Falcon Scene: Der Überfall

GLOOP...irgendwie kommt einem das alles bekannt vor.

Haustür: Tröt, Tröt!

Ich: Identifikation?

Wechselsprechanlage: Guten Tag! Mein Name ist Thyroxin, meine Stimme ist mein Paß, verifizieren bitte.

Ich (denkend): Oh.

Daraufhin betraten Thyroxin und Jet von AVENA schwer bepackt mit Hardware meine Wohnung und verkündeten: "Weißt du was, wir machen eine Session, und zwar hier, bei dir". "Eh-hm, alles klar, kommt doch rein, baut die Rechner auf, nehmt euch ‘nen Keks..."

Tja, so kam das, und statt die Falcon-Scene in gewohnter Ruhe zu tippen, entstand diese praktisch live auf einer AVENA-Session.

Aber erst mal nachträglich ein Hallöchen an Euch, liebe Leser. Was macht man nun aus der Situation?

Ich weiß, ich werde mal die zwei neuen Demos von der "Place to be 4"-Party (in Frankreich) vorführen, dann gibt's dazu einen Kommentar von echten Scenecodern. Leider habe ich vorerst nur die Demos bekommen, mehr Informationen über die Party selbst gab es zur Zeit nicht.

OK, das erste Demo kommt von den Misfits und trägt den Titel Gloop. Von dieser Gruppe habe ich auf dem Falcon noch nichts gehört, schauen wir also mal, wie sich ihr Einstand macht: Irgendwie erinnert das Demo musikalisch und optisch stark an das letzte Toons-Demo, zu funkender Jahrmarktmusik gesellt sich knallbunte Teddygrafik. Technisch sind sie allerdings eine Spur besser, die gezeigten Vektoreffekte sind ganz ordentlich. Allerdings wird nichts Neues geboten.

Und nun die Meinung der "Experten":

JET:
Traditionelle Falcon-Effekte in einem interessanten Gewand!

Thyrox:
Nicht mehr zeitgemäß, aber originelles "Die Sein" (Übersetzung für "Outsider": Design), coole Doteffekte!

Das nächste Demo kommt von SCARFACE, die mir ebenso unbekannt sind (interessant, daß es in Frankreich immer wieder neue Falcongruppen gibt). Sie haben die "Competition" gewonnen. Ihr Beitrag gibt sich klassischer, man kann sogar von einem eigenen Style sprechen. Ebenfalls zu funkender Musik werden coole Vektorroutinen gezeigt, auch ein paar neue Effekte sind zu bestaunen. Am Schluß gibt es einen der beliebten rotierenden Zoomer, der es aber in sich hat. Denn beim Näherzoomen erkennt man keine Pixel, offensichtlich haben sich die Jungs ein Verfahren ausgedacht, um während des Zoomens zwischen den Pixeln zu interpolieren. Alles läuft sehr flüssig ab und hinterläßt einen soliden Eindruck. Dieses Potential macht schon auf das nächste Demo von SCARFACE gespannt. Und wieder die Kommentare:

JET:
Nicht alles, was glänzt ist Gold und hat daher den Ersten nicht verdient! Mir gefiel die Gloop besser.

Thyrox:
Siehe oben - ansonsten interessanter RGB-Cube.

Alles klar, natürlich geht es bei unserer Session auch um die neue AVENA-Demo, die ja noch auf sich warten läßt. Laßt Euch mal überraschen. Ein Weilchen lassen wir uns aber noch Zeit, soll dieses Mal halt ordentlich gestylt werden (und sauber laufen (hi,hi)).

EscAPE PAINT

Nachdem es nun für den Falcon eine ordentliche Anzahl brauchbarer Scenegrafik program me gibt, reißt die Kette immer noch nicht ab. Der neueste Kandidat von NO/Escape macht in seiner frühen (V.0.5) Version schon eine gute Figur. Für alle, die es gern ordentlich haben und denen Indypaint zu puristisch ist, stellt EscPaint seine Menüs in einer übersichtlichen GEM-Umgebung dar. Hier kann man die zahlreichen Optionen bequem anwählen und das Programm nach seinen Wünschen konfigurieren. Optionen sind viele da, neben den üblichen Zeichenfunktionen gibt es zahlreiche Varianten der Manipulation von Grafikblöcken (z.B. mit verschiedenen Verknüpfungsmodi), wie sie aus Indypaint bekannt sind. Zum eigentlichen Painten geht es dann aber in eine „gewohnte" NonGEM-Umgebung (damit es schnell ist). EscPaint beweist, daß sich der Autor die Kontrahenten genau angesehen hat und offeriert so ziemlich alle nützlichen Funktionen, die sich schon bewährt haben. So kann man mit dem Zahlenblock die TrueColor-Farben wie bei Indypaint wärend des Zeichnens frei einstellen. Aber natürlich gibt es auch eine editierbare feste Palette. Besondere Mühe hat man sich bei der Realisierung der Lupe gegeben. Hier stehen gleich mehrere Variationen für ehemalige Neochrome- oder Degasbenutzer bereit, die Lupe bietet dann auch mehrere Zoomstufen und ermöglicht vor allem ein zügiges Arbeiten. Übrigens sind auch alle anderen Blockrotations- und Scalierungsfunktionen etc. so realisiert worden, daß immer ein flüssiges Echtzeitarbeiten möglich ist. Neben allen gängigen Scenegrafikformaten unterstützt EscPaint zusätzlich das TGA-Format, so daß man zur kommerziellen Welt kompatibel bleibt. Die einzige Einschränkung besteht in der Größe der Arbeitsbildschirme. Diese sind nämlich "nur" 320x200 Pixel groß. Somit ist EscPaint wohl am interessantesten für reine VGA-Monitorbesitzer, denn außerdem ist für das GEM-Menü eine 640x480er Auflösung zu empfehlen, welche bei RGB-Monitoren durch Interlacing schon sehr nerven kann. Nicht unerwähnt möchte ich die Schnittstelle für eigene Grafikroutinen lassen: EscPaint bietet dafür Slots an, die es dem Programmierer ermöglichen, das Grafikprogramm mit eigenen Bildbearbeitungseffekten aufzustocken. Erhältlich ist also ein wirk lieh durchdachtes Grafiktool, und zwar bei:

Norman Feske
Cämmerswalder Str.19
01189 Dresden

oder halt in den üblichen Mailboxen.

Die schicke Oberfläche von EscapePaint.
WebSpace, der ATARI-Netscape?
Und hier ein Blick auf den ST-Doom-clone.

Nun endlich auch für den ST!

Kaum hab ich gesagt, daß ich mich in Zukunft auch mal wieder dem guten alten ST zuwenden werde, fällt mir doch glatt eine ziemlich interessante Software für die "8 MHz Mühle" in die Hände.

Vor einiger Zeit versorgte Unique Dev. Sweden ja endlich die STE-Bcsitzcr mit einem passablen Doom-Clone in Form von "Substation". Und nun scheint es sogar für die Anhänger des reinen ST dreidimensionale Firstpersonaction zu geben. „Destruction Imminent" ist der Titel dieses Games, das in einer spielbaren Demoversion in den Boxen liegt und für nicht einmal 10 engl. Pfund vom Autor bezogen werden kann:

Goodmans
16 conrad close
meier Hay estate. logton.
stoke-on-TRENT
ST3 1SW
UK

D.I. bietet zwar keine so schicke Präsentation wie SUBSTATION, muß sich aber keinesfalls hinter jenem verstecken. Das Sichtfenster ist zwar etwas kleiner, die Grafik aber wirkliches Texturmapping (nicht „nur" Garoudshading). Zeichentechnisch macht die Grafik allerdings nicht besonders viel her, dies läßt sich jedoch verschmerzen, da ansonsten alles vorhanden ist, was ein entsprechendes Game benötigt. Der Spieler wählt aus 5 unterschiedlichen Waffentypen (sogar eine Handgranate ist im Gepäck), sammelt Medizinpäckchen, Munition und Schlüssel. Er wehrt sich seiner Haut, wie gehabt gegen verschiedene Gegner. Und das 25 Level lang. Eine Automappingfunktion und Radar wurden auch nicht vergessen, dazu gibt es Di-gisound, und auf dem STE werden die besseren Fähigkeiten unterstützt. Das alles macht einen soliden Eindruck, und da ST-besitzende Fans dieses Genres ja kaum Alternativen haben, freut man sich, daß endlich mal wieder Gamenachschub kommt.

Internet?

Tja, das ist ja nun mal auch für uns ATARIaner interessant, und es gibt wohl einen ganz anständigen Browser namens CAB mit dazugehörigen Tools, aber das allein reicht leider nicht aus. Man muß sich nämlich mit der Materie auskennen, um mittels CAB „internetten" zu können.

Auf dem PC ist das einfacher, denn auf fast jeder CD, die einer PC-Zeitschrift beiliegt, befindet sich CompuServe oder AOL Software, die von jedem Kind installiert werden kann und sich dann nahezu automatisch konfiguriert. Zehn Minuten später ist man eingetragener User und kann lossurfen.

Internetneulinge mit ATARI können nun aber endlich aufatmen, denn das französische Softwarehaus „OXO-Concept" hat sich des Problems angenommen:

Der HTML-Browser „WebSpace" bringt auch auf den ATARIs modernes Internet-Environment. Es handelt sich dabei um einen GEM-konformen Browser, der voll kompatibel zu den HTML 3.2 Spezifikationen ist und die nötigen Tools für Newsgroups, E-mails und FTP beinhaltet. Es wird also tatsächlich möglich, auf allen ATARIs (ab 1MB RAM) eine benutzerfreundliche Internetoberfläche zu haben, ohne sich mit einem Haufen Patches herumschlagen zu müssen. Leider waren die Informationen zu „Webspace" recht knapp, aber ich denke, sobald diese Software fertig ist, wird sie haushohe Wellen schlagen, so daß es dann auch offizielle Pressemitteilungen gibt. Dieses Info sowie den Screenshot habe ich von der OXO-Concept Homepage.

Und schon bin ich am Ende angelangt, wir werden wohl noch ein paar Stunden vor den „Kisten" verbringen.

Mit Grüßen an SILLI, GWEN und MERLE verabschiede ich mich für diese Falconscene von Euch.

ciao, Art- fo CREAM/AVENA


Kay Tennemann
Aus: ST-Computer 12 / 1996, Seite 54

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