Milan - Ab Juni 1998 endlich lieferbar

Endlich ist es soweit. Bereits für das erste Quartal 1998 angekündigt, wird der Milan ab Juni 1998 bundesweit bei den Milan-Fachhändlern verfügbar sein.. Lesen Sie nun, wie das endgültige System aussieht, warum sich der Veröffentlichungstermin verzögert hat und vieles mehr.

Kurz vor Redaktionsschluß stand uns wieder ein aktueller Milan zur Verfügung, um darauf nicht nur Geschwindigkeits-, sondern insbesondere auch Kompatibilitätstests ausführen zu können. Doch was hat sich in den vergangenen Wochen getan und warum hat sich die Produktion des Milan verzögert?

Treiberkonzepte

Zunächst mußte das PCI-BIOS, über das wir seit geraumer Zeit berichten, und das in naher Zukunft auch auf dem Hades verfügbar sein wird, nicht nur an den Milan angepaßt, sondern auch in das TOS integriert werden. Somit verfügt der ATARI-Nachfolger nun standardmäßig beim Einschalten über ein BIOS für den PCI-Bus, das in der Lage ist, einen Teil der PCI-Karten-Daten auszulesen und diese wunschgemäß zu initialisieren. Dies ist insbesondere für die Anpassung von PCI-Karten an den Milan wichtig, da sich die Programmierer von Treibern nun nicht tief in die Hardware des Milan einarbeiten müssen. Sie können die vom PCI-BIOS zur Verfügung gestellten Softwareschnittstellen nutzen und wissen, dass die darauf angepaßte Treibersoftware zukünftig sowohl auf dem Milan als auch auf dem Hades arbeiten wird.

Mit diesem PCI-BIOS, das nun nicht mehr nur ein Gerücht oder Phantom in den Köpfen der Entwickler ist, wurde ein bahnbrechender Schritt in Richtung Hardware-Erweiterbarkeit getätigt, der den Milan offen für Anpassungen aller Art macht. Der Dank für die Konzeption gilt Thorsten Lang, Michael Schwingen und Markus Fichtenbauer. Doch das ist nicht der einzige Schritt, der in den vergangenen Wochen getätigt wurde, denn neben dem PCI-BIOS wurde von der Firma SoundPool und dem Entwickler der STarTrack-Karte Stephan Wilhelm ein neues Xbios für den Milan und den Hades geschrieben.

Das Xbios wurde seinerzeit von ATARI für den Falcon entwickelt und stellt die softwaremäßige Schnittstelle für das Ansprechen jeglicher Falcon-Soundangelegenheiten dar. Das neue Xbios wurde mit Hinblick darauf entwickelt, dass die Zielsetzung sein sollte, Musiksoftware auf verschiedenen Sounderweiterungen laufen lassen zu können. Also wurde ein Xbios konzipiert, das auf der softwareabhängigen Seite weitestgehend kompatibel zum Falcon Xbios ist.

Nun ist es die Aufgabe der Entwickler einer Soundkarte (oder derjenigen, die eine Soundkarte an den Milan anpassen wollen), darauf zu achten, dass sie bei den Audio-Routinen nicht direkt auf die jeweilige Soundkarte zugreifen, sondern das Xbios nutzen.

Ferner muß die Software so sauber" geschrieben sein, dass auch sie nur die Xbios-Routinen (des Falcon oder der zukünftigen Hardware) nutzt.

Das Resultat ist, dass Audio-Software in Zukunft mit Hinblick auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten der jeweils eingesetzten und angepaßten Soundkarte auf jeglicher Erweiterung laufen wird. Soll z.B. ein DSP genutzt werden, der bei der einen oder anderen Karte nicht vorhanden ist, so meldet der Xbios-Treiber dies an die Software und diese verzichtet auf die Nutzung der DSP-Routinen und ist in diesem Punkt dementsprechend eingeschränkt einzusetzen.

Soundhardware

Bislang gibt es ein Xbios für die STarTrack-Karte, die mit ihren 1500,- DM ein phantastisches Preis/Leistungs Verhältnis besitzt, aber dennoch nicht für den reinen Heimbedarf geeignet ist. Bis zum Sommer soll es einen weiteren Xbios-Treiber für Standard-Soundblaster-Karten geben, so dass auf diesem Wege zumindest sehr preiswert auch Audio-Funktionen in Anspruch genommen werden können. Später sollen Treiber für die in Frankreich produzierte Falcon-Kompatibilitäts-Karte sowie seitens SoundPool für die inzwischen sehr bekannte „Gina-Card" erfolgen. Soweit die Soundkartenentwicklung für 1998. Wer nach Verbreitung des Milan noch weitere Sound- bzw. Audiokarten an den Milan anpassen wird, ist derzeit natürlich noch nicht klar.

Milan-Homepage

Seit Anfang Mai ist die Milan-Homepage unter „http://www.milan-computer.de (oder com)" zu erreichen. Erfreulicherweise ist diese eingeschlagen" wie eine Bombe, denn trotzt der Tatsache, dass weder Links auf dieser Seite bestehen konnten noch Werbung über Printmedien gemacht wurde, besuchten nach zwei Tagen schon über 2500 ATARI-User weltweit diese Seite. Dabei erreichen den Webmaster Thomas Raukamp Mails aus der gesamten Welt. Darunter auch eine Vielzahl von Kaufanfragen aus aller Herren Länder, was positiv in die Zukunft schauen lässt.

Die Milan-Homepage erweist sich als äußerst vielseitige und informative Internet-Anlaufstelle insbesondere für Milan-User, aber auch für ATARI-Anwender im allgemeinen. Das Angebot, das von Thomas Raukamp Communications konzipiert und realisiert wurde, ist so zahlreich, dass man sich nahezu stundenlang durch die Seiten bewegen kann und immer wieder Neuigkeiten finden wird. Besonders gelungen ist die ausführliche Link Liste, auf der detailliert nahezu alle relevanten Soft- und Hardwareanbieter aufgelistet sind. Sollte jemand das Gefühl haben, auf dieser Liste noch zu fehlen, so kann er direkt von der Milan-Homepage eine Nachricht an den Webmaster versenden.

Ebenso erfolgreich wurde der Newsletter aufgenommen, den man direkt von den Internet-Seiten aus abonnieren kann, so dass man in unregelmäßigen Abständen neueste Nachrichten zum Milan per Email zugesendet bekommt. T.R. Communications ist mit den Milan-Seiten eine Web-Präsenz gelungen, die eines Computerherstellers würdig und jederzeit einen Besuch wert ist.

Milan mit Motorola 68060-Prozessor

Selbstverständlich wird es für den Milan auch eine Möglichkeit geben, das System mit einem 060er Prozessor auszustatten. Hierzu wird derzeit ein Daughter-Board entwickelt, das anstelle der 68040-Prozessors eingesetzt wird. Noch ist unklar, ob das Daughter-Board vielleicht auch einen ScondLevel-Cache enthalten wird, um die Performance des Milan weiter zu steigern. Finanziell wird es allerdings kaum einen Unterschied machen, ob der Anwender direkt mit einem 060-Prozessor anfängt oder später umsteigt. Ein genauer Erscheinungstermin für diese Karte ist noch nicht bekannt, aber es wird im Herbst mit ihr gerechnet.
Derweil tüftelt die Redaktion aus, inwieweit man den Milan gefahrenlos tunen kann...

SCSI-Karte

Sicher ist, dass es schon in Kürze, d.h. fast parallel zur Auslieferung des Milan, eine SCSI-Karte für den neuen Rechner geben wird. Viele ATARI-User haben zwangsläufig SCSI-Hardware verwendet, so dass die Weiternutzung der Peripheriegeräte notwendig wird. Der Preis für eine Standardkarte wird mit Sicherheit unter 200,- DM inkl. der dazu notwendigen Treiber liegen. Für höhere Ansprüche unterstützt der Treiber auch Ultra-Wide-SCSI-Karten, mit Hilfe derer ein Festplatten-Datendurchsatz von 10 MB/s und mehr erreicht werden kann. Wer allerdings keine besonderen SCSIGeräte anschließen will, sollte sich die Anschaffung der Karte aus Kostenersparnisgründen überlegen, denn moderne IDE-Platten arbeiten ähnlich schnell wie SCSI-Komponenten, und z.B. auch SoundPool wird nicht nur mit dem CD-Writer IDE-Geräte unterstützen. Woller & Link hat bereits jetzt schon Treibersoftware zum direkten Anschluß von Parallel-Port-Zip-Drives am Druckerport des Milan fertiggestellt! Auch Scannertreiber usw. sollten nicht lange auf sich warten lassen.

Netzwerkkarte

In der kommenden Ausgabe werden wir Ihnen nähere Details zur Netzwerksoftware präsentieren können. Klar ist, dass die Administrationssoftware einen perfekten Eindruck macht und auch auf anderen Rechnersystemen eine vergleichbare Qualität sucht. Das auf 10 Mbit Datentransfer basierende Netzwerksystem, das u.a. auch von der Firma AG-Computertechnik vertrieben wird, ermöglicht das Vernetzen sowohl von Milan- und Hades-Systemen untereinander als auch das vermischte Vernetzen mit Win95, Linux und Windows NT-Systemen. Bedingung für die Einbindung in diese Systeme ist lediglich, dass ein Netzwerkfreiber mit TCP/IP-Protokoll installiert ist. Dabei ist es egal, ob nur 2 Rechner miteinander vernetzt werden sollen oder gar 50.

Mit Hilfe dieser Lösung wäre es denkbar, am heimischen Schreibtisch einen Spiele-PC parallel zum Milan zu betreiben. Dank verfügbarer Multifunktions-Umschaltboxen könnte der User an einem Terminal (Bildschirm, Tastatur und Maus) zufriedenstellend arbeiten, ohne sich mit vielen Geräten den Schreibtisch vollstellen zu müssen.

TV-Karte

Wie wir erfahren haben, wird derzeit auch an der Realisation einer TV-Karte gearbeitet, so dass der Milan-User in absehbarer Zeit mit seinem Computer auch fernsehen und einzelne Bilder aus Filmen, dem Fernsehen oder von der Videokamera snappen können sollte. Aber über den Zeitpunkt der Verfügbarkeit dieser Karte gab es bislang noch keine Aussagen.

Das Softwarepaket

Einen Rechner zu liefern ist die eine Sache, aber einem Kunden oder Neueinsteiger ein adäquates Programmpaket mitzuliefern, das ist eine andere Sache. Das Milan-Team hatte sich vorgenommen, den Käufern ein interessantes Softwarepaket mitzuliefern, ohne die verbliebenen Softwareentwickler des ATARI-Marktes damit zu schädigen. So wurde ein Konzept entworfen, das unter dem „home"-Lable veröffentlicht wird.

Demnach werden dem Milan bekannte Programme in einer „home"-Version beiliegen, die deutlich mehr kann als eine Test- oder Demoversion, also voll einsatzfähig ist. Gleichzeitig wird es aber dennoch Einschränkungen gegenüber den Standardversionen geben, so dass dem Kunden bei dem Bedarf der einen oder anderen besonderen Funktion die Möglichkeit gegeben wird, günstig ein Upgrade direkt beim Hersteller der Software zu erwerben.

Folgende Programme werden dem Milan beiliegen:

papyrus 6 home

Hierbei handelt es sich um eine komfortable und vielseitige Textverarbeitung mit integrierter Intelliview-Correction (Rechtschreibkorrektur). Die Software entspricht in weiten Teilen der aktuellen Version 6 von papyrus. Lediglich einige Funktionen bzgl. der grafischen Layoutmöglichkeiten wurden eingespart. Somit entspricht papyrus home dem idealen Programm für den reinen Textverarbeitungsbedarf im Büro und zu Hause.

Texel home 2

Komfortable Tabellenkalkulation aus dem Hause Application Systems Heidelberg, die gegenüber der Standardversion auch nur in einigen Funktionen eingeschränkt wurde, die für den Privatgebrauch irrelevant sind.

Smurf home

Smurf ist ein ausgezeichnetes Grafikprogramm, das insbesondere für zwei Schwerpunktanwendungen geeignet ist: Bildkonvertierung und Effektbearbeitung. Hierfür stehen nicht nur eine Reihe schneller Konvertierungsmodule, sondern auch viele Bildbearbeitungseffekte wie z.B. Drop Shadow, Twirl,... zur Verfügung. Die Horne-Version wurde hinsichtlich der Anzahl der unterstützten Bildformate und Bildeffekte geringfügig eingeschränkt.

Leider haben wir so kurzfristig keine weiteren Programme testen können, werden dies aber bis zur kommenden Ausgabe nachholen. Grundsätzlich hat sich bestätigt, dass in der Regel alte Programme, die auf dem TT oder dem Falcon laufen, auch auf dem Milan ihren Dienst verrichten.

Pixart 4.4 home

Pixart versteht sich als ideale Ergänzung zu Smurf, denn dieses Programm eignet sich ausgezeichnet zum kreativen Zeichnen von Grafiken aller Art. Hierzu stehen dem Grafiker eine Vielzahl von Zeichen- und Effektwerkzeugen zur Verfügung. Zeitgemäß ist auch das Bearbeiten und Speichern von (transparenten) GIF- und JPG-Bildern.

Draconis Internet-Package (HomeVersion)

Bleiben wir beim Thema Internet: Mit dem brandneuen Draconis-Paket der Firma M.u.C.S. kann der Milan-User nun bequem ins Internet gelangen, surfen, Emails versenden/empfangen und vieles mehr. In der Home Version kann man nur eine begrenzte Anzahl von Emails empfangen. Auch ist die maximale Größe der Files, die versendet werden können, eingeschränkt. Doch mit dem neuen Look (ab Ende Mai) verfügt der Milan-User mit Hilfe von Draconis über ein adäquates Surf-Package.

Kleinigkeiten

Neben den oben genannten Programmpaketen erhält der Milan-User auch eine Vielzahl kleinerer Programme wie z.B. einen Texteditor, Bildschirmschoner, Taschenrechner ünd Spiele für den Zeitvertreib. Selbst wenn man den reinen „HomeWert" dieser Produkte betrachtet, erhält der Milan-User bei dem Kauf jedes Milans Software im Wert von über 200,- DM. Das sollte sich für jeden Milan-User rentieren! Parallel hierzu soll wieder ein Softwarevertriebsnetz entstehen, das dem Kunden die Möglichkeit geben wird, Software nicht nur über den direkten Versandweg, sondern auch über den Milan-Fachhändler vor Ort zu bestellen.

Milan weltweiter Vertrieb

Damit konnte die ATARI-Weit nun wirklich nicht rechnen. Waren für den Start des Milan noch Vertriebspartner in Holland, Frankreich, England, der Schweiz und Italien geplant, so hat sich das Vertriebsnetz soweit ausgebreitet, dass die Versorgung nun auch in Kanada und den USA gewährleistet ist. Das Netz an Anbietern weitet sich kontinuierlich aus, wobei die Ausweitung auf die vielen Kundenanfragen zurückzuführen ist. Das macht die Situation immer spannender!

Bis demnächst

Das war es für diese Ausgabe von den Milan-News, und wir meinen, es hat sich wiederum eine Menge getan. Versäumen Sie es nun nicht, im Juni Ihren Fachhändler nach einer Systemvorführung zu fragen. Nebenstehend finden Sie eine kleine Kompatibilitätsliste. Kurz vor Redaktionsschluß ist es uns leider nicht gelungen, eine ausführlichere Liste zusammenzustellen, doch in Zusammenarbeit mit den Milan-Fachhändlern wird diese sicherlich rasch ausgebaut werden!

Redaktion

Kompatibilitätsliste

Adimens, After Dawn, Artworks, Audio-Tracker (in der Regel sämtliche Soundpool-Produkte), Box Kite, Calamus 1.09, Calamus SL, CAB, CD-Recorder, Cypress, Draconis (z.Z. Anpassung), Formula (z.Z. in monochrom), GemView, Graph Tool, HD-Driver, HP-Pinguin, Interface, Jinnee, LZH Shell, Maxidat N.AES, NVDI papyrus (ohne Cache), PixArt, Photo Line (TT-Version), Phoenix Datenbank, Pure C, Pure Debugger, qed, SED Disktool, Script(z.Z. in monochrom), Signum 3! (andere Versionen noch nicht getestet), Smurf, STartrack-Software, ST Guide, ST ZIP, Tempus Word, Texel, That's Write, Wdialog, Zoom



Aus: ST-Computer 06 / 1998, Seite 18

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