Ein neues Jag-Game im Anmarsch: Zero 5

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Nur sehr zähflüssig kommen neue Jaguar-Spiele auf den Markt.Aber dennoch: Die Gemeinde der Raubkatzen-Fans gibt nicht auf und hält der 64- Bit-Konsole die Treue.

Prüfen wir also den neuesten Hoffnungsträger.

Ein wenig verwunderlich ist es schon, dass es mit dem Publizieren neuer Spiele für den Jaguar stets so lange dauert, was definitiv nicht an der langen Entwicklungszeit liegen kann. Schließlich wurde ZERO 5 in einer vertriebsreif erscheinenden Version schon im vergangenen Jahr auf der ATARI-Messe in Frankreich vorgestellt.

Sei's drum, Telegames bemüht sich noch immer um die Versorgung der Raubkatze - und das ist auch gut so.

Dem einen oder anderen wird der Titel sicherlich bekannt vorkommen. Schließlich ist dieses Spiel von der Softwareschmiede "Caspian Software" schon 1995 in England für den STE released worden. Seinerzeit war es ein sehr beliebtes und hoch eingeschätztes Weltraumspektakel. Schauen wir einmal, wie denn die Konsolen-Umsetzung gelungen ist.

Die Story

Wir schreiben das Jahr 2044 und eine Handvoll Aliens hat eine Invasion auf die Erde geplant. Diese ist natürlich auf solch feindlich gesinnte Zeitgenossen eingestellt und verfügt Über eine Schutztruppe, die unter dem Namen "DEFCON" agiert. Zur Verfügung stehen DEFCON sogenannte Hit-Pak Raumschiffe und Bambam Kampfflugzeuge.

(Damit zeigt Zero 5 schon seine inhaltliche Ähnlichkeit zu Wing Commander, dem bekannten PC-Weltraum-Spiel.)

Damit dieses Spielgeschehen nun nicht innerhalb kürzester Zeit langweilig wird, haben die Programmierer 15 Missionen erstellt, die wiederum aus Unterspielen bestehen:

  1. Der Spieler muss sich der Bambams bedienen und hinaus ins Weltall fliegen, um dort die feindlichen Alien-Raumschiffe zu bekämpfen.

  2. Zur Verteidigung der Erde werden außerdem die Kanonen der HipPak- Raumschiffe eingesetzt und gesteuert, um die Gegner auszuschalten.

  3. Bambams müssen Tunnels und enge Canyons in höchstem Tempo durchfliegen, um dort die Basen der Alien anzugreifen.

Das Spiel endet jeweils dann, wenn man auf seinen Schlachtzügen zu viele Schäden davonträgt. Andererseits kann man sich nach Beendigung einer Mission aussuchen, ob man in einem Sublevel weiterkämpfen oder zur nächsten Mission wechseln möchte.

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Soweit wäre eigentlich alles zum Spielablauf gesagt. Klingt doch schon einmal gar nicht so schlecht - oder? Schauen wir nun, wie das ganze spielerisch und grafisch umgesetzt wurde.

Grafik

"Das Auge ißt mit", heißt es so schön, und gemessen an bisherigen Jaguar-Games kann sich der Spiele bei Zero 5 auf eine kulinarische Spezialität freuen. Die Programmierer haben sich redlich bemüht, alles Realisierbare auch in die Tat umzusetzen. Von Beginn an wird der Spieler von einem bunten Meer an schnellen und bewegten Bildern umgeben.

Sämtliche animierten Bilder bestehen aus schnellen und butterweich animierten Polygon-Grafiken, die mit Schatteneffekten oder Texturen versehen sind. Darüber hinaus gibt es aber auch herrliche Pixelgrafiken, beeindruckende Explosionen und plastisch wirkende Sprites. Aber die Kunst dieser Komposition bekannter Möglichkeiten besteht darin, eine Bildwiederholfrequenz zu erreichen, die echtes Feeling aufkommen lässt. Auch das ist gelungen!

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Sound

Auch hier wurde nicht gespart. Die Programmierer sagten sich wohl, dass sie getreu dem Motto "wenn schon, denn schon" handeln und gleich ein rundum gutes Game abliefern müssten. Die Sprach- und Soundsamples wurde so rauscharm wie möglich integriert. Damit der Spieler richtig in Fahrt kommt, läuft im Hintergrund Techno-Musik vom Feinsten, die zudem auch noch so lang und komplex ist, dass man nicht immer wieder mit den gleichen Tracks vollgedudelt werden muss.

Spielbarkeit

So genial das ganze "Drumherum" auch ist, hier muss man leider einige Abstriche machen. Nicht nur, dass die Subgames ein wenig simpel sind, auch rein spielerisch gibt es hier und da Probleme, die das Spielen an sich schwierig gestalten.

Besonders enttäuschend ist die mit "360 Grad steuerbare" Bambam-Lenkung. Tatsächlich sieht man diese Flugobjekte aus der Perspektive eines Hinterherfliegenden. Will man nun auf Gegner schießen, muss man das eigene Raumschiff direkt davor stellen. Atemberaubende Flugmanöver mit Drehungen in alle nur erdenklichen Richtungen sind aber kaum möglich, zumal bei einer 180-Grad-Drehung das eigene Flugzeug direkt auf den Spieler zeigt!

Der einzig wirklich gute Modus ist der des Tunnelfluges, bei dem das Flugobjekt bei konstant hoher Geschwindigkeit geradeaus fliegt. Gegner müssen bei diesem Flug zerstört werden, was sich in der Praxis aber auch als schwierig erweist. Dies spiegelt aber den gesamten Schwierigkeitsgrad des Spieles wieder. Dieser ist nämlich sehr, sehr hoch, so dass man die eine oder andere frustrierende Stunde an der Raubkatze verbringen muss, um erste motivierende Ergebnisse zu erzielen.

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Fazit

Naja, das Spiel soll auch nicht schlechter gemacht werden, als es wirklich ist, aber wie schon der eine oder andere Vorgänger scheitert auch dieser Versuch, ein wirklich atemberaubendes 3-D-Weltraumspiel zu kreieren. Zwar sind Grafiken und Sound exzellent, doch das Gameplay kommt deutlich zu kurz. Wem kann man den Kauf also empfehlen?

Alle denjenigen, die die eine oder andere Schwierigkeit bzw. unglückliche Lösung als Herausforderung betrachten und testen möchten, ob Fingerspitzengefühl und Spielgeschick dazu ausreichen, die Schwächen der Programmierung zu kompensieren. Wer nach diesem Test entschieden hat, sein Jag-Budget lieber für andere Titel aufzubewahren, dem können wir schon jetzt eine Empfehlung aussprechen: Noch im Dezember soll der PC-Kassenschlager Worms erscheinen!

Hersteller: Caspian Software
Genre: Weltraum-Shooter
Rechnertyp: Jaguar
Monitortyp: TV, RGB
Wertung:
Grafik: 84%
Sound: 79%
Spaß: 60%
Gesamt: 65%


Red.
Aus: ST-Computer 01 / 1998, Seite 51

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