aufgeräumt und intuitiv, jeder Anwender sollte auf Anhieb damit zurecht kommen.

Übersicht behalten

Sie möchten nicht bei jedem Telefonat ihren Atari starten, sondern eine stets aktuelle Tariftabelle zur Hand haben? Kein Problem, der TarifMaster kann Ihnen auch diese erstellen. Abhängig von Ihrer Ortsvorwahl werden die günstigsten Anbieter aufgeführt und in eine ASCII-Datei geschrieben. Diese kann nun weiterverarbeitet oder z.B. mit Idealist direkt an einen Drucker ausgegeben werden. Eleganter wäre natürlich eine eigene Druckroutine unter Nutzung des CDOS. Alternativ wäre auch eine Übergabe an das GEM-Clipboard denkbar, sodass der Anwender die Liste ohne Umwege übernehmen kann.

Internationale Rufnummer

TarifMaster kann aber nicht nur beim Sparen helfen, sondern dient auch zum schnellen Auffinden internationaler Landesvorwahlen. Insgesamt verwaltet das Programm in der derzeitigen Preview-Version 217 Landesvorwahlen. Das Auffinden ist denkbar einfach: in einem Dialogfenster wird der gewünschte Landesname eingeben und bestätigt, TM 4 sucht die entsprechende Vorwahl heraus. Ergänzt werden kann (oder muss?) diese Funktion eigentlich noch durch die Ausgabe eines Call-by-Call-Anbieters für Auslandsgespräche, was den Einsatzbereich von TM 4 noch erweitern würde.

Schon jetzt ist die anfangs als Gimmick geplante Funktion jedoch recht praktisch einsetzbar.

Fazit

TarifMaster 4 ist ein hilfreiches Tool, das sicher auf vielen Ataris bald im Hintergrund mitlaufen und viele Kosten sparen wird. Es ist intuitiv, flexibel und in eine ansprechende GEM-Oberfläche verpackt. Hier und da kommt es noch zu ein paar Abstürzen, was jedoch für eine reine nicht öffentliche Vorab-Version völlig normal ist.

Das Problem dürfte mittelfristig allein sein, die Datenbanken auf dem Laufenden zu halten. Wünschenswert wäre hier z.B. eine Webseite, von der die stets aktuellen Tarif-Dateien herunterladbar sind oder gar ein E-Mail-Service, der diese Datei z.B. einmal wöchentlich an eingetragene Anwender verschickt. Die Aufwandsentschädigung könnte z.B. durch eine Shareware-Gebühr ausgeglichen werden.

Atari-Anwender können sich auf ein weiteres nützliches Programm freuen.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 11 / 2001, Seite 44

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite