Neues rund um den Milan 040/060

Nachdem wir in der vergangenen Ausgabe nicht über die Fortentwicklung des Milan berichten konnten, wurden für das aktuelle Heft wieder eine Reihe an Informationen angesammelt.

Die größte und vielleicht derzeit auch wichtigste Neuerung für den Milan ist die MilanBlaster-Karte, eine Treiber-Anpassung für Standard Creative-Labs Soundblaster-Karten. Mit Hilfe dieses Treibers, der aus dem Hause WoIIer Systeme aus Berlin stammt, können Milan-Anwender nun endlich auch Soundblaster-Soundkarten am Milan betreiben. Dank einer optisch ansprechenden und funktioneilen Software (siehe Bild) ist der Anwender in der Lage, sämtliche relevanten Regulierungen wie Lautstärke, Bässe, Höhen usw. für die Soundausgabe einzustellen. Wird z.B. das interne Milan-CD-ROM-Lauf-werk über die Soundkarte angesteuert, kann die abzuspielende Musik darüber abgestimmt werden. Darüber hinaus sorgt der Kartentreiber für eine DMA-kompatible Soundausgabe, so daß alle Atari-Programme, die DMA-Sound produzieren, auch auf dem Milan mit dem MilanBlaster betrieben werden können. Dazu gehören auch Programme wie z.B. GemJing, mit Hilfe dessen auch das Inter-net-Surfen zum Hörerlebnis werden kann (vorausgesetzt der Web-Anbieter hat Sounds auf seiner Seite). Last but not least ersparen sich Midi-Fans den Erwerb der ISA-Bus Midi-Karte, die für 79,- DM angeboten wird, da auch die Midi-Schnitt-stellen einer jeden Soundblaster-Karte unterstützt werden. Dank eines angepaßten MROS-Treibers können nun alle Programme, die über MROS ihre Midi-Ausgabe realisieren, mit der Karte Zusammenarbeiten. Zur Zeit wird erkundet, ob ein Teil der bekannten HD-Recordingprogramme zumindest eingeschränkt (ohne DSP-Effekte) zusammen mit dem MilanBIaster funktioniert.

SCSI in Sicht

Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, sich einen Milan anzuschaffen, ist die Verfügbarkeit einer SCSI-Karte, so die einhellige Meinung vieler Atari-Anwender. Der Grund hierfür ist leicht nachzuvollziehen: Der größte Teil der bereits erworbenen Zusatzhardware der meisten Atari-Anwender (seien es nun CD-ROM-Laufwerke, Festplatten oder auch Scanner) basiert auf SCSI-Anschlüssen, da bislang kein Atari (vom Falcon einmal abgesehen) die IDE-Schnittstelle zur Verfügung stellte. Ursprünglich wollte das Hades-Team von Medusa-Computer-Systems aus der Schweiz die Anpassung, die bereits für den Hades geschrieben wurde, vornehmen. Doch nach gut einem viertel Jahr wurde leider festgestellt, daß der Treiber aus Zeitmangel nun doch nicht umgehend geschrieben werden könnte. Aus diesem Grunde hat sich das Milan-Team nun selbst an die Arbeit der Anpassung des SCSI-Treibers für NCR-kompatible Karten gemacht und konnte auf der Messe bereits die erste Beta-Version vorstellen, die von Festplatten lesen und auf Festplatten schreiben konnte. Dieser Treiber wird Anfang November verfügbar sein und zu einem Preis von 200,- DM in-kl. SCSI-Karte angeboten. Das Ansteuern von Festplatten, CD-ROM-Laufwerken, Scannern usw. wird dann kein Problem mehr sein.

060-Upgrade

Ein weiteres Messe-Debüt feierte der 68060-Prozessor für den Milan.

Auf Basis eines kleinen Daughterboards, das in den CPU-Sockel des Milan gesteckt wird, ist es möglich, den Milan mit einem Motorola 68060-Prozessor auszustatten.

Auf der Messe lief dieser mit einer Taktfrequenz von 50 MHz und konnte unter Quick-Index bereits eine 20fache Atari-TT-Geschwindigkeit vorweisen. Sobald es ein Upgrade oder einen Bastelvorschlag für die Taktung des Standard-Milan auf 33 MHz gibt, wird man den 060-Prozessor auch mit 66 MHz betreiben können. Laut Herstellerangaben soll das Upgrade auf den 060-Prozessor gegen Jahresende serienreif verfügbar sein.

Der Preis steht z.Z. noch nicht fest, doch aufgrund der immens hohen Preise für den MC 68060- Prozessor ist mit einem Aufpreis von knapp unter 1000,- DM zu rechnen.

Als Besitzer eines 68040-Prozessor-Milans wird man die alte CPU für rund 50,- DM in Zahlung geben können.

CDs selbstgebrannt

Die Firma SoundPool aus Zaberfeld hat auf der Messe ihr neuestes Projekt, den CD-Recorder für den Milan, vorgestellt. Das Besondere an der Milan-Version ist. daß diese auch IDE-CD-Brenner ansteu-em kann, was bedeutet, daß Milan-User nun auch auf Brennhardware in der Preisregion unterhalb 500 DM zurückgreifen können.

Wann die Software genau verfügbar ist, steht leider noch nicht fest, es ist aber davon auszugehen, daß SoundPool noch vor Jahresende wird ausliefern können.

Profi-Soundkarte

Darüber hinaus hat SoundPool bekanntgegeben, daß gemeinsam mit den Entwicklern des MilanBlaster z.Z. an der Anpassung der vom Musikmarkt her bekannten Gina-Card gearbeitet wird.

Hierbei handelt es sich um eine ausgezeichnete 24-bit, 8-KanaI-WandIer-Karte, die in vielen Musikfachzeitschriften beste Noten für ihre klanglichen Qualitäten erhalten hat und lediglich knapp 1000,-DM kostet. Da diese Karte auf PCI-Basis angeboten wird, entfallen kostspielige Adaptierungen.

VME-Adaptierung nun verfügbar

Endlich ist auch der VME to PCI-Konverter aus dem Hause Milan-Computersystems verfügbar. Diese kleine Karte wird lediglich in den PCI-Bus des Milan gesteckt und ermöglicht den Anschluß jeglicher VME-Bus-Hardware wie z.B. der STarTrack-Karte, aufgrund derer das Projekt ursprünglich in Angriff genommen wurde. Der Preis für diese Adapterkarte wird voraussichtlich bei 200 DM liegen. Die Verfügbarkeit wurde für Anfang bis Mitte November angekündigt.

Neues vom Web-Angebot

Auch die Internet-Präsenz des Milan macht kontinuierlich Fortschritte. Seit Ende September sind die Milan-Online-Seiten nun endlich auch in Englisch verfügbar, was einen schlagartigen Anstieg der Zugriffe zur Folge hat. Darüber hinaus können die Web-Seiten nun auch in Französisch, Holländisch und Schwedisch abgerufen werden, womit die Milan-Web-Präsenz die wohl internationalste aller Atari- und TOS-spezifischen Internet-Seiten bietet. Der Erfolg dieser aktiven Internet-Arbeit ist daher vorprogrammiert: Die Anzahl der Käufe aus dem internationalen Raum steigt kontinuierlich, und die Web-Zugriffe erreichten nach 5 Monaten die 700.000er-Marke. Der Dank richtet sich in diesem Zusammenhang an Thomas Raukamp und sein Web-Betreuungs-Büro, die innerhalb kürzester Zeit eine mehr als professionelle und weltweit anerkannte Web-Präsenz für den Milan geschaffen haben.

Gerüchte

Es waren auf der Messe diverse Gerüchte rund um den Milan zu hören. So z.B., daß schon in Kürze an dem Nachfolger des Milan gearbeitet werden soll, der in einer höheren Preisregion anzusiedeln sein wird und über moderne Anschlüsse wie z.B. USB-Port, AGP-Grafikkarten-Port uvm. verfügen könnte. Ggf. könnte der Nachfolger von Haus aus so konzipiert sein, daß die 80-MHz-68060-CPU von Motorola mit bis zu 100 MHz laufen könnte, womit eine unschlagbare Power-Workstation für TOS- und Linux-Betriebssysteme geschaffen würde. Wann dieser Rechner, dessen Projektname nicht genannt wurde, erscheinen wird, ist noch unbekannt.

Darüber hinaus heißt es, daß ein großer deutscher Distributor Interesse daran hat, den Milan als zukunftsweisendes System in die Kaufhäuser zu bringen, um allen Windows gefrusteten Anwendern, die mit dem Softwareangebot des Atari-Systems im Alltag bestens auskommen, eine echte Alternative zu bieten.

Das war es in diesem Monat mit den Milan-News, die uns allen viel Hoffnung geben sollten. Es ist klar zu erkennen, daß der Milan von den Anbietern am Markt akzeptiert und unterstützt wird. Und das ist wichtig für das Fortbestehen des Milan. Bedenkt man. wie viele Neuheiten innerhalb einer kurzen Zeitspanne erschienen sind, kann man nur guter Dinge in die Zukunft blicken.

Red.



Aus: ST-Computer 11 / 1998, Seite 59

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