Meinungen & Ansichten

stc wird Open Source

Es ist geschafft: Die erste Ausgabe der ST-Computer unter der Leitung von Thomas Raukamp ist im Vertrieb, und ich muss zugeben, dass ich mit Spannung sowohl das Heft als auch die Reaktionen der Leser erwartet habe.

Kurz vor Abgabe des Heftes an die Druckerei erhielt ich von Thomas eine E-Mail mit dem Titel »Du wirst mich umbringen ;-)« - und enthalten war das neue Titelblatt der ST-Computer. Klar, dass ich erstmal vom Hocker gefallen bin, aber ich fand diese radikale, provokative Änderung gleichzeitig auch gut und geschickt. Wenige Tage später erhielt ich den ersten Laserausdruck des Heft-lnhaltes - einfach so zur Ansicht - und ehrlich, ich war begeistert. Ich möchte Thomas hier nicht unnötig Honig um den Bart schmieren - und diese Kolumne soll bestimmt auch nicht dazu verwendet werden, Mitarbeitern den Bauch zu pinseln. Das würde Sie sicherlich schnell langweilen. Aber ich denke, dass es auch wichtig ist, den Wechsel der ST-Computer genauestens zu beobachten und zu bewerten.

Mittlerweile ist das Heft schon einige Tage verfügbar, und die ersten Reaktionen der Leser treffen sowohl bei Thomas als auch bei mir ein. Klar, es ist wie bei den Parteien: Man wird nie eine Lösung haben, die für jeden einzelnen der mehreren tausend Leser hundertprozentig ist - doch wenn wir die Stimmung korrekt auswerten, dann wurde das bestmögliche Leserspektrum erreicht.

Nachdem mir die Situation also schon von Beginn an gefestigt scheint, habe ich mich zu folgendem Schritt entschlossen, von dem ich mir erhoffe, dass er dem Atari-Markt eine zusätzliche Stütze bieten kann: Die st-computer wird künftig kostenfreie Lizenzen an ausländische (Kleinst-)Verlage erteilen, wonach der redaktionelle Inhalt übersetzt werden und als st-computer des jeweiligen Landes gedruckt und verteilt werden darf. Alle dafür benötigten Daten werden selbstverständlich von uns geliefert, so dass der Umsetzung möglichst wenige Steine im Weg liegen. Auf diese Weise dürfte die jeweilige Redaktion Kosten in Höhe von mehreren tausend DM einsparen - was die Entscheidung, ein Atari-Magazin herzustellen, deutlich erleichtern sollte. Inwieweit dieses Angebot nun wirklich genutzt wird, hängt sicherlich auch davon ab, wie schnell es sich in der internationalen Atari-Gemeinde herumsprechen wird. Sollten Sie also Kontakte zu Anwendern in England, Frankreich, Australien, Kanada oder sonst irgendwo auf der Welt haben, geben Sie diese Nachricht doch einfach mal weiter. Vielleicht bekommt ja ein engagierter User im Ausland dadurch Lust, ein Atari-Magazin gemeinsam mit Freunden herauszugeben?

Ali Goukassian

Aqua = GEM?

Sagt Ihnen der Name "Aqua" etwas? Nein? Es handelt sich um die nagelneue Oberfläche der nächsten MacOS-Generation von Apple. Sie werden sich fragen, was dieses Betriebssystem bzw. dessen Oberfläche mit dem Atari zu tun hat - nun ja, man mag es zunächst nicht glauben, doch hat es ziemlich viel damit zu tun!

Was sind die großartigen Neuerungen von MacOS X? Die Fenster lassen sich nun in Echtzeit verschieben und können verkleinert am unteren Bildschirmrand plaziert werden, um Platz auf dem Bildschirm zu schaffen. Im Finder, dem MacOS-Desktop, lassen sich Ordner öffnen, ohne dass dafür jedesmal ein neues Dateifenster geöffnet werden muss. Um eine Ordnerebene tiefer zu gelangen, gibt es jetzt einen "Zurück"-Knopf. Um zu erfahren, welches Programm das aktive ist, muss der Anwender in die linke obere Ecke blicken.

Wem kommt das alles nicht bekannt vor? MagiC, N.AES und sogar die letzte Betaversion von Ataris MultiTOS bieten die sogenannte Iconify-Funktion. Damit lassen sich Fenster am unteren Bildschirmrand verkleinert darstellen, jeder Benutzer von MagiC oder N.AES kann Fenster im Hintergrund bedienen und sie in Echtzeit verschieben. Und dass ein Doppelklick auf einen Ordner im Desktop kein neues Fenster öffnen muss, ist schon seit TOS 1.0 bekannt.

Ob Steve Jobs wohl genug davon hatte, kein natives Atari-System für den PowerPC-Prozessor zu haben?

Joachim Fornallaz

Die an dieser Stelle geäußerten Meinungen spiegeln nicht unbedingt die Meinung der gesamten Redaktion wieder.



Aus: ST-Computer 03 / 2000, Seite 9

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